laut.de-Kritik

Hier wird richtig schwere Kost serviert.

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Nach Criteria veröffentlicht das tollste Label des amerikanischen Midwest mit Ladyfinger aus Nebraska einen zweiten Act, den man bedenkenlos in die Rockschublade stecken kann. Was nicht heißen soll, dass die Band um Frontmann Chris Machmuller straighte Nummern à la Danko Jones oder Hellacopters zum Besten gibt. Das Quartett hat mehr Ecken und Kanten, als so manchem Rockfan lieb sein dürfte. Leichte Kost ist das hier gewiss nicht.

Mitunter erinnern die schiefen Harmonien, die man überall auf dem Album antrifft, an Cursive, und auch die Stimme des Sängers, immer leicht gequält und dezent überdreht, lässt Vergleiche mit Tim Kasher zu, zumindest, wenn der mal richtig aufdreht. "Heavy Hands" als Höllenritt zu bezeichnen, wäre wohl etwas viel des Guten, aber ein schwerer Brocken ist es allemal. Das Debütalbum umfasst zehn Songs, die gezeichnet sind von Zorn, Hitzigkeit und einer widerspenstigen Verzweiflung. Gleich der Einstieg "Smuggler" gerät dermaßen schwer, dass man sich fühlt, als würde man nicht für eine gute halbe Stunde, sondern für immer in die Tiefe gezogen, aus der dieses Ding namens Ladyfinger kam.

"No exceptions for the working classes!" schreit Machmuller, während die Band sich durch das Stück hetzt. Überhaupt, diese Stimme. Wie gemacht für den Rock. Rauh, unbändig, voll mit Widerhaken, die sich schmerzhaft im Ohr festsetzen. Ladyfinger gehen dahin, wo es uns dann richtig weh tut. Hart angerissene Akkorde unterstreichen dies ("Sea Legs"), und doch entfaltet diese dunkle, unheilvolle Musik eine Ausstrahlung, der man über kurz oder lang sicherlich erliegen kann.

Während "Cause Of Shame" erfährt das Album plötzlich so etwas wie Mäßigung, Melodie hält Einzug. "Too Cool For School" hat einen wirklich coolen Refrain, es gehört zu den eher schnellen Stücken auf "Heavy Hands". Verdammt, dieses Stücke könnte problemlos aus den Siebzigern sein! Manchmal schaffe ich es nicht, mich des Eindrucks zu erwehren, Ladyfinger hätten bei Black Sabbath ihr Handwerk gelernt. Das ist es. Machmuller als Zauberlehrling des fucking prince of fucking darkness. Auch "Don't Lose Your Shadow" gefällt hauptsächlich auf Grund seiner Gesangslinie.

Und immer wieder diese schrägen Gitarrenläufe, hier untermalt von einem Störfeuer elektronischer Soundspielereien. Auf der Halbzeit verzeichnet "Heavy Hands" ganz starke Rockmomente. Auf "One Thousand Tongues" gniedelt sich Gitarrist Jamie Massey einen Wolf, nach hinten heraus wird es wieder etwas verstörender. Die klaren Rockmomente weichen zunehmender Unsicherheit: "I'm so afraid of the darkness that I can't sleep!" Ladyfinger geben dem Hörer hier noch mal richtig einen mit.

Ein Hörvergnügen ist "Heavy Hands" nicht, Ladyfinger serviert richtig schwere Kost. Wer sich davon nicht schrecken lässt, wird durchaus Gefallen finden an Nebraskas neuester Entdeckung.

Trackliste

  1. 1. Smuggler
  2. 2. Who Believes Enough
  3. 3. Sea Legs
  4. 4. Cause Of Shame
  5. 5. Too Cool For School
  6. 6. Don't Lose Your Shadow
  7. 7. One Thousand Tongues
  8. 8. ... Man, Woman ...
  9. 9. Colored Lights
  10. 10. Diet Smoke

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