laut.de-Kritik

Garage-Postpunk mit einem Hauch von Jane Birkin.

Review von

Bassgitarren im Desert Rock-Style von Calexico und eine helle, charmante Stimme – viel mehr brauchen die Argentinierinnen nicht, damit die Unterhaltung auf ihrem sechsten Studioalbum fast perfekt gelingt. Das liegt vor allem am unbeschwerten, lasziven Gesang in Songs wie "Baby", "Closer", "He's Who's" und "Despite" - Jane Birkin hat ihre Stimmbänder in jungen Jahren kaum verführerischer eingesetzt.

Die beiden Las Kellies-Musikerinnen Ceci und Sil wechseln sich mit den Vocals ab, ihre Stimmen verbinden sich aber auch: Chorales Raunen und distanziertes Rezitieren prallen in "White Paradise" auf LSD-geschwängerte E-Guitar-Licks und überdrehtes Reverb. Die Kickdrum stolpert müde, dazu eine San Francisco-Sixties-Stimmung - unweigerlich erscheinen Grace Slick und Jefferson Airplanes Vermächtnis "Surrealistic Pillow" vor dem inneren Auge.

"He's Who's" fußt auf Percussions, die Sil Kelly a.k.a. Silvana Costa selbst beisteuert. Las Kellies kommen aus der DIY-Punkszene, lernten aber schnell, dass sich Punk und Kommerz nicht ausschließen müssen: Devo, die sie gerne covern, lassen grüßen. Erkenntnisse zum Thema Geld und Ökonomie thematisieren sie dann in "Funny Money" mit anarchistischem Witz. Der Song gipfelt in Hochgeschwindigkeits-Percussions, die afrokubanische Santéria und afrobrasilianischen Candomblé zitieren.

Die Vorliebe für Offbeat-Rhythmen und Dub-Effekte stammt von Dennis Bovell, mit dem sie 2011 kollaborierten. Der englische Produzent holte den Reggae in den 70ern nach London und verband Rocksteady und Lovers Rock mit der Welt der schneidenden Gitarren von The Clash.

Daneben orientieren sich die Argentinierinnen an weiblichen Vertreterinnen der UK-Punkrock-Explosion, wenn sie in "Despite" scharfkantige Riffs mit smoothem Tanz-Groove abschleifen: Ari Up und The Slits. Von Las Kellies sollte man definitiv gehört haben, zumal "Suck This Tangerine" nicht einmal ihr bestes Album ist. Eine Platte wie "Total Exposure" (2013) tönt deutlich experimenteller. Zudem erschließen sich die Kunstgriffe dieser Girlgroup erst nach zahlreichen Durchläufen.

Trackliste

  1. 1. Closer
  2. 2. Funny Money
  3. 3. Baby
  4. 4. He's Who's
  5. 5. Matrixland
  6. 6. Despite
  7. 7. Charade
  8. 8. Rid Of You
  9. 9. Weekdays
  10. 10. Let You Go
  11. 11. White Paradise
  12. 12. Close Talker

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