laut.de-Kritik

Gefälliger Pop und der Versuch, mehr zu sein.

Review von

Mit ihrem neuen Album "Raw" setzt Femme Schmidt auf eine große musikalische Bandbreite. Auf hymnische Gesänge und Streicher folgt ein leichter Indie-Sound, auf Pauken und Trompeten Herzschmerz und gehauchte Sehnsucht. Ihre Jazz-Affinität lässt Femme nur noch ab und zu aufblitzen, "Hurts So Good" wäre hier als Highlight des Albums zu empfehlen. Es wird vieles ausprobiert, doch auf den Stich ins Schwarze wartet man vergebens.

Femme Schmidt erfand vor vier Jahren mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum den "Pop-Noir" Stil. Ihre verruchte Stimme und jazzigen Arrangements bescherten der geborenen Koblenzerin namhafte Fans. Karl Lagerfeld ließ sie auf seiner Weihnachtsfeier auftreten, Elton John nahm die Sängerin in sein Vorprogramm auf und Robbie Williams-Produzent Guy Chambers arbeitete an ihrem Debüt und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Schmidt klingt, wie sie heute klingt.

"Raw" will den dunklen Pop-Stil weiterführen, doch bis auf einige schöne Arrangements wirkt die Platte eher blass. Die Produktion an sich lässt keine Wünsche offen, sie klingt genauso, wie man sich eine Pop-Platte im Jahre 2016 vorstellt. James Bryan, bekannt durch seine Arbeit mit den Backstreet Boys und Nelly Furtado, versteht ohne Frage sein Handwerk.

Sie singt von Liebe, Schmerz und Sadomaso, doch wirkt nichts davon, als würde sie es ernst meinen. Bis auf wenige Highlights hinterlässt die Platte entgegen ihrem Titel keinen besonders "rohen" Eindruck. Zu durchkonstruiert wirken die 14 Lieder, zu sehr möchte man Gefühle hervorrufen und zu gekünstelt wirken die Texte. Vielleicht würden der Jetsetterin ein paar Monate als "Starving Artist" im Londoner Jazz-Untergrund gut tun, nicht nur für ihre mangelnde Bühnenausstrahlung, sondern generell für ihr zukünftiges musikalisches Wirken. Ein paar Produktionsgänge runterschalten und nicht versuchen den nächsten großen Hit für eine Werbekampagne zu kreieren - Talent hat sie schließlich.

Die ruhigeren Stücke des Albums, die Balladen, wollen keine Geschichte erzählen, sie wollen gefallen. Dass Femme Schmidt als deutsche Amy Winehouse gehandelt wird und Vergleiche mit Adele und Florence And The Machine aufkommen, scheint der Wahlberlinerin über den Kopf zu wachsen. Sie will mit dem Einsatz opulenter Klänge und kleinen experimentellen Passagen ein großflächiges Bild malen und ihren Vorbildern nacheifern, was ihr jedoch nur bedingt gelingt. Die Herzstücke der Platte bilden die Songs "Kill Me" und "Hurts So Good", in denen Femme doch noch den "Noir"-Charakter ihres Vorgänger-Albums wiederbelebt.

Insgesamt ist "Raw" zu aufdringlich, um nebenbei gehört zu werden, aber zu farblos, als das man sich wirklich darauf einlassen möchte.

Trackliste

  1. 1. To The Edge
  2. 2. The Music
  3. 3. Golden
  4. 4. Temple Of Tears
  5. 5. Kill Me
  6. 6. Million Baby
  7. 7. Raw
  8. 8. Hurts So Good
  9. 9. Suround Me With Your Love
  10. 10. Loving Forces
  11. 11. Shape Of Love
  12. 12. God Only Knows
  13. 13. Is Your Love Strong Enough (Bonustrack)
  14. 14. Wild Heart (Bonustrack)

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