laut.de-Kritik

Zurück in die Achtzigerjahre.

Review von

"Ich habe viele Alben aufgenommen, auf denen ich neue Dinge ausprobiert habe, aber es fühlt sich gut an, wieder nur mit Synthesizern zu arbeiten", ließ sich Howard Jones für den Pressetext zu seinem neuen Album "Transform" zitieren. Der 64-Jährige gilt als Synth-Pop-Ikone der Achtzigerjahre. Ein Ruf, der ihm bis heute eine treue Fanbase sichert. Diese hielt ihm auch in den Neunzigern und Zweitausendern die Treue, als er acht wenig beachtete Alben veröffentlichte, die sich mit Streichern und anderen Experimenten vom ursprünglichen Soundentwurf entfernten.

2015 finanzierte ihm die Anhängerschaft per Crowdfunding den ersten von vier Teilen einer Albumreihe, die sich mit dem Identitätsverlust in einer vollkommen vernetzten Welt beschäftigt. Wo "Engage" eine wilde Mischung aus Pop, Electronica, Ambiente und Neoklassik war, kehrt er mit der Fortsetzung "Transform" nun zu seinen Wurzeln zurück.

Schon der Opener "The One To Love You" beglückt Langzeit-Fans. Immer wieder schwurbelt sich ein neuer, schwer identifizierbarer Klang in den Vordergrund. Nach einer Minute erklingt eine Trompete. Die dadurch erzeugte Wärme wird jedoch innerhalb eines Taktes durch den Refrain zerstört, in dem Jones über sich aufstapelnde Synthie-Flächen einen ersten Ohrwurm-Moment erzeugt. Der bekennende Buddhist strahlt dabei eine stimmliche Gelassenheit aus, die sich durch das komplette Album zieht.

"Transform" steht musikalisch in einer Reihe mit seinen ersten beiden Alben "Human's Lib" von 1984 und "Dream Into Action" von 1985. Diese sind Pop-Meisterwerke ihrer Zeit, die man noch heute heranzieht, wenn die Atmosphäre von damals erzeugt werden soll. Nicht umsonst war Jones' größter Single-Erfolg "Things Can Only Get Better" ein Teil des "GLOW"-Soundtracks. Diesen Stellenwert werden die zehn neuen Stücke nicht einnehmen. Dafür klingen sie zu steril – lassen den leicht dreckigen Klang vermissen, der der damaligen Aufnahmetechnik geschuldet war.

Jones greift auf sein bewährtes Standardrepertoire bestehend aus Moog-, Roland-, Simmons- und E-mu-Synthesizern zurück. "Take Us Higher" und "Stay With Me" klingen mit ihren stampfenden Dance-Beats am genießbarsten. "Beating Mr. Neg", das Zielstrebigkeit anpreist, trifft dagegen einen unangenehm schlageresken Ton.

Die Pianoballade "Mother" sorgt im Albumkontext für Abwechslung, erfindet das Rad – so wie die restlichen neun Anspielpunkte – aber nicht neu. Jones das vorzuwerfen, wäre allerdings gemein. Der 'British Godfather Of Synth Pop' tritt mit "Transform" eine Reise in seine Vergangenheit an, über die sich Eingeweihte ehrlich freuen werden. Alle anderen hören nur dann rein, wenn sie sich bei Begriffen wie "Datenautobahn" oder "Cyberspace" nicht reflexartig schütteln müssen.

Trackliste

  1. 1. The One To Love You (feat. BT)
  2. 2. Take Us Higher
  3. 3. Beating Mr. Neg
  4. 4. Transform (feat. BT)
  5. 5. Hero In Your Eyes
  6. 6. Tin Man Song
  7. 7. At The Speed Of Love (feat. BT)
  8. 8. Eagle Will Fly Again
  9. 9. Mother
  10. 10. Stay With Me

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1 Kommentar

  • Vor 2 Jahren

    Wie eine Zeitreise in die 80-er und Das meine ich im positiven Sinne.
    Vor allem war der gute Howard in dieser Zeit schon aktiv und kopiert nicht einfach nur den Sound jederzeit.
    Für viele wird die Platte unbedeutend sein weil sie mit dieser Zeit abgeschlossen haben, oder ihr aufgrund ihres Alters nichts abgewinnen können. Vorrangig natürlich die jüngere Generation.
    Ich persönlich finde es klasse und sehr angenehm den Sound der 80-er in einer Neuauflage zu lauschen, aber Das ist wie gesagt Geschmackssache.