9. Juli 2018

"Wir müssen mit den Memes leben"

Interview geführt von

Anlässlich des ersten Immortal-Albums ohne Abbath – "Northern Chaos Gods" – luden die verbliebenen Kernmitglieder Demonaz und Horgh zu Gesprächen – in zivil, ohne Schminke; am Flughafen, nicht im Wald. Der schweigsame Horgh guckte wenigstens grimmig.

Über Jahrzehnte hinweg war Abbath das Aushängeschild Immortals. Sein Krabbengang, sein Krächzen und Zungenschlabbern prägten die Band zuletzt wohl sogar mehr als ihre Musik – und brachten sie bis weit über die Grenzen der Black Metal-Szene hinaus zu (zweifelhafter) Ehre. Denn denkt man an Black Metal, denkt man an Corpsepaint, denkt man an Fotos im Winterwald, denkt man an Immortal.

Seit 2014 gehen Abbath und Immortal jedoch getrennte Wege. Ersterer verlor keine Zeit und bastelte aus ursprünglich für Immortal gedachten Songs bereits 2016 ein selbstbetiteltes Soloalbum. In Kürze soll das zweite folgen. Von letzteren blieben Demonaz – der seit Ende der Neunziger wegen einer schweren Sehnenscheidenentzündung nicht mehr Gitarre für seine Band spielen konnte, aber stets die Texte verfasste, und Drummer Horgh.

Diese beiden nahmen nun, mit Unterstützung von Stammproduzent Peter Tägtgren am Studiobass, das erste Immortal-Album ohne Abbath auf: "Northern Chaos Gods". Fortan krächzt Demonaz – und spielt auch wieder Gitarre. Gesprächsbedarf gab es also genug.

Mit dem Titel "Northern Chaos Gods" protzt ihr ganz schön. Das ist schon ein Statement, dass ihr gekommen seid, um den Genrethron zurückzufordern oder?

Demonaz: Der Titel stand sehr früh. Die Formulierung stammt aus dem Text zum Song "One By One" von "Sons Of Northern Darkness". Als wir den Opener und Titeltrack zu "Northern Chaos Gods" geschrieben hatten, waren wir uns sicher, dass nicht nur dieses Stück, sondern auch das Album so heißen sollte. Die zugehörigen Lyrics waren die ersten, die ich fürs Album geschrieben habe, was den Grundstein für alles andere legte. Letztlich muss ja alles zur Musik passen. Es muss Immortal sein, wir müssen uns damit identifizieren können. Wenn du dich früh für einen Titel entscheidest, hast du direkt einen Orientierungspunkt.

Das heißt, der Titel formte das Album zu dem, was es jetzt ist?

Demonaz: Zumindest was die lyrische Seite angeht, ja. Von musikalischer Warte aus gesehen nicht so sehr. Aber du hast ja nicht sämtliches Material von Anfang an. Du bringst Riffs in den Proberaum, zockst sie, schaust, was der Opener werden soll und was sonst noch vorhanden ist. Aus dieser Basis bastelst du das halbe Album und reflektierst dann, was noch fehlt.

Über Jahrzehnte hinweg stand bei Immortal immer Abbath im Vordergrund. Du, Demonaz, warst zwar weiterhin hinter den Kulissen aktiv, und Horgh, du hast freilich immer Schlagzeug gespielt. In der öffentlichen Wahrnehmung waren Immortal trotzdem quasi 'Abbath plus Band'. Wollt ihr mit "Northern Chaos Gods" nun zeigen, wer wirklich Immortal ist?

Demonaz: Natürlich. Wir arbeiteten zusammen daran. Sein Abschied stoppte den Immortal-Mood, den Immortal-Schreibprozess und Immortal als Band keineswegs.

Mit dem Album richtet ihr euch sehr an euren Wurzeln aus – Artwork, Pressefotos, natürlich Musik und Lyrics ...

Demonaz: Jawohl, wir wollten alles Schwarz-Weiß halten. Das Album ist grimmig, spannungsgeladen, wild und gewalttätig. Das Artwork sollte in die gleiche Kerbe schlagen. Aber uns inspirierten Elemente aller bisheriger Scheiben und entsprechend finden sich diese auf "Northern Chaos Gods" – auch wenn das nicht geplant war (lacht).

Was war denn geplant?

Demonaz: Es gab keinen Plan (lacht). Wir wollten ein besseres Album als das vorhergehende machen – das war gewissermaßen der Plan. Wir machten uns schon Gedanken über einen Plan, aber letztlich kommt es doch ohnehin immer anders als gedacht. Denn bevor das Album und die Songs nicht fertig ist, kannst du das Endergebnis nicht vollständig sehen – egal, womit du anfängst und was du dir ausmalst.

"Die Probleme mit Abbath nahmen Überhand"

Seit wann sind die Songs eigentlich fertiggeschrieben?

Demonaz: 2016.

Horgh: In der zweiten Januarwoche 2017 begann ich dann mit den Schlagzeugaufnahmen. Innerhalb einer Woche hämmerte ich in Peter Tägtgrens Abyss Studios alles ein. Das ging echt schnell, danach brauchte aber alles noch eine ganze Weile.

Demonaz: Erst kam der Schreibprozess, dann organisierten wir Pre-Production für jeden Song. Alles war also vorbereitet, als wir ins Studio gingen. Und dann nahmen wir uns Zeit. Wir sind einfach keine Deadline-Band (lacht). 2015 mussten wir komplett neu anfangen und wollten es dann auf unsere Weise durchziehen. Alle Komplikationen waren weg, wir konnten uns auf unser Schaffen konzentrieren. Wir wollten das bestmögliche Ergebnis erzielen, alle Energie reinstecken und sichergehen, dass sowohl die Fans als auch wir es lieben und wir zu 110 Prozent überzeugt davon sein werden. Sowas braucht Zeit. Eine Weile mussten wir auch warten, bis das Studio frei war, es nehmen ja auch noch andere Bands dort auf.

Abbath hat für sein Soloalbum Songs verwendet, die ursprünglich für Immortal gedacht waren. "Northern Chaos Gods" geht musikalisch doch in eine deutlich andere Richtung als "Abbath". Wolltet ihr euch bewusst anders orientieren, nachdem er diese Songs veröffentlicht hatte?

Demonaz: Wir arbeiteten an einem Immortal-Album mit ihm. Es war fast fertig, die Pre-Production stand bereits. Dann hatten wir den Konflikt und er nahm viel Material mit sich. Wir mussten von vorn anfangen. Das heißt: Alle Songs auf "Northern Chaos Gods" sind neu – sie stammen aus 2015. Ich glaube, sie stellen nicht wirklich einen bewussten Wandel dar, sie sind aber natürlich anders. Da passierte nichts intentional, wir folgten einfach unserem Bauchgefühl. Wir wissen, was wir mögen. Die Riffs, die zur Auswahl standen, waren allein schon deshalb anders, weil diesmal nur ich Gitarre spielte. Das Album stellt eine Kooperation zwischen mir und Horgh dar – er gab mir Input, ich ihm. Das ist was wir tun und so klingt es.

Horgh: Er hat seine unverkennbare Art Gitarre zu spielen, für mich gilt dasselbe am Schlagzeug. Die Leute erkennen unseren Stil. Seine Stimme ist jetzt noch ein kleines Souvenir.

Stand zur Debatte, einen neuen Sänger zu engagieren oder war sofort klar, dass Demonaz nach Abbaths Ausstieg die Vocals übernehmen würde?

Demonaz: Wir diskutierten darüber, wussten dann aber recht bald, wie wir es handhaben wollen. Wir wollten vor allem voranschreiten und an neuen Songs arbeiten. So wurde es ganz natürlich.

Könnt ihr zum Split selbst etwas sagen?

Demonaz: Die Probleme mit Abbath nahmen Überhand. Für uns passierte es im Grunde schon 2002 – vor 15 Jahren! 2014 passierte dann der finale Split. Es waren seine persönlichen Probleme, die die Band beeinflussten. Wir wussten irgendwann, dass die Band so nicht weiterexistierend kann. Wenn ein Mitglied geht, willst du nicht einfach aufgeben. Fans nehmen solche Dinge immer ganz anders wahr als wir innerhalb der Band, das verstehe ich. Wir sind eben durchgehend mit der Band beschäftigt. Und das geben wir nicht auf. Man hörte wenig von uns, weil wir uns auf die Musik konzentrierten und erst sprechen wollten, wenn es etwas zu hören gibt. Für uns stand letztlich nur die Frage: Wollen wir nach vorn blicken oder nicht? Eine andere Option gab es nicht. Die Band war schon einmal weg – das hat niemandem etwas gebracht.

Seit du das letzte Mal aktiv für Immortal Gitarre gespielt hast, sind zwanzig Jahre vergangen. Wann konntest du wieder damit beginnen? Wie war der Verlauf deiner Verletzung?

Demonaz: Die Probleme begannen um 1997 herum, wenn ich mich recht entsinne: Tendinitis im Arm. Es schmerzte beim Spielen und erschwerte das Spielen. Ich habe aber nie aufgehört zu spielen! Ich konnte nur deutlich weniger spielen, vielleicht eine Stunde am Tag statt zwei, oder nur eine halbe.

Du konntest auch das schnelle Zeug noch spielen?

Demonaz: Ja, ja! Mein Picking-Arm war nicht das Problem, sondern der andere. 2012 unterzog ich mich einer Operation. Vorher konnten sie mein Problem nie in den Röntgenbildern feststellen. Schuld war ein gebrochener Muskel. Sie gingen schließlich von zwei Seiten aus rein, dehnten den Muskel und banden ihn wieder zusammen. Darauf folgte eine Erholungsphase von vier Monaten, in denen ich wirklich gar nicht Gitarre spielen durfte. Das war schlimm. Aber das war die einzige Phase, in der ich nicht gespielt habe. Nach neun Monaten hatte ich mich vollständig von der OP erholt und es fühlte sich erstmal an wie geheilt. Es wurde viel besser! Sagen wir mal, ich bin auf 90 Prozent. Inzwischen kann ich wieder eher auf normalem Level üben und arbeiten.

Hast du zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen, auch wieder aktiv gitarristisch mit Immortal zusammenzuarbeiten?

Demonaz: Nein, nicht vor 2014.

Wie fühlte sich das denn an nach all den Jahren? Horgh war 1997 erst ganz kurz Teil der Band, ihr hattet also streng genommen kaum gemeinsame Arbeitserfahrung auf diesem Level.

Demonaz: Ach weißt du, die Chemie stimmt einfach. Wir kennen die Songs und uns gegenseitig und machen das ja bereits unser halbes Leben lang. Klar, bisher hatten wir im Proberaum nie viel miteinander zu tun, sondern mehr im Albumprozess an sich.

Horgh: Wir freuen uns total, jetzt das Album rauszubringen und uns dann auf Live-Sachen konzentrieren zu können. Es wird Zeit, wieder mehr gemeinsam zu spielen. Wobei Demonaz in Live-Situation nicht Gitarre spielen wird.

Demonaz: Ich werde mich auf die Vocals beschränken. Um für Konzerte richtig vorbereitet zu sein, musst du wahnsinnig viel proben. Das wäre glaube ich momentan noch ein Schritt zu schnell zu weit gedacht.

Habt ihr schon neue Mitglieder im Sinn?

Demonaz: Wir gingen das alles Schritt für Schritt an: Komposition, Pre-Production, Recording, Mixing ...

... Presse.

Demonaz: Genau, jetzt sind wir hier: Presse. Zum Release gehört eine Menge. Fotosessions, Promotion, Signing Sessions – all das. Sobald das Album draußen und das alles erledigt ist, fahren wir nach Hause und bereiten uns auf die Live-Situation vor. Aber in dieser Hinsicht gibts bislang nur interne Pläne, mehr verraten wir dazu erstmal nicht (lacht).

Aber ihr habt also definitiv vor, wieder live zu spielen.

Demonaz: Ja, die Intention ist da. Darüber sprechen wir im Moment. Wir möchten den nächsten Schritt gehen.

Spielte deine Rückkehr an die Gitarre auch eine Rolle bei der Rückkehr zum Oldschool-Sound auf "Northern Chaos Gods" – um sozusagen an 1997 anzuknüpfen?

Demonaz: Es gab nicht von Anfang an einen konkreten Plan, back to the roots zu gehen. Aber nach einigen ersten Songs, die alle sehr grimmig und intensiv ausfielen, war klar, dass die Energie an Oldschool-Tage erinnert. Der Fokus lag auf rabiater Musik, wir wollten die vorhin angesprochene Schwarz-Weiß-Ästhetik fürs Artwork. So wirst du automatisch ein wenig zurückversetzt.

"Blashyrkh ist etwas Spirituelles für mich"

Wie kam es dazu, dass Peter Tägtgren den Bass im Studio übernahm?

Horgh: Kurz nachdem ich bei ihm im Studio die Drums aufgenommen hatte, bot er uns an, die Bassspuren einzuspielen.

Demonaz: Das klang sehr interessant.

Horgh: Sagen wir mal so: Wir fühlten uns recht zufrieden damit (Demonaz lacht). Er kann nicht nur Bass spielen, sondern er produzierte ja auch alles. Er weiß, was wir wollen und was wir brauchen. Wir haben ja schon öfter mit ihm gearbeitet. Insofern war das ein No-Brainer.

Daran, in welche musikalische Richtung das Album gehen würde, war er aber nicht beteiligt oder?

Horgh: Nein, denn wir hatten ja wie gesagt die Pre-Production vor dem Studiobesuch schon abgeschlossen. Aber die Basslines stammen von ihm.

Was passierte mit Apollyon? Warum spielte er nicht die Parts?

Demonaz: Er war immer nur Live-Mitglied, beim Songwriting und im Studio war er nie beteiligt. Und er lebte recht weit entfernt von uns in Oslo. Wir sprachen ihn an, doch er war sehr beschäftigt mit Aura Noir. Wir entschieden dann, erstmal zu zweit weiterzumachen und später über solche Dinge nachzudenken.

Einerseits sind Immortal in Bild und Ton gewissermaßen die Blaupause für Norwegischen Black Metal. Andererseits seid ihr aber auch die Blaupause für Witze über das Genre. Unzählige Black Metal-Memes im Netz zeigen ein Immortal-Bild. Wie denkt ihr darüber? Stört euch das?

Demonaz: Das hat sein Eigenleben entwickelt.

Horgh: Wir müssen einfach damit leben. Wir können nichts dagegen tun.

Demonaz: Alles begann mit einem Musikvideo. Wir traten in einer norwegischen Morningshow auf. Der einzige Grund, warum wir dem zustimmten war, dass man uns zusicherte, ein Video zu "Call Of The Wintermoon" zu drehen. Der Deal war, ein Musikvideo in Schwarz/Weiß zu produzieren, dass wir es filmen würden und wir beim Schneiden anwesend sein sollten.

Das passierte nie.

Demonaz: Sie haben uns betrogen. Sie produzierten es in Farbe und nutzten ausschließlich die dummen, lustigen Clips (lacht). Als wir es dann sahen, dachten wir uns nur: "Oh mein Gott..." Über das Original machten sich die Leute schon lustig, aber als dann auch noch ein Typ ein Benny Hill-Lied drüberlegte, war es endgültig geschehen und sie veräppelten auch die Band. Anfangs hasste ich es. Ich liebe Benny Hill, aber ich wollte seine Musik nicht auf meiner Band. Irgendwann erreichten wir einen Punkt, an dem wir darüber lachen konnten. Klar fanden wir es auf gewisse Weise ebenfalls lustig. Wenn deine Band wächst, musst du mit solchen Dingen einfach klarkommen. Du kannst eh nichts dran ändern.

Über die Jahre half es Immortal wohl sogar.

Demonaz: Vielleicht (lacht).

Jedenfalls habt ihr dadurch einen recht einzigartigen Stand im Black Metal, einem Genre, in dem Humor eigentlich nie zugelassen wird. Und auch wenn ihr es anfangs vielleicht auslöschen wolltet, habt ihr später doch auch auf diesem Image aufgebaut.

Demonaz: Die Leute, die das anzettelten, sind verantwortlich dafür, nicht wir. Für uns liegt das außerhalb unseres Kontrollbereichs.

Für viele Bands ist Black Metal nicht nur ein Musikgenre, sondern ein Lebensstil, zu dem Provokation gehört. Sie provozieren in der Musik, aber teilweise auch im Leben abseits davon. Immortal war nie eine solche Band. Ihr wurdet nie wirklich anstößig, die Extreme beschränkten sich auf die Musik.

Demonaz: Das liegt wohl auch an den Lyrics. Ich habe noch nie satanische Lyrics geschrieben. Religion und Politik interessierten mich nie. Das bekamen auch die Zeitungen mit. Als in den Neunzigern die Kirchenverbrennungen stattfanden, wurden wir eigentlich nie mit reingezogen. Sie konnten uns nicht als satanisch bezeichnen, denn sie fanden weder Satan noch umgedrehte Kreuze bei uns.

Zieht ihr eine klare Grenze zwischen Musik und Leben?

Demonaz: Nein. Für mich ist das dasselbe. Natürlich wirst du älter, aber das Gemüt bleibt dunkel. Als Komponist musst du von irgendetwas inspiriert werden. Mein Milieu ist die Dunkelheit, die Natur, ein Spaziergang in den Bergen. Diese gewisse Einsamkeit braucht es, um die Idee am Leben zu halten. Ich bin keine depressive oder negativ eingestellte Person. Nur weil du die Dunkelheit als Lebensstil annimmst, heißt das ja nicht, dass du durch die Gegend läufst und Leute anpöbelst und Böses tust.

Seht ihr euch also trotzdem als Teil der Szene?

Demonaz: Ich glaube wir sind anders. Aber darüber haben wir nie nachgedacht. Seit Release unseres ersten Albums streben wir nach einzigartigem Image, einzigartigen Lyrics und Riffs. Wir kommen nichtsdestotrotz aus einer Subkultur – vielleicht unwissentlich, denn wir ahnten schließlich nicht, wie groß Black Metal einmal werden würde. Wir unterscheiden uns vielleicht von diesen anderen norwegischen Bands, doch wir hörten alle dieselben Alben! Stilistisch runtergebrochen würde ich in Retrospektive sagen, dass Immortal immer derselben Formel gefolgt sind. Wir sind in keine andere Richtung abgebogen, wo zum Beispiel Orchester, Frauengesang oder Keyboards warten. Wir blieben unserem Stil treu. Das sehen die Fans. Sie sehen, dass wir unseren Mist zusammenhalten. Wir wollen immer bessere Alben im selben Stil schreiben. Zurück zur Szene: Ich hatte nie das Gefühl, wir wären genauso wie die andere Bands oder sie genauso wie wir. Immortal ist für mich etwas Besonderes.

Wir fingen mit dem Albumtitel an, hören wir mit den Texten auf: Welche Geschichten erzählst du auf "Northern Chaos Gods"?

Demonaz: Ich bin kein Geschichtenerzähler (lacht). Text zur Musik zu verfassen verhält sich bei mir so ähnlich wie Schlagzeug zu den Riffs zu basteln – oder umgekehrt die Gitarrenparts zu etwas zu schreiben, mit dem Horgh ankam. Wir arbeiten mit Motiven oder Strukturen. Die Lyrics müssen sozusagen in das gefrorene Päckchen passen. Sie müssen die Stimmung einfangen. Nehmen wir an, ich bringe einen Song aus dem Proberaum mit: Ich besteige einen Berg, Stille herrscht – dann kommen die Ideen und der Text entsteht. Nimm "Mighty Ravendark": Darin gibt es eine Stelle mit cleanen Gitarren. Dann kommt das Schlagzeug dazu und es bauscht sich auf. Das muss der Text widerspiegeln. Es muss kraftvoll sein. Der Hörer muss tief eintauchen, den Groove und die Kraft verstehen können so wie wir. Ich versuche, jeden in die Situation zu versetzen.

Wenn du sagst, du seist kein Geschichtenerzähler, wie kommt es dann, dass du seit Jahrzehnten die Texte für Immortal schreibst?

Demonaz: Weil es keine Geschichten sind. Es darum geht, zur Musik zu passen. Es geht nicht um Fantasy oder Charaktere. Blashyrkh ist etwas Spirituelles für mich und Mighty Ravendark quasi der Thron dazu. Du brauchst etwas zum Visualisieren. Ich erzähle keine Geschichten, sondern Stimmungen und Atmosphäre – einen Ausdruck zur Musik. Und klar: Wenn du bei einem schnellen Track an Kämpfe denkst, schreibst du eben von einer Schlacht. Eine Schlacht zwischen Göttern! Der große Sturz, den ich mir beim Spielen der Musik vorstelle! Die Lyrics brauchen ebenso einen Flow wie die Musik.

Horgh: Blashyrkh repräsentiert die Musik. Und die Musik repräsentiert Blashyrkh.

Demonaz: Mehrere Elemente müssen zusammenfallen, um die Vision eines Albums zu erfüllen.

Wenn Blashyrkh für euch vor allem ein Gefühl ist, ist die Frage, ob ihr euch vorstellen könntet, Immortal einmal ohne Blashyrkh zu führen, obsolet oder?

Demonaz: Ohne Gefühl keine Musik. Im Blashyrkh-Motiv ist Platz für viele Dinge – aber nicht für Häuser und Autos und Sandwiches (lacht). Das Gleiche gilt für die Musik. Wir experimentierten nie sehr weitreichend, packten keine blöden oder lustigen Elemente rein. Also gibts auch keine lustigen Lyrics und keine Häuser und Motoren. Es geht vor allem darum, die grimmige Essenz einzufangen – die Kälte, die Dunkelheit, das zeitlose Gefühl. Wir wollen die Musik zeitlos haben, und unzerstörbar!

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