laut.de-Kritik

Funky erotisches Understatement.

Review von

Was immer es ist, es klingt funky, tropisch und von Electro-Clash inspiriert. Der Songwriter Hanni El Khatib peitscht 13 Stücke durch 31 Minuten. Jeder Songtitel besteht aus einem Wort. Die Tracks selbst und ihre Namen wirken dabei wie Skizzen. Einer Stilrichtung lassen sich die grundsätzlich post-punkig wirkenden Tracks nicht zuordnen.

Sie beginnen meist zart und enden hart, drehen mitten im Flow aus basslastigem Noise, souligen Akkordzitaten und psychedelischen Halleffekten den Saft ab. "Flight" z.B. ist ein strukturiertes Durcheinander, und bevor es zu viel wird, würgt Hanni seinen Song eben ab. Ob man das jetzt gut findet, wenn einer immer wieder aufdreht und dann eine Vollbremsung hinlegt, hängt wohl von der Hörsituation ab.

"Leader" kann man sich gut in der Indie-Disco des alternativen Jugendzentrums vorstellen, besonders da Hanni El Khatib hier Fela Kuti zitiert. Und dann muss es ja Kult sein, auch wenn es dumpf produzierter Indie-um-des-Indie-willen-Quatsch ist.

Das Erstaunliche bleibt aber, dass diese Musik stellenweise nicht nur super alternativ aufgrund des Alternativ-sein-Wollens ist, sondern auch gute Laune in die Mundwinkel zaubert: Denn dem Electro-R'n'B von "Gem" wohnt nun mal erotische Spannung inne, und dem an Prince angelehnten Acapella-R'n'R "Harlow" kann man sich kaum entziehen.

Der hypnotische Future Bass-Soul-Groove von "How" sprengt schließlich auch die BWL-Erstsemester-Party zu später Stunde, wenn der DJ den Sound mit Mark Ronson verwechselt. Und bitte Achtung, der Track geht direkt ins Instrumental "Detroit" über, bei dem alle fluchtartig die Tanzfläche verlassen werden.

Den Schlusspunkt setzt der LSD-geschwängerte Flower Power-Falsett-Popsoul "Peace", ein Song, den man - ohne Blick aufs Cover - auf 1967 datieren müsste. Ein Time Machine-Song, der die Platte interessant enden lässt.

Trackliste

  1. 1. Carry
  2. 2. Glassy
  3. 3. Alive
  4. 4. Colors
  5. 5. Stressy
  6. 6. Room
  7. 7. Leader
  8. 8. Gem
  9. 9. Harlow
  10. 10. Dumb
  11. 11. How
  12. 12. Detroit
  13. 13. Peace

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