laut.de-Kritik

Electro-Pop-Punk mit Schlagerhooklines.

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Seit mittlerweile 20 Jahren hat die Berliner Band Grossstadtgeflüster ziemlichen Spaß an Punchlines zwischen Gossensprache und Genialität. Und so feuern sie mit ersten Track "Icke" ihres neuen siebten Albums "Das Über-Icke!" gleich mal ein Zitatfeuerwerk zwischen Schiller, Lady Gaga und Freud ab, das sich zwischen pogendem wogendem Synthgeknarze und übertriebener Hymnenhaftigkeit entfaltet.

Überforderung, Überbordendes und Überanstrengung sind natürlich gewollt bei "Über-Icke", das Ausrufezeichen dahinter wird stets mitgedacht. Also peitscht das Trio um Jen Bender, deren Vocals zwischen Hildegard Knef, Nina Hagen und Autotune kieksen, Raphael Schalz (Keys) und Chriz Falk (Drums) seinen Electro-Pop zwischen Kunst, Kommerz, Kapitalismuskritik und Kommunismus in den 14 neuen Songs konsequent voran.

Auch musikalisch ist das Album eine Arschbombe in verschiedene Genres wie Chansons à la Dreigroschenoper, Minimal-Techno und Kirmes-Techno sowie Electropunk und Dancehall, die oftmals in Mitgrölmelodien oder Schlagerhooklines aufgehen, diverse Features mit Künstler/innen wie Danger Dan, Mine oder Fatoni mittendrin. Die Musik von Grossstadtgeflüster ist gemacht für die große Bühne, großen Spaß und große Party. Auch die neuen Songs sind sicherlich live am besten aufgehoben (inzwischen ist die Hallen-Tour größtenteils ausverkauft), wo auch Tracks wie "Huckepack", die ironisch zwischen Ballermann und Bierseligkeit inklusive Sunrise-Techno-Sound pendeln, abgefeiert werden können. Hört man sie einfach so, kann einem diese dauerballernde Meta-Sause schnell auf die Nerven gehen.

Aber genauso soll es ja wohl sein: Grossstadtgeflüster haben entgegen ihres Namens wenig mit Flüstern zu tun, hier werden Flüstertüten aka Megafone ausgepackt und philosophische Fragen im Stile von "Scheitert das System am Menschen, oder der Mensch am System?" herausgebrüllt. Zwischen Kalendersprüchen und Cleverness verhallen diese im krachenden Wahnsinnslärm von Grossstadtgeflüster, die zuverlässig zwischen Acts wie Deichkind und Scooter Platz nehmen bzw. dazwischen lustvoll herumspringen.

Trackliste

  1. 1. Icke!
  2. 2. Wenn ich deine Eltern wär
  3. 3. Mein Bier
  4. 4. Huckepack
  5. 5. Leben am Limit
  6. 6. Ich kündige
  7. 7. Matrjoschka
  8. 8. Anders als ich
  9. 9. Verschenktes Potential
  10. 10. Raider
  11. 11. Heuballen
  12. 12. Da lang!?
  13. 13. Ketchup
  14. 14. Ein Tag

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