laut.de-Kritik

Jetzt klingen sie wirklich wie die 'Southern Strokes'.

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Nach der Veröffentlichung ihres Debüts "Youth & Young Manhood" geisterte das Wort von den 'Southern Strokes' durch die Landschaft. Ein Vergleich, der ob der rotzigen und unkontrollierten Scheibe mehr als nur daneben war. Mit den New Yorkern hatte die Followill-Bande lediglich die Verwendung von Gitarre, Schlagzeug und Bass gemein.

Einen gewissen Einfluss muss dieses Gerede dennoch hinterlassen haben, denn die Kings haben ihren energetischen Sound einer kontrollierteren und eher unterkühlt wirkenden Produktion geopfert. Nun klingen sie viel zu oft nach Casablancas und Co..

Die Gitarrenarbeit ist weitaus verspielter, wenn die Klampfen mit verschiedenen Melodieansätzen dezent aneinander vorbei fudeln. Filigraner zwar, doch versinkt mit dem barocken Gezupfe und Geplänkel ein ums andere Mal ein Song in der Belanglosigkeit. Dem fällt auch der Opener zum Opfer. Wenig zündend und dem Titel entsprechend plätschert "Slow Night, So Long" etwas lahm vor sich hin. Der dominante, die Melodieführung übernehmende Bass kann dem nicht auf die Sprünge helfen.

"King Of The Rodeo" und "Taper Jean Girl" machen ihre Sache schon besser, weil weniger zerfahren, aber erst das engagierte "Pistol On Fire" erinnert wieder an die unbekümmerte Rockness der ersten Scheibe. Caleb presst seine näselnde Stimme schön durchs Zwerchfell und versucht sich nicht an Sangeskünsten, die ihm ohnehin nicht gut zu Gesicht stehen.

Wie katastrophal eben das in die Hose gehen kann, wimmert er uns in "Milk" vor. Dieses fürchterbare, sich fast überschlagende Emotionsgekrächze hätte er mal getrost im Hals stecken lassen sollen, ein schöner Song zwar, den Caleb aber vollkommen ruiniert. "Soft" lässt im Stile der eingangs erwähnten Dudelei die Gänseblümlein durch den Himmel schweben, "Razz" erlöst uns mit netten Ska-Riffs aus den allzu heimeligen Pop-Gefilden. Das Highlight des Albums krankt lediglich an der kurzen Spielzeit von nur knapp über zwei Minuten.

"Day Old Blues" steigt nochmals in das Tal der Schnarchgefilde hinab, aber wie bei Frodo im Herrn Der Ringe stirbt auch bei "Aha Shake Heartbreak" die Hoffnung nicht, dass auf ein Tief wieder ein Hoch folge. "Four Kicks" präsentiert Rock'n'Roll-Klischees par Excellence, das ist immer noch besser als ambitioniertes, aber sprödes Songwriting.

Das stylishe Element hat bei den Kings Of Leon leider die Oberhand gewonnen. Dies drückt sich auch im Cover-Artwork aus, das mit einer Orchideenblüte und Spiegeleffekt eher zart und zerbrechlich daher kommt, wo bei "Youth & Young Manhood" noch geballte Followill-Power und Bartzotteln die Szene beherrschten.

Trackliste

  1. 1. Slow Night, So long
  2. 2. King Of The Rodeo
  3. 3. Taper Jean Girl
  4. 4. Pistol Of Fire
  5. 5. Milk
  6. 6. The Bucket
  7. 7. Soft
  8. 8. Razz
  9. 9. Day Old Blues
  10. 10. For Kicks
  11. 11. Velvet Snow
  12. 12. Rememo

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