laut.de-Kritik

Wie gut, dass Liebesaffären oft unglücklich enden.

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Wie gut, dass Liebesaffären oft unglücklich enden. Ansonsten würden Künstlern wie Gus Black schlicht die Themen fehlen. Dass der Blick auf ehemalige oder sich kompliziert gestaltende aktuelle Beziehungen tollen Stoff für eindringliches Songwriting bereithält, beweist der Kalifornier auf "The Day I Realized ...", seinem sechsten Album.

Das altmodisch in Seite eins und zwei unterteilte Album bietet durchweg überdurchschnittliche Singer/Songwriter-Kost. Das Tragen eines "Summer Dress" gestaltet sich bei Gus natürlich nicht als beschwingter Tanz im Sonnenschein, sondern eher als Spaziergang nach Sonnenuntergang. Als trefflich ausgestattetes Rock-Chanson konzipiert, setzt seine lakonische Interpretationsweise atmosphärische Akzente. Die akustische Gitarre klaubt sich immer wieder vorbeiziehende Folk-Elemente.

"The Afterlife" beschwört, hier noch deutlicher auf Akustik reduziert, eine Liebe über den Tod hinaus: Düster inszeniert, aber nie gruftig-dunkel, sondern mit hoffnungsvollen Elementen ausgestattet. Gemeinhin bekanntes Lagerfeuer-Geklampfe findet bei Black nicht statt.

Mit reduzierten Mitteln gelingt es ihm, immer wieder Wendungen und Kontrapunkte einzubauen und die Songs so spannend und abwechslungsreich zu gestalten. "Fall Into You" lockt mit hymnischem Refrain, der dennoch fernab von Formatradio-Eingängigkeit agiert. "Something Can Be (Again)" rockt im Verbund mit verhaltenen Walzertakten, um immer wieder kräftige Schlagzeugknüppel hineinzudreschen.

Lebensfragen und Sinnsuche finden neben vorherrschenden Liebesthemen gleichfalls Eingang in Gus' Lyrics. Etwa die Flucht in ein besseres Morgen: "Where can we go / where the past doesn't haunt us?", fragt er skeptisch in "The New Normal".

"Waiting In The Cold" fungiert als zweifelnder sowie optimistischer Love-Song, wenn Black vergangenes Glück vor seinem inneren Auge vorbeiziehen lässt: "I remember Paris nights / we walked up to the lights / never lost our way." Dazu erklingen sanfte, niemals zu süßliche Streicher. So richtig glücklich mit der Liebe wird Gus in seinen Texten selten. Dennoch kein Grund, sich in vordergründiges Jammern zu ergeben. Stimmlich arbeitet er zumeist als tröstender Flüsterer im Dunkeln, oft mit Echo-Hall unterlegt.

Der Begleittext zur Platte nennt Leonard Cohen und Neil Young als Einflüsse. Noch steigt Black nicht auf Augenhöhe mit beiden in den Ring, in vielen Momenten ist er dank kompositorischer und dramaturgischer Finesse aber verdammt nah dran.

Trackliste

  1. 1. The Afterlife
  2. 2. Summer Dress
  3. 3. Fall Into You
  4. 4. The New Normal
  5. 5. Something Can Be (Again)
  6. 6. Waiting In The Cold
  7. 7. The Day I Realized
  8. 8. Now Or Forever
  9. 9. Everything Reminds Me Of You
  10. 10. No Love In Vain
  11. 11. S.S.L.A
  12. 12. The World Is On Fire

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