laut.de-Kritik

In der Ruhe liegt die Kraft.

Review von

Nach einer Dekade geprägt von Experimentierfreudigkeit und unzähligen Blicken über den Tellerrand zieht es John Mellencamp wieder zurück ins stille Kämmerlein. Den Karriere-Herbst vor Augen, macht es sich der mittlerweile 62-jährige Songwriter genau dort gemütlich, wo die Inspirationsbasis für sein bisheriges Schaffen einst seinen Ursprung fand – nämlich in kargen amerikanischen Zimmern, in denen Ikonen wie Bob Dylan, Tom Petty oder auch Bruce Springsteen mit akustischen Gitarren und hinterfragenden Lyrics dem amerikanischen Traum zu Leibe rückten.

Mellencamps neues Album ist Americana pur. Schnörkellos und befreit von aufpeppendem Firlefanz präsentiert sich "Plain Spoken" in seiner Gesamtheit wie das musikalische Tagebuch eines Mannes, der für die vermeintliche Zielgerade seiner Laufbahn lieber in mollig warme Pantoffeln als in hypermoderne Sprintschuhe schlüpft.

Gleich zu Beginn legt Mellencamp die Karten offen auf den Tisch, wenn sich rau und kantig vorgetragene Poesie mit akustischen Gitarrenklängen vereint. Vor dem geistigen Auge des Hörers ziehen Bilder von verstaubten Highways, endlosen Kornfeldern und lodernden Lagerfeuern vorbei. Völlig tiefenentspannt bahnen sich unaufdringliche Gesangsharmonien ihren Weg in die Gehörgänge, während im Hintergrund die Essenz von Bluesrock, Country und Folk Spalier steht.

Hier und da eine Geige, vereinzelte Bluesharp-Einwürfe sowie immer wieder unterstützende, jedoch sich nie in den Vordergrund drängende Drums: John Mellencamp braucht nicht viel für den wohl intensivsten Americana-Kniefall seiner bisherigen Karriere. Gerne legt man die Füße hoch und lässt sich in stressbefreite Traumwelten entführen, wenn der Amerikaner seinem rauen Organ urbane Roots-Soundscapes zur Seite stellt.

Lediglich zweimal ziehen sich im Laufe des Albums die Augenbrauen leicht nach oben; nämlich dann, wenn Mellencamp mit dem beschwingten Bluegrass-Ausreißer "The Company Of Cowards", sowie dem abschließenden Abstecher in verrauchte Bluesbar-Gegenden ("Lawless Times") ein bisschen Abstand vom Wohlfühlcharme des Albums nimmt und sich einen Hauch frischer Luft gönnt. Davor und danach herrscht aber Ruhe im Karton. Und das ist auch gut so.

Trackliste

  1. 1. Troubled Man
  2. 2. Sometimes There's God
  3. 3. The Isolation Of Mister
  4. 4. The Company Of Cowards
  5. 5. Tears In Vain
  6. 6. The Brass Ring
  7. 7. Freedom Of Speech
  8. 8. Blue Charlotte
  9. 9. The Courtesy Of Kings
  10. 10. Lawless Times

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