laut.de-Kritik

Sitzt wie ein gut geschnittener Anzug.

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Natürlich umwehte ihn, den Wiener Bub, nie die Aura von Role Models wie Jim Morrison oder Jimi Hendrix. Ein wenig hüllt ihn der Flair zu früh gestorbener Stars dennoch ein. Falco altert nicht und bleibt der Österreicher, der den Amis 1986 eine Nummer eins vor den Latz knallte.

Nach Falcos Tod kamen neben dem posthumen Album "Out Of The Dark" eher schnell als liebevoll kompilierte Best Ofs auf den Markt. Wer noch nicht zugriff, kann das zum 50. Geburtstag nachholen. Die labelübergreifende Doppel-CD "Hoch Wie Nie" vereint Hits, gibt einen chronologischen Überblick, kommt mit einem überarbeiteten "Männer Des Westens" daher und fügt wichtige Nummern hinzu, ohne die es nicht geht. All inclusive sozusagen. Wer mehr will, braucht die drei ersten Alben.

Denn man sollte nicht verschweigen, dass Hölzel seinen Zenit nach "Falco 3" überschritten hatte - von einzelnen Tracks wie "Kamikaze Cappa", "The Sound Of Music" oder "Wiener Blut" mal abgesehen. Falcos Leistung schmälert das keinesfalls - abgefahrener als "Rock Me Amadeus" geht es eben nicht.

Jener Nummer eins-Hit sowie "Der Kommissar", mit dem Falco seinen Durchbruch feierte, eröffnen standesgemäß die Werkschau, dicht gefolgt von den sorglos größenwahnsinnigen Knallern "Vienna Calling" (an die Querflöten und ab dafür!) oder "America" (einer seiner frischesten Texte). Beiden Stücken hört man an, dass Falco erst in Kombination mit den Bollands den Rock/Pop-Olymp eroberte. Die holländischen Brüder zogen damals den richtigen Groove zur richtigen Zeit aus der Schublade.

So nah wie mit "Ganz Wien", "Auf Der Flucht" oder "Maschine Brennt" kam Falco dem Puls der Zeit später nicht mehr. "Egoist", "Out Of The Dark", "Titanic", "Nachtflug" oder "Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da" kommen solide und gefallen dem Fan - an den Glanz vergangener Zeiten reichen sie nicht heran.

Ein glückliches Händchen bewiesen die Kompilierer mit der Hinzunahme von "Nur Mit Dir", "Ihre Tochter" oder dem geschmeidigen "Brillantin' Brutal" - die Songs sitzen wie ein gut geschnittener Anzug. Die andere Seite des Wieners, seinen melancholischen Grundton, repräsentieren "Hoch Wie Nie" oder "Kann Es Liebe Sein". Das Fast Food-Gestückel von "Tribute To Falco" braucht zwar keiner, dem Hans dürfte die posthume Ehrung, die seine Erfolge im Text herunter betet, dennoch schmeicheln.

"Out Of The Dark"-Produzent Thorsten Börger legt zum Abschluss zwar gute Gitarren-Arbeit hin und bleibt in der Bearbeitung des Stücks den 80ern verpflichtet, kreiert am Ende aber mehr einen Remix als Single: Das hervorragende "Männer Des Westens" hätte auch im Original auf die Retrospektive gehört.

Zum Glück bleibt die Zusammenstellung - alles andere wäre inakzeptabel gewesen - im würdevollen Design gehalten, angelehnt an "Falco 3". Die wenigen Fotos zeigen den Musiker Hölzel cool statt gekünstelt. Eben so, wie man ihn in Erinnerung behalten möchte.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Der Kommissar
  2. 2. Vienna Calling
  3. 3. Jeanny
  4. 4. Emotional
  5. 5. The Sound Of Musik
  6. 6. Junge Römer
  7. 7. Wiener Blut
  8. 8. Hoch Wie Nie
  9. 9. Munich Girls
  10. 10. Nachtflug
  11. 11. No Answer (Hallo Deutschland)
  12. 12. Nur Mit Dir
  13. 13. Helden Von Heute
  14. 14. Kann Es Liebe Sein
  15. 15. Ihre Tochter
  16. 16. Auf Der Flucht
  17. 17. Ganz Wien

CD 2

  1. 1. Rock Me Amadeus
  2. 2. Maschine Brennt
  3. 3. America
  4. 4. Out Of The Dark
  5. 5. Egoist
  6. 6. Brillantin' Brutal'
  7. 7. Data Da Groove
  8. 8. Verdammt Wir Leben Noch
  9. 9. Naked
  10. 10. Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da
  11. 11. Titanic
  12. 12. Europa
  13. 13. Coming Home (Jeanny Part 2, Ein Jahr Danach)
  14. 14. It's All Over Now, Baby Blue
  15. 15. Tribute To Falco
  16. 16. Männer des Westens (T. Börger Version 2007)

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