laut.de-Kritik

Kraftvolles Werk mit Mut zur Erneuerung.

Review von

Kennern des Star Trek-Universums wird nicht entgehen, dass sich die Band auf ihrem Cover-Artwork wie Mitglieder der Borg-Familie präsentiert. Wollen Liquido uns damit mitteilen, dass sie in der Lage sind, auf die sich permanent verändernden Trends zu reagieren? Oder will man sich fremde Stärken aneignen, um die eigene Individualität zu optimieren?

Einen Stilwechsel hat die Band zwar nicht vollzogen, neue Errungenschaften sind aber deutlich vernehmbar. Die satten Rockgitarren zu ohrgängigen Melodien kennt man bereits, neu ist die ausgeprägte Tendenz zu elektronischen Arrangements. Eine Tendenz zum Synthiepop der 80er und ein Hauch von Glamrock schwingen hier und da mit.

Die 17 Songs teilen sich auf in drei Zoomlevel, wobei eine klare musikalische Differenz zu der jeweils höheren Ebene nicht zwingend zu vernehmen ist. Im Opener "Drop Your Pants" ranken sich Keyboardlinien um ein kerniges Gitarrenriff und dominante Drums, den mit Sprechgesang vorgetragenen Strophen folgt ein der Band typisch hymnischer Refrain. Ähnlich strukturierte Lieder finden sich einige auf diesem Werk.

Der Überhit "Narcotic" hängt dieser Band wie ein Klotz am Bein. Mit "A One Song Band" setzt sie sich genau damit ironisch auseinander, dicht instrumentiert wird der harte Sprechgesang vom weicheren Refrain gebrochen. Die nächsten Songs offenbaren sich als Elektropopnummern, die Gitarren nehmen sich zurück, die Gesangsstimme trägt dementsprechend weichere Züge.

Die Dancefloor-Nummer "Hyppocrite" eröffnet Level 2 treibend mit kernigem Beat und Mitsingrefrain, das ruhige "Way To Mars" überrascht mit flauschigem Keyboardspiel und schöner weiblicher Zweitstimme. Das Intro zum rockigen "Gameboy" erinnert heiter an die einstige Toto Lotto-Melodie "Popcorn" von Hot Butter, ehe die krafttvoll flächige E-Gitarre die Führung übernimmt.

Will man Referenzen bemühen, dann lässt sich die Bloodhound Gang anführen, zumal sich Wolfgang Schrödels Gesang immer wieder an dem von Jimi Pop Ali zu orientieren scheint. Als trefflichstes Beispiel ist "Easy" dienlich. Bei der permanent flirrenden Klangdichte und überwiegend flotten Rhythmik klingt der verhältnismäßig behäbige Schlusstrack "Agree To Stay" äußerst angenehm.

Der Heidelberger Band ist es zugute zu halten, dass sie ihre melodisch kraftvollen und soliden Songs sehr ambitioniert verpackt. Ein Schritt, der möglicherweise in die richtige Richtung führt.

Bleibt festzuhalten, dass sich Liquido ähnlich wie die Borg zwar längst vergangene Trends einverleiben. Diese Aneignung gepaart mit der eigenen Individualität kann auch als Neuerung bezeichnet werden und rockt ordentlich. Zur Unsterblichkeit führt das aber noch lange nicht.

Trackliste

  1. 1. Zoomlevel 1.0: Acting Large
  2. 2. Drop Your Pants
  3. 3. A One Song Band
  4. 4. 2 Square Meters
  5. 5. Pop The Bottle
  6. 6. Beyond The Turmoil
  7. 7. On A Mission
  8. 8. Zoomlevel 2.0: Flying High
  9. 9. Hypocrite
  10. 10. Way To Mars
  11. 11. Gameboy
  12. 12. Mercury
  13. 13. Zoomlevel 3.0: The Afterglow
  14. 14. We Are Them
  15. 15. Best Strategy
  16. 16. Easy
  17. 17. Agree To Stay

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27 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    um noch mal auf Zoomcraft zurückzukommen - habs jetzt erst in den Händen - und ja! Ich finds schön, dass die sich endlich mal von der Pop-Rock Schiene wegtrauen. Kann aber auch sein, dass ihr Management sie jahrelang nicht gelassen hat - kann ja auch sein^^

  • Vor 15 Jahren

    Bin ich denn der einzige, der vom neuen Album enttäuscht ist??!
    Was ist aus meiner Lieblingsband mit den eingängigen Melodien, dem hohen Rockfaktor und dem für mich damals unverwechselbaren Sound geworden?
    Der Stilwechsel hat sich ja schon beim 3. Album angebahnt. Aber es war noch recht hübsch gemacht. Auch noch paar Ohrwürmer mit dabei. Aber bei "Zoomcraft" ist nix mehr übrig von dem Sound, der ins Ohr geht und hängen bleibt! Noch so ne Scheibe werd ich mir 100%-ig nicht mehr antun.
    Ich meine, dieses ganze elektronische Geschnörkel macht doch die gute handgemachte Mugge von einst völlig zur Sau. Wieso dieser Kurswechsel??
    Das erste Album war Klasse, das zweite Album "At the Rocks" ist einfach genial, und auch das dritte Album "alarm! alarm! war noch (bis auf den Titel) nach meinem Geschmack. Das war alles noch rockbar. Deshalb versteh ich auch die Kritik hier von laut.de nicht ganz. Hier rockt fast gar nix mehr. Diese Art von Musik ist für mich einfach nicht befreiend, nur zu selten blizt altes Können auf!
    Schade schade!

    Ich geb die Hoffnung nicht auf und hoffe, dass die Jungs sich auf alte, erfolgreiche Zeiten á la "play some rock" besinnen.

    Es gibt nur einen einzig richtigen Weg, mich als Fan zu behalten. Und der heißt BACK TO THE ROOTS!

  • Vor 15 Jahren

    War so eben mal auf der Homepage von LIQUIDO!
    Wie es sich schon irgendwie im Vorfeld angekündigt hatte, wird sich die Band nun doch offiziell trennen.