laut.de-Kritik

Lässt die Füße wippen, bis die Sohle raucht.

Review von

Hype, The. Der Medienrummel, die Publicity, der Rummel und jetzt kommt's: der Schwindel. To Hype. Jemanden hereinlegen, künstlich stimulieren. Und dann auch noch Noel Gallagher: "The Kings Of Leon are my new fucking favourite band". Alleine die Aussage des Oasis-Knilchs reicht schon aus, um die Augenbrauen nach oben zu ziehen. Das riecht verdächtig nach erwähntem Rummel, bzw. Schwindel. Faselt dann noch wer von den "Southern Strokes", schlägts dem Fass die Krone ins Gesicht. Ne, das Lobgehudel schreit nach Widerspruch. Also, Player auf, Platte rein und los.

Tja, so kann es manchmal kommen. Da freut der zynische Rezensent sich schon auf einen zünftigen Verriss und sitzt auf einmal da und wippt mit dem Fuß zu Schweine-Rock'n'Roll, dass die Schuhsohle raucht. "Red Morning Light" ist ein Opener, wie er größer nicht sein könnte. 'Not Very Produced' könnte das Motto sein, aber wer braucht bei Songs, die einfach rocken, schon Knöpfchen-Gedrehe?

Siehste, und nach dieser Vorgabe treiben die Pfarrersöhne erst einmal engagiert die Rock'n'Roll-Sau durchs Dorf, bevor mit "Trani" die bluesige Seite erklingt. "Dirty belly of a secret town. Cheap trick hookers that are hanging out at the bar in the Greyhound station." Die Beschreibung dieser Südstaaten-Idylle, bzw. -Hölle nimmt man den Jungspunden durchaus ab. Ohne künstliches Coolness-Gehabe gelingt ihnen eine eigenständige Interpretation dessen, was Musik mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang ausmacht.

Die leicht heisere und krächzende Stimme Caleb Followhills fügt sich in dieses Gesamtbild hervorragend ein. Klar, große Vokalkunst kling anders. Das juckt aber wenig, da kein wirklicher Ausfall zu verzeichnen ist. Anleihen bei vergangenen Größen sind selbstverfreilich auszumachen, aber eskalieren dabei nie in dreiste Kopie-Versuche. Deshalb sei an dieser Stelle auch ausdrücklich kein einziger Name genannt, mit dem die Kings in Verbindung gebracht werden könnten. Das Vergleichen sollen andere erledigen, der geneigte Hörer widme sich lieber der Freude an verdammt gutem Songmaterial.

Bei den Kings Of Leon handelt es sich nicht um die typischen dicken Eier des NME, die außer stylishen Rock-Posen nichts zu bieten haben. Hinter der Fassade der Pfarrersöhne verstecken sich tatsächlich Pfaffenkinder. Dass die auch noch Mucke machen, die trotz Hype-Geschrei aus sich heraus cool ist, gibt einem den Glauben an den Herrn und junge, talentierte Musiker wieder zurück. Dankeschön.

Trackliste

  1. 1. Red Morning Light
  2. 2. Happy Alone
  3. 3. Wasted Time
  4. 4. Joe's Head
  5. 5. Trani
  6. 6. California Waiting
  7. 7. Spiral Staircase
  8. 8. Molly's Chambers
  9. 9. Genius
  10. 10. Dusty
  11. 11. Holy Roller Novocaine
  12. 12. Talihina Sky

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7 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Wenn die Southern Rock machen, wieso haben sie dann alle guten Aspekte dieses Stils entfernt und sich entschieden nicht zu rocken und keine Geschichten zu erzählen sondern ein langweilig minimalistisches Plagiat eines Plagiats eins Plagiats abzuliefern?

  • Vor 20 Jahren

    lass sie doch, sie wären halt gerne cool. is nicht so einfach wenn der eigene vater pfarrer ist :>
    cooles leben btw.

  • Vor 20 Jahren

    also der sound ist schon cool!
    möchste mich dem ganzen hype zwar nicht anschließen, aber die jungs haben echt was drauf!

    irgendwie erinnern sie mich ein bisschen an die libertines.
    die sind eingängig, aber auch rotzig!

    jedenfalls wird die platte mit jedem mal hören besser!