laut.de-Kritik

Grooviges Easy Listening für den Cocktail-Trinker.

Review von

Die drei italienischen DJs und Produzenten veröffentlichen mit "Seventy Miles From Philadelphia" ihr drittes Studioalbum nach fünf Jahren. Sie bleiben ihrer Linie treu, selbst gespielten Funk und Soul mit elektronischen Elementen zu verbinden. Doch ein wenig drängt sich die Frage auf: Was haben die drei Italiener eigentlich in den fünf Jahre gemacht? Nach dem ersten Durchhören kann man sich nämlich kaum noch daran erinnern, was da durch die Boxen kam. Will sagen, diese Scheibe bietet grooviges Easy Listening für den Cocktail-Trinker.

Die verschiedenen Stilrichtungen sind deutlich aus dem Genre-Mix herauszuhören. Bei "Shake 'Em On Down" ist man ein wenig an Massive Attacks "Safe From Harm" erinnert, da die Basslinie doch sehr diese Assoziation hervorruft. (Nebenbei erwähnt: Eigentlich ist die Bassfigur original von Billy Cobham.) Der voluminöse Gesang dazu ist eindeutig Soul und könnte auch von Isaac Hayes stammen. Doch viel mehr als die üblichen Phrasen singt Gastmusiker Jerry Dugger nicht und bietet so leider keine wirklich guten Melodien. Also lässt man sich gemütlich zum nächsten Titel herübertragen.

Ah, "Disco Queen", die Singleauskopplung! Nun geht es etwas mehr in die Hüfte, auch wenn "Hi-Hat auf, Hi-Hat zu" nicht zu hören ist. So geht ein wenig Energie verloren, aber man muss ja auch nicht jedes Klischee bedienen. Dazu singt der ehemalige Tower Of Power-Sänger Hubert Tubbs wiederum mit sehr viel Soul, doch auch hier fehlen die guten Ideen für eine interessante Gesangsmelodie.

Als Pluspunkt dieser Scheibe ist "Mamas Blues" zu erwähnen. Hier singt Wendy Lewis zu Akkorden, die von Leichtigkeit und Sound an De-Phazz erinnern. Nun bleibt etwas hängen, und man bekommt tatsächlich eine Geschichte erzählt. Lewis verbreitet sie mittels richtiger Songstruktur und einem Refrain, der zum Mitsingen animiert und von einer verfremdeten Männerstimme am Ende permanent wiederholt wird. Es klingt so, als spielte ein Grammophon den Gesang ab. Darüber singt Lewis noch ihren eigenen Gesangpart.

"Smokin Plant" wird als echter Funk angekündigt. Jawoll, Midtempo, mit Congas und einem geshuffleten Schlagzeug-Beat. Der Refrain ist wiederum leicht mit einem Vocoder verfremdet und auch ihn soll man mitsingen. Das ist zwar nicht superkreativ, aber o. k.. Was wirklich stört, ist der langweilige Rap. Durchgehende Achtelnoten herunter zu nudeln, ist seit der Sugarhill Gang bekannt und nicht Stand der Dinge.

Interessant sind noch die Ideen bei "Have A Talk With God". Das Stück beginnt mit zarten Keyboardklängen. Dann fängt der wiederum sehr soulige Gesang gemeinsam mit einem Trip Hop-Groove an. Es geht also alles seinen gewohnten Lauf, doch ab dem ersten Refrain überrascht eine verzerrte Gitarre. Die rauen Klänge sind mittels Hall und anderer Effekte entschärft, trotzdem fesselt der ungewöhnliche Einsatz die Aufmerksamkeit. Das Stück lebt im Folgendem von dem Kontrast und dem Wechselspiel zwischen Soul-Gesang und E-Gitarre.

Leider sind solch spannende Einfälle Mangelware, und so ist "Seventy Miles From Philadelphia" eine weitere ruhige, groovige Platten, die nebenbei in einer Bar laufen kann, ohne dass man nachher weiß, was man da gehört hat. Hätte so eine Scheibe nicht schneller als in fünf Jahren erledigt werden können?

Trackliste

  1. 1. Shake 'Em On Down
  2. 2. Disco Queen
  3. 3. Original Vibe
  4. 4. Mama Blues
  5. 5. Smokin' Plant
  6. 6. Walk Like A Baby
  7. 7. Big Lover
  8. 8. Close To My Heart
  9. 9. Dubb Of Gaetan
  10. 10. Have A Talk With God
  11. 11. Believe In Music
  12. 12. Mondo Negro

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