laut.de-Kritik

Mit Skrillex und Owen Pallett hin zu neuen Pop-Ufern.

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Die in Neuseeland geborene Kimbra Lee Johnson, kurz Kimbra, kennt man von ihrem grammyprämierten Hit "Somebody That I Used To Know" mit Gotye, der 2011 unter anderem in den USA, in UK und in Deutschland an die Spitze der Charts schoss. Auf ihren ersten beiden Alben "Vows" (2011) und "The Golden Echo" (2014) hörte man noch unterschiedliche Einflüsse aus Soul, Alternative und Jazz. Mit "Primal Heart" steht die 28-Jährige nun mit beiden Beinen mitten im Pop.

Der Opener "The Good War" überrascht mit verspielten Synthies, über die sie ihre emotionale, ausdrucksstarke Stimme legt. Im anschließenden "Top Of The World" kündet sie mit ihrem Sprechgesang nahezu von Selbstermächtigung. Skrillex erschafft hier eine mystische Soundkulisse, die mit den prägnanten Didgeridooklängen und Kimbras mehrstimmig geloopten Gesängen an Kate Bush Anfang der 80er-Jahre erinnert. Letzlich lässt sich die Nummer sinnbildlich auf die persönliche Weiterentwicklung der Künstlerin übertragen, die sich vor rund zwei Jahren von der männlich dominierten Plattenindustrie in Los Angeles abwendete und nach New York zog.

Am Big Apple fühlt sie sich mit der Realität konfrontiert, erzählte sie kürzlich dem New Zealand Herald in einem Interview. Deshalb möchte sie auf diesem Werk in den Kern menschlicher Emotionen vordringen. Darüber hinaus zeigt sie sich auf "Primal Heart" als gereifte, selbstbewusste Sängerin.

Inspiration für ihre Songs schöpfte sie vor allem in religiösen und philosophischen Schriften. Aus diesem Grund durchziehen die Scheibe viele nachdenkliche, dunkle Momente. So heißt es in "Human": "I go where I go / I'm a foreigner everywhere I go". Gleichzeitig dominieren anspruchsvolle Beats das Stück. Den leichten Weg geht Kimbra auf diesem Album sicherlich nicht. Drei Jahre saß sie mit Produzent John Congleton (David Byrne, Laurie Anderson, St. Vincent) an "Primal Heart".

Jedoch kommen bei aller Experimentierfreude die einprägsamen Momente keineswegs zu kurz. So schwingt sich "Like They Do On The TV" kontinuierlich zu einer eingängigen, großen Pop-Hymne auf. Darin ermutigt die Sängerin ihre Hörer, sich individuell zu verwirklichen. Auch Kimbra klingt auf den rhythmischen, warmen R'n'B-Nummern ("Recovery", "Black Sky"), der Elektronik ("Everybody Knows") und ruhigen James-Blake-Momenten ("Real Life") vielseitig und wandelbar.

Jeder einzelne Song auf der Platte besitzt eine atemberaubende Fülle an klanglichen Details, dass man als Hörer aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. In "Right Direction" gemahnt die fernöstliche Einleitung an "Hong Kong Garden" von Siouxsie & The Banshees. Kurz darauf ertönen soulige Sounds im besten Motown-Stil. Zum Schluss veredelt sie das Stück gelungen mit Streicherarrangements, für die sich im folgenden "Version Of Me" obendrein Owen Pallett auszeichnet. In diesem Song kreiert er eine verstörende Klanglandschaft à la Scott Walker. Dadurch gewinnt die zerbrechliche Stimme der Wahl-New Yorkerin weiter an Ausdruck, wenn sie voller Selbstzweifel über eine kaputte Beziehung singt: "There's a better version of me." Der Track bildet den intensiven Höhepunkt eines Albums, das 2018 definitiv in keiner Endjahresliste fehlen sollte.

Trackliste

  1. 1. The Good War
  2. 2. Top Of The World
  3. 3. Everybody Knows
  4. 4. Like They Do On The TV
  5. 5. Recovery
  6. 6. Human
  7. 7. Lightyears
  8. 8. Black Sky
  9. 9. Past Love
  10. 10. Right Direction
  11. 11. Version Of Me
  12. 12. Real Life

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