laut.de-Kritik

Tim Booth und Co. sind Madchester ohne Drogenwahn.

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Wenn es um die besten Hymnen aus England in den 90er Jahren geht, stehen James bei mir eindeutig in der Top-10. Songs wie "Come Home", "Sit Down" oder "She's A Star" bleiben unvergessen.

Leider haben James auf ihrer Popinsel noch nie den gewünschten Jubel erhalten, den sie verdienten, vielleicht weil der Größenwahn fehlte. Immer standen sie im Schatten anderer englischer Bands, oder aber der NME stürzte sich auf Frontmann Tim Booth, weil der öfter mal mit den Fäusten diskutiert. Da wundert es nicht, dass die Band sich eine Pause gönnte. Nach sieben Jahren zeigen sie es aber noch mal allen Inselaffen und denen, die so gerne dort leben würden.

"Hey Ma" heißt es 2008, und obwohl die mittlerweile zehnte Platte trotz kriminellem Cover durchaus melancholischer und trauriger klingt, hat jeder Track eine gewisse Größe. Die Coverdarstellung ist übrigens wieder mal ein großes Thema für die englische Presse, die zeigt sich äußerst empört darüber, ein Baby mit einer Knarre spielen zu lassen. Aber hey, wo kommt noch mal der schwarze Humor her?

Mit "Bubbles" beginnt das Album etwas schaumig, weniger enthusiastisch, dennoch inhaltlich gefüllt mit viel Lebensfreude. "I'm alive", singt Booth, und das nimmt man ihm sofort ab. Energischer klingt dann schon der zweite Track "Hey Ma", der die Anschläge des 11. September noch einmal verarbeitet. Melodien, die sich sofort ins Herz stürzen. Sehr viel Piano-Leiden und noch mehr Bläsereinsatz.

Mit variierendem "Song 2"-Rhythmus und trauriger Trompete folgt "Waterfall", dessen Refrain sich hervorragend zum Mitsingen eignet. Zum Stadion-Hit reicht es zwar nicht ganz, obwohl man bei "Whiteboy" automatisch die Arme in die Höhe reißt.

Ihre heimatlichen Rave-Wurzeln sind nach wie vor deutlich. "72" oder "Oh My Heart" bitten zum gediegenen Tanz. James sind Madchester ohne Drogenwahn. Wo die Songs ein wenig pathetisch sind mit all dem Weltschmerz, füllt Tim Booth Gesang die Melodie mit Unbeschwertheit und seiner ganz speziellen Persönlichkeit. Seine Stimmte klingt dabei immer wieder anders. James waren schon damals außergewöhnlich und fallen auch diesmal wieder aus der gängigen Pop-Liga.

Trackliste

  1. 1. Bubbles
  2. 2. Hey Ma
  3. 3. Waterfall
  4. 4. Oh My Heart
  5. 5. Boom Boom
  6. 6. Semaphore
  7. 7. Upside Down
  8. 8. Whiteboy (Radio Edition)
  9. 9. 72
  10. 10. Of Monsters And Heroes And Men
  11. 11. I Wanna Go Home

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