laut.de-Kritik

Jazz for Lovers, der aus allen Ritzen trieft.

Review von

"Das ist eine Platte, die ein bestimmtes Ambiente braucht", tönt mein Freund Alex schon nach den ersten Takten. Wir sitzen in unserem Stammcafé, es beginnt zu dunkeln und leise zu weihnachten während aus den Lautsprechern softer Schmusejazz tönt. Meine Lieblingsbedienung Andrea hat mir den Gefallen getan und die neue Jane Monheit eingelegt.

Nachdem meine häuslichen Versuche, "In The Sun" zu hören, krass fehlschlugen, ist es jetzt endlich so weit: Ich ertrage mehr als zwei Nummern hintereinander. Ich bin kein Freund von sanftem Schmusejazz oder Jazz for Lovers. Für mich ist das Musik, die aus den Ritzen trieft. Musik, die der harten Probe des bewussten Zuhörens nicht stand hält. Doch obwohl die 'angefahrenen Schulkinder' (die der Welt den non-pc-Slogan "tötet Onkel Dittmeyer" schenkten) behaupten, dass Jazz keine gute Fickmusik sei, gibt es auch Ausnahmen.

Die Stückeauswahl auf "In The Sun" inspiriert zwar nicht ausdrücklich, die Kamasutra-Praktiken jetzt sofort anwenden zu müssen, aber es macht ja auch etwas gediegener Spaß. Zwischen Swing, Standardjazz und Bossa Nova siedelt Jane Monheit ihr Album an, in dem ihre Stimme sich gegen üppig-schmachtende Streicherteppiche und jede Menge Jazzklischees behaupten muss. Schade eigentlich, denn das Zeug zur Diva hat sie. Handwerklich und gesangstechnisch gibt es nichts auszusetzen.

Es kommt hier auf den Kontext an. Der entpuppt sich mit einem Repertoire, das zum x-ten Male ausgenudelte Felder beackert, leider als massenkompatibles Jazz-Etwas, das nur für Leute interessant ist, die noch nie in ihrem Leben Jazz gehört haben. Mein ganz großer Wunsch wäre, dass Jane Monheit den Mut findet, sich als Künstlerin mit eigenem Profil zu etablieren. 24 Jahre ist im Jazz ein Alter, in dem frau getrost auf der Suche nach ihrer musikalischen Individualität sein darf. "Ich glaube, dass das Publikum auf meinen Versuch anspricht, die schönsten Songs, die ich kenne, auf möglichst ehrliche Weise zu singen". Insofern wollen wir sie nicht hetzen.

Dennoch gibt es im Leben durchaus geeignete Gelegenheiten, sich "In The Sun" anzuhören - es zählt ja nicht nur der musikimmanente Kontext. Je nach Stimmungslage eignet sie sich als Hintergrundmusik im Café oder eben zum gediegenen Austausch von Körperflüssigkeiten. Auf Nachfrage bei meiner Lieblingsbedienung, ob ihr die CD gefalle, erhalte ich übrigens die Antwort: "ja sehr, so romantisch"!

Trackliste

  1. 1. Just Squeeze Me (But Don't Tease Me)
  2. 2. Chega De Saudade (No More Blues)
  3. 3. Once I Walked In The Sun
  4. 4. Some Other Time
  5. 5. Cheek To Cheek
  6. 6. Tea For Two
  7. 7. Love Has No Pride
  8. 8. Comecar De Novo
  9. 9. It Never Entered My Mind
  10. 10. Haunted Heart
  11. 11. Since You've Asked
  12. 12. Turn Out The Stars

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