Kennt noch jemand Carcass? Sollte man eigentlich und außerdem hat sich diese Frage seit der vorübergehenden Reunion und dem Wacken-Auftritt 2009 wohl eh erledigt. Schließlich waren sie tonangebend in der wohl extremsten Spielart des Metal. Wenn vom Grindcore die Rede ist darf aber auch keinesfalls Napalm Death vergessen werden. Dieses Genre wurde von Scheiben wie "Scum" (Napalm Death) oder "Reek Of Putrefaction" (Carcass) geprägt, um nicht zu sagen erschaffen.

Der Grindcore ist schnell, schneller am schnellsten und gern noch ein bisschen mehr. Der sogenannte Blastbeat an den Drums ist vorherrschend. Die Entwicklung aus dem Crustcore, der noch stark von Punk und Hardcore beeinflusst ist, wird schon allein durch das Suffix '-core' deutlich. Harmonien, Melodien, alles was in der Regel mit Musik zu tun hat, ist im Grindcore sekundär. Schließlich hat man in Songs, die gern mal unter der 30 Sekunden-Marke bleiben kaum Zeit für solche Späße. Was zählt ist das Brachiale und die Geschwindigkeit. Wenn man ganz nebenbei noch das Bürgertum durch Splatter-Texte und Cover schockieren konnte, ist das ein durchaus erwünschter Nebeneffekt. Anders als im Death Metal können die Vocals dabei von den tiefsten Grunzlauten, bis hin zu sehr hohen Schreien, um nicht zu sagen Gequieke gehen. Mancher Eber hat seine Zukunft schon im Grindcore gesehen, bevor er als Wurst endete.

Der Einfluss oben genannter Bands kann gar nicht genug gewürdigt werden, so lassen sich anfangs beinahe alle herausragenden Bands in diesem Genre irgendwie mit Napalm Death und Carcass in Verbindung bringen. Sei es Righteous Pigs, Godflesh oder Terrorizer, irgendein Ex-Mitglied der Godfathers of Grind hat mal mit gelärmt. Die Tatsache, dass sich Napalm Death und vor allem Carcass recht weit von ihren Wurzeln entfernt haben und inzwischen melodiösere, komplexere Sachen spielen, legt den Schluss nahe, für Grindcore müsse man musikalisch nichts drauf haben.

Das stimmt jedoch nur bedingt. Jeder der mal versucht hat in extremer Geschwindigkeit Schlagzeug, Bass oder Gitarre zu spielen wird bestätigen können, dass es verdammt hart wird, exakt zu bleiben. Nichtsdestotrotz scheint Grindcore eher so etwas wie eine Jugendsünde zu sein. So gut wie keine Band die mehr als drei Alben veröffentlicht, bleibt dem Splatter-Sound treu. Die musikalische Entwicklung bzw. Entfaltung ist doch stark eingegrenzt. Wie auch immer, Alben wie "Scum" oder "Reek...." mit original Cover sind heute begehrte Sammlerstücke und bestimmt auch ihr Geld wert.

Mittlerweile hat sich vor allem in Skandinavien, aber natürlich auch im Rest Europas und den USA eine ganz ordentliche Grindcore-Szene entwickelt. Genau wie bei sämtlichen anderen Metalstilen, gibt es auch hier diverse Unterordnungen. Bei eine Subgenre wie Porngrind ist eher die textliche, als die musikalische Seite ausschlaggebend für den Namen. Dabei geht es dann, wieder Name schon vermuten lässt, um das gute alte 'Versteck die Gurke'-Spiel.