laut.de-Kritik

Ein unerwartet holpriges Comeback.

Review von

Als Michael Jackson am 25. Juni 2009 für immer seine Augen schloss, hörte auch das Herz seiner Schwester Janet auf zu schlagen. Natürlich nicht im eigentlichen Sinne, dennoch entführte der King Of Pop viel von dem, das seine Schwester bisher menschlich und künstlerisch ausgemacht hatte, mit in die ewigen Jagdgründe. Das künstlerische Selbstvertrauen, die psychische Stärke und das Bewusstsein, dem großen Bruder jahrelang musikalisch Paroli geboten zu haben: All das schien wie weggeblasen. Janet Jackson lag am Boden.

Hier und da ein neuer Song, eine Welttournee, begleitet von einer Setlist aus Erinnerungen, sowie Ausflüge ins Kino- und Autorengeschäft: Janet Jackson zeigte sich in den Jahren nach dem Tod ihres Bruders durchaus fleißig. An die Veröffentlichung eines richtigen neuen Albums glaubten allerdings nur noch die Wenigsten.

Um so überraschter reagierte die Popwelt, als sich vor einigen Monaten dann doch Gerüchte über ein Comeback-Album der Sängerin ausbreiteten. Nun liegt es auf dem Tisch, heißt "Unbreakable" und präsentiert eine Künstlerin, die sich scheinbar ähnlich wie ein langzeitverletzter Sportprofi erst wieder ins Rampenlicht zurück kämpfen muss.

Sicher, noch immer drückt diese makellose Stimme Partytauglichem, Chilligem und melancholisch Zartem gleichermaßen einen Exquisitstempel auf. Da schwingt auch immer noch dieses schnappatmende Jauchzen mit, das ihr Bruder sich einst patentieren ließ. Auch das Gespür für große Genrezusammenkünfte, bei denen sich am Ende niemand auf den Schlips getreten fühlen muss, ist noch vorhanden.

Dennoch hinkt Janet Jackson ein wenig hinterher. Trotz eines ebenerdigen Fundaments aus qualitativ hochwertigem R'n'B, Pop, Soul und Hip Hop gerät die mittlerweile 49-Jährige des Öfteren ins Stolpern. Nur selten läuft der Motor wie geschmiert. Dann beispielsweise, wenn sich Janet mit der kecken Missy Elliott zusammentut und die Party zum Laufen bringt: "Burnitup!"

Tiefenentspannte Groover wie "Night", das mit J. Cole im Rücken luftig locker fließende "No Sleep" oder das poppig aufbereitete "Take Me Away" setzen ebenfalls Akzente, genauso wie die 70s-Soul-Hommage "Dream Maker Euphoria" und die beiden klassischen JJ-Tunes "Dammn Baby" und "The Great Forever". Das passt schon alles, und liefert Beweise dafür, dass sich die Verantwortliche sicherlich auf einem guten Weg befindet.

Aber reicht das aus? Erwartet man das von einem neuen Janet Jackson-Album nach sieben Jahren Studiofunkstille? Ein großes Ganzes aus mehr oder weniger Altbekanntem und dem einen oder anderen Abstecher in neue Gefilde? Wenn ja, dann sollte aber doch Einiges mehr hängenbleiben als nur ein Drittel des Gesamtwerks.

Dem ist aber leider nicht so. Der Großteil des Albums läuft nur nebenher. Er muckt nicht auf, bleibt nicht haften, schwimmt nur mit. Zu wenig für einen Namen, der mit der Erfolgsgeschichte des Pop-Genres sicherlich auch in hundert Jahren noch eng verknüpft sein wird.

Trackliste

  1. 1. Unbreakable
  2. 2. Burnitup!
  3. 3. Dammn Baby
  4. 4. The Great Forever
  5. 5. Shoulda Known Better
  6. 6. After You Fall
  7. 7. Broken Hearts Heal
  8. 8. Night
  9. 9. No Sleep
  10. 10. Dream Maker Euphoria
  11. 11. 2 B Loved
  12. 12. Take Me Away
  13. 13. Promise
  14. 14. Lessons Learned
  15. 15. Black Eagle
  16. 16. Well Traveled
  17. 17. Gon B Alright

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