laut.de-Kritik

Zwischen den Zombies, Beatles und Mercury Rev.

Review von

Nach den Alben "Shake A Mountain" und "Skeletons" forderten die dänischen Figurines den Vergleich mit Indiebands wie Pavement, Modest Mouse oder Built To Spill geradezu heraus.

Umso erstaunlicher ist nun, dass die Jungs mit ihrem drittem Werk "When The Deer wore Blue" von diesem erfolgreichen Konzept weitgehend Abstand genommen und stattdessen einen Stilwechsel vollzogen haben. Die kernigen Rock-Strukturen sind einem epischen Sound gewichen, der tief in den 60er Jahren wurzelt. Ein sanfter psychedelischer Trip auf verschlungenen Pfaden.

Die Drums schlagen zum Marsch, auf den sich im Opener "Childhood Verse" ein imposanter Ah Ah-Chor legt, begleitet von einem Orgellauf. Christian Hjelm hebt mit seinem eigenwilligen Falsettgesang zu einer bedrückend anmutenden Strophe an, um schließlich zu einem großen Refrain auszuholen.

Das sonnige "The Air We Breathe" erinnert in seiner Vielschichtigkeit sowie den Gesangsharmonien an die Beach Boys, die gemeinsam mit Mercury Rev auf Entdeckungsreise gehen.

Mit monotonem, aber dynamischen Schlagzeugbeat, Bass, Gitarre und eingängiger Melodie ist "Hey Girl" dagegen zugänglicher strukturiert und entfacht atmosphärisch halluzinogenen Charme.

Wie es Pink Floyd in ihrem Frühwerk zelebrierten, geht es sphärisch und dramaturgisch ausgefeilt weiter. Verstörend scheinen in "Drove You Miles" die Strophen zu Gitarre und Drums irgendwo Halt zu suchen, den sie dann mit Pianobegleitung und der melodischen Wendung des Melodiebogens auch findet. Das Stück klingt mit einem ausgedehnten, stakkatoartigen Gitarrenpart aus, der mit schwebenden Synthesizerklängen untermalt wird.

Unbefangene Leichtigkeit offenbart sich erstmals im mit der Akustischen rhythmisierten "Let's Head Out": tolle Melodie und schöne Backgroundgesängen. Auf die wirklich großen Gesten verzichten die Figurines, keine Hymnen, keine Eile.

Liebenswert schlicht bahnt sich etwa "Good Old Friends" mit völlig verhaltener Melodie seinen Weg, ein funkiges Gitarrenschema drückt dem famosen "Drunkyard's Dream" seinen Stempel auf. Brüche und Wendungen prägen "Half Awake, Half Aware", während eine klare Melodielinie nicht auszumachen ist.

Mit dumpfem Gitarrenintro erinnert der Einstieg in "Angels Of The Bayou" dann an Velvet Underground. Wieder so ein verschleierter Song, dem die Trägheit eingeschrieben ist und erst der Refrain vagen Optimismus andeutet.

Das treibende "Bee Dee" packt plötzlich den Bluesrock aus, das halluzinogene "A Cheap Place To Spend The Night" spielt etwas zu rastlos mit Tempowechseln. Das Album schließt mit "Lips Of The Soldier" ab, das mit einem langsamen, psychedelischen, von Orgelklängen untermaltem Gitarrenpart ausklingt.

Es spricht für die Reife der Figurines, sich derart kompromisslos ein neues Soundkostüm überzuziehen. Ob man den Schritt vom klar strukturierten Indierock hin zum innovativen, psychedelischen Indiepop mitgehen mag, muss jeder selbst entscheiden.

Die Figurines haben sich jedenfalls neu orientiert und verorten sich nun zwischen Sixties-Bands wie den Zombies, Love oder den experimentellen Beatles bzw. .zeitgenössischen Combos wie den Flaming Lips oder Mercury Rev.

Trackliste

  1. 1. Childhood Verse
  2. 2. The Air We Breathe
  3. 3. Hey Girl
  4. 4. Drove You Miles
  5. 5. Let's Head Out
  6. 6. Good Old Friends
  7. 7. Drunkard's Dream
  8. 8. Half Awake, Half Aware
  9. 9. Angels Of The Bayou
  10. 10. Bee Dee
  11. 11. Cheap Place To Spend The Night
  12. 12. Lips Of The Soldier

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