laut.de-Kritik

Mit Aufrichtigkeit gegen die Schlager-Pop-Armada.

Review von

"Der Autor ist tot" - Das Subjekt verschwindet, allein das Werk zählt. Das zumindest sagt Roland Barthes und verurteilt damit den Autorenkult, der jede künstlerische Arbeit mit Vorurteilen behaftet. Hört man Gloria-Sänger Klaas Heufer-Umlauf zu, hört man zunächst unweigerlich auch den nuschelnden Prosieben-Moderator. Doch ziemlich bald dämmert einem, dass dieser Klaas sich und seine Band ziemlich ernst nimmt und man dem Zweigespann nicht gerecht wird, legt man ständig das eine Bild über das andere.

Das aufrecht Sympathische an Gloria ist nämlich auch auf "Da", dass Heufer-Umlauf und Wir Sind Helden-Bassist Mark Tavassol nichts sein wollen, das sie nicht sind. Zwar hält sich die Komplexität der Songs, die meist mit spärlich melodierten Strophen arbeiten, in Grenzen, doch es beschleicht einen nie der Schweighöfer-Fremdscham. Die runtergebrochenen Verse rücken Heufer-Umlaufs Zeilen, die er trocken, stellenweise monoton intoniert, mitten in den Raum. Oft um die Ecke gedacht formuliert, folgt man nicht allen Metaphern und Sprachbildern, die er auffährt. Der Grundgestus bleibt nachdenklich, etwa in "Süchtig", in dem es um eine Art Burnout und Lebenssättigkeit zu gehen scheint: "Noch einmal lachen und ich erstick an dem Spiel, doch ich bin süchtig und ich spiel viel zu viel. Das Feuer kann ausgehen, denn ich weiß es brennen andere."

Tavassol, die zweite Hälfte des Duos, hält sich etwas zurück. Kaum ein Riff oder eine Akkordfolge brennt sich wirklich ein. Eher hat man den Eindruck, als wolle der Haupt-Arrangeur seinem Sänger ja nicht die Show stehlen und ihm stattdessen lieber simple Vorlagen für dessen Texte servieren. In der Single "Immer Noch Da" schlagen sich am ehesten seine Helden-Tage nieder. Stakkato-Klavier und ein schiebender Rhythmus lassen den Song aus dem restlichen Syntagma hervorstechen.

Die Antithese dazu bildet wohl das Schlusslied "Stille", eine leise Hymne auf die Ruhe, die zum Ende hin noch einmal ein ganz anderes, moderneres Sound-Gewand präsentiert. Hatte sich das zuvor Gehörte stilistisch eher an mehr oder weniger zeitlosen Deutschpop-Produktionen orientiert und stellenweise vor allem an Grönemeyer denken lassen, melden sich hier leise Samples im Rhythmus-Segment zu Wort. Auch "Hochhaus" will mehr, hier spielt das Schlagzeug erfrischend forsch auf, leider nimmt das Stück den Schwung aber nicht mit in den etwas unentschlossenen Refrain.

Nach den relativ knappen 34 Minuten hat man ein etwas zu nett geratenes Deutschpop-Album gehört, in dem dennoch weit mehr schlummert als im Schlager-Pop eines sinn- und seelenentleerten Bourani-Geblökes. Nur noch etwas mehr trauen dürften sie sich gerne.

Trackliste

  1. 1. Der Sturm
  2. 2. Narben
  3. 3. Immer noch da
  4. 4. Erste Wahl
  5. 5. Süchtig
  6. 6. Einer von den anderen
  7. 7. Hochhaus
  8. 8. Nie mehr
  9. 9. Stille

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