laut.de-Kritik

Der Ire huldigt wieder Verzerrer und E-Gitarre.

Review von

"Ich werde nie mehr meine alten Stücke spielen" verkündete Hardrock-Gitarrist Gary Moore zu Beginn der Neunzigerjahre, bevor er sich weit weniger erfolgreich an bluesigem Material versuchte. Auf das überraschend krachige Album "Scars" (2002) seiner gleichnamigen neuen Band ließ er im Mai 2003 eine Tour folgen und trat auch bei neun Etappen des Monsters Of Rock auf. In Glasgow entstanden die Aufnahmen für das gleichnamige Livealbum, in Sheffield die für diese DVD.

Dass beide unter Moores Namen erscheinen, obwohl seine zwei Mitstreiter von Scars dabei sind, ist nicht verwunderlich, schließlich handelt es sich bei acht Zehntel des Materials um Stücke, die er angeblich begraben hatte. Das als Special Feature beigefügte Interview bietet zwar keine Gründe für das Aufflammen seiner alten Liebe zu Verzerrer und E-Gitarre, fest steht jedoch, dass der Nordire nichts verlernt hat.

So schüchtern und hilflos er auf dem Sofa wirkt, so selbstbewusst zeigt er sich auf der Bühne. Gut in Schuss bringt er seine weiße X-plorer zum Leben, schreit und verzieht sein nicht mal so gealtertes Gesicht und lässt sich gut von Cass Lewis (ehemals Skunk Anansie) am Bass und Darrin Mooney (ehemals Primal Scream) am Schlagzeug unterstützen. Die ihre Nebenrolle ohne sichtlichen Ärger hinnehmen; vom durchaus anhörbaren gemeinsamen Material sind lediglich "Rectify" und "Stand Up" übrig geblieben.

Für "Just Can't Let You Go" holt Moore eine Sunburst-Les Paul hervor, und das Konzert gerät endgültig zur One Man Show. Bei "Don't Believe A Word" kommt endlich auch etwas Stimmung im bis dahin eher apatisch wirkenden Publikum auf, das Thin Lizzy-Stück "Don't Believe a Word" trifft dennoch eher auf Unkenntnis. Zu "Out In The Fields", wieder mit X-plorer, wehen immerhin ein paar Mähnen.

"Da kein Keyboard dabei ist, können wir 'Empty Rooms' nicht spielen", hatte Moore im Interview erklärt, dafür gibt es als abschließende Zugabe das frühe "Parisienne Walkways", dem der irische Gitarrist ein schönes Gänsehaut-Feeling verpasst. Nach einer Stunde ist der Auftritt dennoch recht unvermittelt vorbei.

Ob er sich den Bruch mit seinem früheren Beschluss so vorgestellt hat? Das Publikum scheint zumindest in Sheffield nicht gerade auf ihn gewartet zu haben, das kann aber auch an Whitesnake liegen, die im Anschluss auftraten. Fest steht, dass Moore nach wie vor laut spielen kann, selbst wenn er nach eigenen Angaben ein paar seiner alten Platten erst wieder kaufen musste, um die Stücke zusammen zu kriegen. Eine Übung, die sich lohnen dürfte, da auch das nächste Album nach eigenen Angaben wieder härter klingen soll.

Bis dahin bleibt nichts anderes übrig, als sich mit diesem Livemitschnitt zufrieden zu geben. Der zwar technisch gelungen ist - der Sound ist gut, und durch die Verwendung mehrerer Kameras wirkt der Auftritt lebendig -, aber mit dem wenig aussagekräftigen Interview und dem unnötigen Soundcheck - kaum mehr als das auch beim Konzert gespielte "Don't Believe Word" - doch etwas dünn geraten ist.

Trackliste

  1. 1. Shapes Of Things
  2. 2. Wishing Well
  3. 3. Rectify
  4. 4. Guitar Intro
  5. 5. Stand Up
  6. 6. Just Can't Let You Go
  7. 7. Walking By Myself
  8. 8. Don't Believe A Word
  9. 9. Out In The Fields
  10. 10. Parisienne Walkways

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