laut.de-Kritik

Tommy Karevik, der Retter Kamelots.

Review von

Kamelot verkrafteten den Verlust eines langjährigen Sängers wie kaum eine zweite Band. Weder bei der Musikqualität noch in der Popularität büßten sie ein, seit Tommy Karevik das Mikro von Roy Khan übernommen hat. "Haven" markierte die erfolgreichste Periode der Power Metaller. Mit steigender Albumzahl mischt sich Karevik zunehmend ins Songwriting ein – auf "The Shadow Theory" steht nun erstmals ein komplett von ihm geschriebener Song: "Ravenlight". Nicht nur damit erhebt er sich zum Selling Point No. 1. Trotzdem nützt das nur bedingt, wenn Kollegen die guten Ansätze zertrümmern.

Schon bei "Haven" mokierte ich die unsägliche Doublebass-Penetration von Drummer Casey Grillo. Der verließ zwar inzwischen die Band, doch oh Schreck: der Neue ist riesiger Fan! "Casey war immer schon ein Vorbild für mich als Schlagzeuger", erzählt Johan Nunez und prügelt durch "Kevlar Skin" und "Phantom Divine (Shadow Empire)" als kompensiere er ausgefallene morgendliche Dauerläufe im Studio. Teils mit ein und demselben Pattern brettert er durch Strophe, Chorus, Soloparts. Dynamik? Vergiss es, nur keine Schwäche zeigen, wir spielen hier schließlich Power Metal!

Auch deshalb wirken viele Songs eintönig und man benötigt mehrere Durchläufe, um die durchaus vorhandene Variabilität im Songwriting zu erkennen. Leichter machen es Balladen, die Nunez zwingen, zurückzuschalten. "In Twilight Hours" singt Karevik im Duett mit Beyond The Blacks Jennifer Haben. Von der ruhigen, dramaturgisch gut eingesetzten Klavier- und Streicher-Basis profitieren beide Stimmen.

Bombast regiert aber nach wie vor auf Burg Kamelot. Mit ihren Orchester-Arrangements platzieren sie sich mittig zwischen Nightwish und Epica, verfügen aber lange nicht über die filigranen Kompositionen Ersterer, tragen aber auch nicht so dick auf wie Letztere. Stilistisch unterscheidet sich "The Shadow Theory" damit nicht von den Vorgängern. Metal-Riffs und Klassik-Elemente fusionieren gefühlt aber etwas flüssiger und Produzent Sascha Paeth (Avantasia) klotzt noch mehr.

Paeth weiß zum Glück um die Kraft Kareviks und mischt dessen Vocals großzügig nach vorn. Wobei der Sänger sich auch selbst Raum nimmt, wenn er ihn haben will. Er gestaltet seine Gesangslinien anspruchsvoll aber stets eingängig. Das gilt für Headbanger wie "Burns To Embrace" ebenso wie für die epischen Melodiebögen in "Stories Unheard" und "The Proud And The Broken".

Vielleicht funktioniert "Ravenlight" gerade deshalb so gut, weil Karevik beim Komponieren besonderen Wert auf die Vocals legte. Das scheint die anderen Bandmitglieder anzustecken. Aufregend spielt Drummer Nunez zwar auch hier nicht, ist aber zumindest kein Störfaktor. Gitarrist Thomas Youngblood und Keyboarder Oliver Palotai kredenzen dazu eins der besten Solo-Duelle des Albums. Nächstes Mal bitte mehr Karevik-Songwriting, wenn das so gut läuft.

Trackliste

  1. 1. The Mission
  2. 2. Phantom Divine (Shadow Empire)
  3. 3. Ravenlight
  4. 4. Amnesiac
  5. 5. Burns To Embrace
  6. 6. In Twilight Hours
  7. 7. Kevlar Skin
  8. 8. Static
  9. 9. Mindfall Remedy
  10. 10. Stories Unheard
  11. 11. Vespertine (My Crimson Bride)
  12. 12. The Proud And The Broken
  13. 13. Ministrium (Shadow Key)

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