2. November 2012

"Kein Drummer hat Bumms wie meine Drum-Machine"

Interview geführt von

Mit seinem zweiten Studioalbum "Sick Travellin'" debütierte Fritz Kalkbrenner jüngst auf Platz sechs der deutschen Albumcharts. Für den Berliner Techno-Globetrotter durchaus ein Überraschungserfolg, als potenziellen Popstar hatte man ihn bislang schließlich noch nicht wahrgenommen.Nach dem Genuss der Vorabsingle "Get A Life" wirkt das Ganze gleich weit weniger abwegig. Die melancholische Gesangsnummer geht sofort ins Ohr. Sie setzt aber nach wie vor überwiegend auf Kalkbrenners Tech-House-Background - und repräsentiert damit bestens den Rest der neuen Platte.

An einem ganz normalen Dienstagabend ruft mich Fritz kurz vorm Einkaufen aus seiner Wohnung an. Für eine gute halbe Stunde sprechen wir über "Sick Travellin'", die Anfang des nächsten Jahres anstehenden Liveshows, Hip Hop und Interviews mit Boulevard-Medien.

"Sick Travellin'" - Was steckt denn hinter dem Albumtitel?

Es hat jetzt nicht unmittelbar mit jemandem zu tun, der krank und auf einer Reise ist. Eine Reise kann ja auch ein Gang durchs Leben sein. Man schaut darauf, wie man sich im Laufe des Alters von 25 bis 35 verändert hat. Und was man für eine Reise hinter sich hat. Im Intro-Text heißt es ja: "A man is tumblin' down, sick travellin'."

Das ist so zu verstehen, dass eine unbalancierte Reise unweigerlich zum Niedergang führt. Geht es um Techno und die Feierei, stehen sich ja oft der Exzess und die Vernunft gegenüber. Der Albumtitel ist also eher als eine Art Warnung gedacht - an mich selbst und auch an den Zuhörer.

Als Unterschied zum Debüt fällt auf den ersten Blick vor allem der gewachsene Anteil an organischen Klängen und Gesangstracks auf. Was betrachtest du auf dem Album als wichtigsten Fortschritt?

Dass ich persönlich den Mut gefunden habe, mit richtigen Musikern zusammen zu arbeiten. Da bestand auf jeden Fall eine gewisse Barriere, weil man das oftmals als zu klassisch oder gesetzt betrachtet. Ich brauchte erst einmal etwas Zeit, um mich damit auseinander zu setzen und es zuzulassen.

Beim ersten Album klingt das in einigen Nummern auch schon ein bisschen an. Das war der Beginn dieser kleinen Liaison mit den echten Instrumenten. Und das hat sich dann halt fortgesetzt. Darüber hinaus habe ich auf dem Album oftmals Tape-Delays benutzt. Wenn man sich einen bestimmten Sound herauspicken will, wäre es wohl dieser Effekt. Der taucht, glaube ich, auf sechs Nummern auf.

Hat man es trotz der Studiomusiker wieder mit einem recht intimen Album zu tun, an dem du über weite Strecken ganz alleine gearbeitet hast?

Ja, schon. Es ist ja nicht wie bei einer Band, wo man alles gemeinsam ausarbeitet. Sondern ich gehe mit den Grundideen zu den Musikern, frage, welchen Input sie mir da geben können, und versuche, meine Wünsche zu formulieren. Es klappt nicht immer so gut, man kann das ja so schlecht in Worte packen. Aber dann werden die Parts eben aufgenommen und ich setzte mich wieder ans Arrangement. Zu schätzungsweise 80 Prozent ist die Platte also allein im stillen Kämmerlein entstanden.

Die Vocals habe ich dann bei meinem Label Suol im Studio, gemeinsam mit den beiden Chefs Chopstick & Jonjon aufgenommen. Die waren quasi die Recording Assistants, meine Arme reichen schließlich nicht vom Mikrofon bis zum Mischpult. Alles andere ist aber in Eigenarbeit entstanden, was in der Szene ja auch nicht unüblich ist.

Ich habe vor längerer Zeit mal ein Interview von dir gesehen, in dem du erzählt hast, dass das Einsingen deiner Tracks anfangs ein derart persönlicher Moment war, dass du gar niemanden im Studio dabei haben wolltest.

Das stimmt, bei meinem ersten Feature war das so. Also bei der ersten Vocalarbeit, die ich überhaupt gemacht hab'. Für Cabinet, ein House-Label aus Berlin, das dürfte jetzt schon so zehn Jahre her sein. Da prahlst du dann immer so, dass du singen kannst, und musst es plötzlich unter Beweis stellen. Dann habe ich, ohne es je gemacht zu haben, den Text geschrieben. Und irgendwann war es eben so weit, langsam mal in die Kabine zu gehen. Ach, es gab nicht mal eine Kabine, weil das alles in einem Raum war.

Ich hab' dann so rumgedruckst und die haben mich nur angeguckt und gemeint: Du kannst jetzt gern auch anfangen. (Lacht) Ich hab' dann gesagt: Ey, wärs nicht cool, wenn ihr kurz rausgeht? Ich starte dann die Aufnahme und geh' ans Mikro. Die haben mich nur komisch angeschaut und meinten: Okay. Das habe ich dann einmal so gemacht. Aber beim zweiten Mal haben sie es schon nicht mehr durchgehen lassen und ich musste in ihrem Beisein singen. Da hatte ich dann wirklich einen Kloß im Hals. Ich glaube, das ist auch nachzuvollziehen.

Das hat sich mittlerweile aber geändert, oder?

Ja. Mittlerweile, nach zehn Jahren tut das glücklicherweise nicht mehr so doll weh. Aber damals war es wie ein ungeliebter Sprung ins kalte Wasser.

Etwas aus dem Rahmen fällt auf der Platte ja der Gil Scott-Heron-Song "Willing", der in derselben Session wie dein Bill Withers-Cover "Ruby Lee" entstand. Warum ist der auf dem Studioalbum gelandet und nicht, wie "Ruby Lee", auf deinem Mix-Album "Suol Mates"? Da hätte er stilistisch ja ganz gut reingepasst.

Damals war "Ruby Lee", die Bill Withers-Nummer, erst einmal die primäre Angelegenheit. "Willing" ist dann so hinten raus entstanden. Wenn ich das noch in die Mix-CD mit reingenommen hätte, wäre das mit zwei Cover-Versionen einfach zu viel gewesen. Ich hatte erst die "Ruby Lee"-Idee im Kopf, "Willing" war da noch lange nicht so ausproduziert wie jetzt auf dem Album und hat eine ganze Weile geruht.

Dann ist Gil Scott-Heron ja leider verstorben und ich musste lange überlegen, ob ich die Nummer denn jetzt aufs Album nehme - aus total hirnrissigen Gründen. Rechtlich ist das ja alles kein Problem, es ist ja ein Cover, natürlich kann man das draufpacken. Aber zwischenzeitlich war ich mir echt nicht sicher, ob das okay ist.

Also quasi moralisch?

Ja, kann man so sagen. Da hatte ich unter dem Eindruck seines Todes einfach eine gewisse Ehrfurcht und habe es erst einmal weggelegt. Erst nach einer gewissen Zeit konnte ich mich damit arrangieren, die Version mit ins Album aufzunehmen. Dann hab' ich sie ausproduziert und noch einmal eingesungen.

"Live-Shows kannste dir nicht runterladen."

Bei dir als Solo-Liveact im Bereich elektronischer Musik liegt der Schwerpunkt hinsichtlich Lebensunterhalt vermutlich noch deutlicher auf Liveshows, als er das bei 'normalen' Bands mittlerweile tut. Welche Rolle spielen für dich die anstehenden Plattenverkäufe?

Das erste Album hat sich wirklich überraschend gut verkauft, das kann ich so sagen. Weitaus besser, als man das heutzutage erwartet. Man sagt ja immer so: Ach, das kaufen sich dann drei Leute und zehn ladens runter. So schlimm war es dann doch nicht, es ist echt was dabei rumgekommen. Daher rechne ich gedanklich ein bisschen damit, dass sich das neue Album ganz gut verkauft.

Aber ich weiß schon, was du meinst. Wenn es heißt: Durch Platten verdienste eh nichts mehr, nur durch live spielen, trifft einen das in der elektronischen Szene nicht so unvorbereitet wie bei einer klassischen Rockband. Die haben ja viel länger an diesem Gedanken festgehalten.

Es stimmt schon, in den Siebzigern und Achtzigern hast du 'ne Tour gemacht, weil du ein Album hast. Heute machst du ein Album, um 'ne Tour zu haben. Klar, der Fokus liegt mehr denn je auf den Liveshows. Die kannste dir nicht runterladen, wie man so schön sagt.

Ich glaube, 2011 bin ich mit 130 Shows rausgegangen, was echt 'ne Menge und eigentlich schon fast zu viel war. Am Jahresende sah ich echt aus, wie eine kleine, verschrumpelte Rosine. Deswegen trifft mich das mit den sinkenden Plattenverkäufen nicht so unvorbereitet wie einen Universal-Künstler. Dem sagt man dann: Du, spiel' mal lieber ein paar Dates mehr, dann haste auch was.

Deswegen verabschiedest du dich dieses Jahr schon etwas früher in den Urlaub, schätze ich?

Ja, die Entscheidung fiel tatsächlich unter dem Eindruck des letzten Jahres. Ich wollte am Ende nicht noch einmal so aussehen. (Lacht) Und schau mal, am 19. Oktober kommt das Album raus, anschließend spiele ich noch die Bermuda-Show hier in Berlin. Dann kommt noch ein klein bisschen was. Aber die Tour geht erst im Januar los.

Das hat aber auch damit zu tun, dass ich es nie nachvollziehen konnte, wenn Künstler zwei Wochen nach Veröffentlichung des Albums direkt auf Tour gehen. Selbst der enthusiastischste Fan, wird in diesen zwei Wochen keine großartige oder innige Beziehung zu dieser Platte hergestellt haben - finde ich. Denn so etwas dauert einfach seine Zeit.

Daher haben wir uns für eine gewisse Karenzzeit entschieden, damit sich das ein bisschen entwickeln kann und die Leute die Platte einfach schon kennen und verinnerlicht haben. Dann macht schließlich auch das Auftrittserlebnis mehr Spaß. Denke ich. Aber das sehen wir dann erst im Januar.

Der Name Fritz Kalkbrenner hat in den letzten Monaten einen gewissen Aufschwung erlebt.

(Überlegt) Findste?

Naja, vor zwei Jahren hast du jedenfalls noch nicht auf Rock-Festivals vor mehreren Tausend Menschen gespielt.

Das stimmt, da hat sich in den letzten zwei Jahren was getan. Jedes Rock-Festival hat ja jetzt auch ein Elektro-Zelt.

Schlagen sich die steigende Popularität und die damit verbundenen Mittel deutlich in der Liveshow nieder?

Also, für die Tour lassen wir eigene Visuals produzieren - wenn die Setlist dann mal gedanklich steht. Wie das genau aussieht, wissen wir leider selber noch nicht. Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, während der Tour auch live zu singen. Bisher habe ich die Vocals ja immer über eine gesonderte Spur abgefeuert.

Es ist zwar noch nicht hundertprozentig durch, ich muss das alles noch technisch ausprobieren. Dafür werde ich mich noch ein paar Tage irgendwo einmieten, verschiedene Mikrofone und das In-Ear-Monitoring ausprobieren. Wenn die Ergebnisse mir dann aber gefallen, dann wirds auf der Tour auch Livegesang geben. Das ist wirklich ein großes Wunschziel.

Aber Livemusiker wird es keine geben?

Nee, ehrlich gesagt nicht. Es gab ja einige elektronische Musiker, die eigentlich recht handelsübliche Clubmusik produziert, sich beim darauf folgenden Album dann aber plötzlich per Metamorphose neu erfunden und auf Band gemacht haben. Was ich auch alles total cool finde und womit ich überhaupt kein Problem habe. Die standen dann eben zu fünft da. Das ist ja auch toll, mir persönlich ist es aber ein bisschen zu weit weg vom ursprünglich Club- und Techno-Gedanken.

Außerdem: Wenn ich meine Drumparts auch noch weglassen und von einem Liveschlagzeuger spielen lassen würde, wäre das zwar echt und energetisch. Aber da ginge leider ein bisschen der Bumms flöten. So doll kann der nämlich gar nicht auf die Kickdrum eintreten, wie ich die in der Drum-Machine habe.

Nee, ich denke tatsächlich an einen klassischen Techno-Liveact, der von Visuals unterstützt wird und Livegesang zulässt. Was in fünf Jahren oder so vielleicht der Fall ist, will ich gar nicht festlegen. Ich kann nicht ausschließen, dass mal was anderes kommt. Aber noch ist es für mich, ehrlich gesagt, ein bisschen zu weit weg.

Vor dem Schritt zum Berufsmusiker warst du als Musikjournalist tätig. Wann hast du in dem Bereich den letzten Job erledigt?

Lass' mich mal überlegen. Das müsste im Sommer 2008 gewesen sein. Das war ein TV-Beitrag für den NDR. Über Jeff Cascaro, einen klassischen Jazz- und Soul-Sänger. Das war wohl mein letzter Beitrag. Sowohl als Musikjournalist als auch als Musiker arbeitet man ja meist freischaffend. Die Ablösung verlief eigentlich recht unspektakulär. Auf einmal habe ich gemerkt, dass ich schon drei Monate nichts mehr fürs Fernsehen gemacht hatte. Das eine hatte das andere nach und nach aufgefressen.

"Mit Deutschrap konnte ich nie viel anfangen."

Du beweist auf deinen beiden Alben ein recht ausgeprägtes Gespür für Melodie und Harmonie. Hast du vor, für immer Musik für den Dancefloor zu produzieren?

Das geht in eine ähnliche Richtung wie die Frage nach der Liveband. Aktuell fühlt es sich noch nicht danach an. Wenn ich jetzt versuchen würde, mich richtig klassisch an Soul abzuarbeiten, würde ich, glaube ich, nicht vollends glücklich werden. Was ich mache, ist tatsächlich immer noch Clubmusik, die zwar viele Einflüsse in sich birgt, die jenseits des Tellerrands herkommen. Aber mit einer Akustikgitarre und drei Bläsern auf Max Mutzke zu machen, wäre mir aktuell einfach zu wenig. Zu wenig Nacht und zu wenig Strobo. Aber auch hier gilt: Keine Ahnung, wie es in fünf Jahren aussieht. Aber ich tippe mal, dass es noch mindestens vier Jahre dabei bleibt. Sag ich jetzt einfach mal so. Ich steh' auf 'ne grade Kickdrum, tut mir Leid. (Lacht)

Betrachten wir es mal aus Produzenten-Sicht: Du bist bekennender Hip Hop-Fan, da könntest du sicher auch einiges machen.

Das stimmt schon. Aber als ich in Ostberlin groß geworden bin, habe ich ganz viel New York-Hip Hop gehört. Die meisten Leute haben sich dort auch eher im Turntablism versucht als zu rappen. Ich hab' ja auch noch Tonnen an Hip Hop-Produktionen zu Hause. Aber wenn ich da was machen würde, müsste ich mit irgendwelchen Amis zusammen arbeiten. Dann müsste ich sofort Unmengen an Geld bezahlen, damit Talib Kweli einmal bei mir rappt. Wenn, dann richtig.

Du bist also kein verkappter Deutschrap-Fan?

Nee. Jeder soll machen, was er mag, so lange er niemand anderen stört. Aber mir hat das irgendwie nie etwas gegeben. Ich glaube, da habe ich auch eine Entwicklungsstufe verpasst. Da war mein Schrank schon voll mit A Tribe Called Quest, Gang Starr und EPMD. Dann hat sich die Frage gestellt: Wozu? Das ist eben eine Standpunktfrage. Mit Deutschrap konnte ich einfach nie viel anfangen.

Du gehst in den nächsten Tagen auf deine erste Radiotour durch Deutschland. Betrachten einen die Journalisten nicht aus einem ganz anderen Blickwinkel?

Das stimmt, da ist auch eine gewisse Flexibilität meinerseits gefordert. Ich hatte ja jetzt auch schon Interviews mit Boulevard-Magazinen, die überhaupt keine Ahnung von der Materie haben. Aber das findet dann mit ganz anderen Vorzeichen statt, ich stell' mich da auch drauf ein.

Wenn ich jetzt mit euch oder mit dem Musikexpress spreche, weiß ich ungefähr, auf welche Linie man sich trifft. Und welchen Background man ungefähr gedanklich einplanen kann. Klar, bei der BZ muss ich natürlich anders rangehen. Aber alles andere wäre auch ziemlich großkotzig. Wieso sollten die auch Ahnung von meiner Musik haben? Das ist ja nicht ihre Kernkompetenz.

Was man nicht kennt, kann man kennen lernen. Ich richte mich da immer drauf ein. Ich wurde im Laufe der ganzen Interviews auch schon gefragt, wie denn mein Familienstatus ist. Da hab ich dann auch gesagt: Hä? Das wurde ich ja noch nie gefragt.

Siehst du dich in Interviews noch oft mit Fragen nach deinem Bruder konfrontiert?

Das gibts auch, es wird aber ehrlich gesagt immer seltener. Es ist ganz lustig, dass ich stattdessen so oft gefragt werde, obs mich nicht nervt. Aber natürlich gibts das manchmal noch und ich weiß dann: Wenn ein Interviewpartner so einsteigt, geht es nicht vordergründig um die Materie, sondern eher um einen Aufhänger, mit denen man den Leuten die Story schmackhaft machen kann. Das finde ich persönlich natürlich nicht so überragend, weil ich nach meiner Zeit als Musikjournalist eine gewisse Auseinandersetzung mit der Materie als obligat ansehe. Aber manchmal hilft das auch.

Als ich das erste Mal in Singapur gespielt habe, stand auch oben auf dem Flyer, dass ich der kleine Bruder bin. Da kannst du dann natürlich darüber meckern, dass das in Deutschland nicht mehr da stehen würde. Aber das war nun mal 8000 Kilometer weiter, da brauchen die Leute nun mal einen kleinen Aufhänger. Es kommt immer darauf an, wo und wie das verpackt ist. Es gibt natürlich auch Situationen, in denen ich denke, das hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen.

Ich erlaube mir trotzdem noch eine Frage zum Thema Paul Kalkbrenner: Spielt ihr mit dem Gedanken an eine weitere Kollabo der Marke "Sky & Sand"?

Es ist aktuell nicht angedacht. Kurzzeitig haben Paul und ich überlegt, ob wir für sein neues Album ein Feature machen. Das hat sich dann aber zerstreut, weil wir beide zu viel zu tun hatten. Und es war auch wirklich nur ein ganz kurzer Gedanke. Zudem möchte Paul lieber seinen instrumentalen Entwurf, den er ja hat, weiter ausbauen. Für ihn war "Sky & Sand" ein Sonderfall. Die Nummer repräsentiert ja auch nicht sein ganzes Oeuvre. Deswegen ist das vollkommen verständlich. Es ist in nächster Zeit also nicht angedacht. Aber auch in dem Fall sollte man nie 'nie' sagen.

Seit Wochen steht mit Wankelmut ein Berliner Techno-Act an der Spitze der deutschen Singlecharts - mit einem Remix von Asaf Avidans "Reckoning Song". Wie blickst du auf die Geschichte?

Das ist eine ganz komische Entwicklung. Der Jacob hat das ja aus Spaß hochgeladen. Dann wirds interessant, dann sind Leute aufgesprungen. (Überlegt einige Sekunden) Schwierig. Also, sagen wir es mal so: Es kann auch hier als Türöffner funktionieren. Auch für andere Musiker. Und sei es auch nur, weil bei VIVA oder MTV gesagt wird, dass Tech-House jetzt in den Charts ist. Selbst wenn nur fünf Leute die Ohren spitzen und sagen: Tech-House, was ist das denn? Selbst damit ist schon wieder etwas Gutes geschaffen. Egal, wie man zu der Nummer Szene-intern steht, da gibts auch geteilte Meinungen. Unterm Strich fördert so etwas, finde ich, eher etwas Gutes zutage. Das ist wie bei Mathe, wenn man den Rest wegkürzt. Nach allem Wegkürzen bleibt etwas Gutes.

Es handelt sich ja nur um einen Remix. Gönnt man ihm den Erfolg da überhaupt?

Das ist echt interessant, denn mit der Bezeichnung "Remix" hat man sich da ja wirklich weit aus dem Fenster gelehnt. Da passiert schließlich nicht so viel. Ich persönlich darf mich da aber jetzt aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Bei der Nummer hat es jedenfalls niemand darauf angelegt, dass sie ganz oben landet. Dadurch ist das einfach eine interessante Geschichte. Eine halbe Million hört es sich bei Soundcloud an. Dann werden die Majors wach. Dann gibts ein Video. Es ist eigentlich ein gutes Beispiel, wie der Markt funktioniert. Und, wie ich schon sagte: Unterm Strich bleibt etwas Gutes.

Das ist ein schönes Schlusswort. Danke fürs Gespräch, frohen Releasetag und schönen Urlaub.

Ich dank' dir, Simon.

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