Heize

Manchmal bildet man sich ein, in den Namen von Künstlern fremder Länder Wörter zu entdecken, die man aus der eigenen Sprache kennt. Zum Beispiel bei Heize, der vielseitig melancholischen R'n'B-Solistin aus Südkorea, deren Name klingt fast wie der Imperativ für das Wort Heizen. "Was ein witziger, belangloser Zufall", denkt man sich, bis man dann tatsächlich die Trivia liest, dass sich Heize ganz bewusst nach dem deutschen Begriff für "Räume aufwärmen" benannt hat.

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Heize Lyricist

Verheizter Bossa Nova trifft unterkühlten K-Pop.

Ein rudimentäres Detail ihrer Künstlerperson, aber irgendwie aussagekräftig dafür, wie sie viele kreative Dinge angeht. Heize spielt das K-Pop-Spiel mit einer Hand und das Indie-Spiel mit der anderen. Immer ein bisschen zwischen den Stühlen steht sie damit in einer Reihe mit den ikonischen Solisten des K-Pops wie Lee Hi, IU und Sunmi. Nur ist Heize die Traurigste dieser Riege, denn sie spielt auf kaum einem Song mit Frohmut oder Euphorie.

Ein ernstes Gemüt, das sich für die deutsche Sprache interessiert, also. Interessant genug. Dabei ist ihr Weg zur Musik für die koreanischen Verhältnisse gar nicht so typisch. Denn statt sich von reichen Eltern das ausbeuterische Idol-Training finanzieren zu lassen, zieht Heize nach dem Schulabschluss ins ausbeuterische Idol-Training. Dort lässt sie sich nebenher auch noch von drei Minijobs ausbeuten, um die Schose zu finanzieren, ernährt sich fast ausschließlich von Vitamintabletten und landet aus diesem Grund sogar im Krankenhaus.

Ein Selbstzerstörungs-Katalog, der für K-Pop-Idols leider gar nicht ungewöhnlich ist, aber durch den selbstfinanzierten Eigenantrieb noch einmal mehr durchschlägt. Dabei verwendet sie die erworbenen Fähigkeiten nicht unbedingt für das typische Programm. So beschreibt sie sich bewusst nicht als Idol, sondern als Performer. Stellt sich auf ihrer eigenen Musik kaum in den Vordergrund.

Ein erstes Mini-Album kommt unter dem eigenen Namen 2014 unter Stone Music Entertainment auf den Markt. Um ein bisschen die Werbetrommel zu rühren, lässt sich Heize dann aber gleich gänzlich Genre-Fremd für die koreanische Battle-Rap-Show "Unpretty Rapstar" einspannen. Genau wie deren prominentester Teilnehmer Soyeon von (G)I-Dle erreichte Heize in ihrer Staffel dort das Halbfinale und ging von dort mit vielen neuen Fans zum unterkühlten R'n'B zurück.

Da liest sich ihre Diskographie durch die 2010er eben auch mal wie ein Tumblr-Moodboard: "And July", "III (You, Clouds, Rain)", "Wind" und "Late Autumn" kommen jeweils als Mini-Alben auf den Markt. "She's Fine" dippt das erste Mal die Zehen in die Produktion eines ganzen Albums und macht dabei gleich auch eine ganze Menge richtig, bevor 2020 dann mit dem sechsten Album "Lyricist" ihr vielleicht vollständigstes Werk bis dato auf den Markt kommt.