laut.de-Kritik

Wider den Berliner Feierformalismus.

Review von

Na endlich! Anja Schneiders Label Mobilee Records wartet mit einer Platte auf, bei der sich das Hinhören lohnt. Das war in letzter Zeit leider viel zu selten der Fall - ihr eigenes Debütalbum "Beyond The Valley" machte da keine Ausnahme.

Jetzt gelingt es dem Duo Exercise One, frischen Wind in die angestaubte Veröffentlichungspolitik von Mobilee zu bringen. "In Cars We Rust" heißt der Longplayer von Marco Freivogel und Ingo Gansera. Von wegen Rost ansetzen. Die elf Tracks des Albums kommen frisch und spritzig daher, Überraschungen inklusive.

Eine davon steht gleich am Beginn. Mit dem Ambient-Track "Circeo" eröffnen Exercise One stimmungsvoll und bedächtig. Das war nicht unbedingt zu erwarten von einem Produzenten-Team, das der Berliner Feierszene entwachsen ist. Dort haut man in letzter Zeit gerne mal mit Peak-Time-Tools richtig auf die Wurst.

Es ist Exercise One hoch anzurechnen, dass sie sich mit "In Cars We Rust" nicht auf den klischeehaften Feierformalismus vieler Kollegen beschränken lassen, sondern ihrem Album ein Konzept zu Grunde legen, das ein gutes Stück darüber hinaus geht.

Nach dem sphärischen Opener "Circeo" und dem dezent groovenden "1994" lässt "It Is Happening Again" erneut aufhorchen. Der Track ist eine astreine Big-Beat-Nummer. Es gehört schon einiges an Mut dazu, einen solchen Track 2009 auf ein Album zu packen. Gilt doch kaum ein anderes Genre elektronischer Clubmusik als so veraltet und in den 90ern stecken geblieben.

Mit dem allgegenwärtigen Hang zum Minimalismus gehen bratzende Beats eben nicht gut zusammen. Marco Freivogel und Ingo Gansera gelingt dieser Spagat dennoch. In Sachen Eleganz, mit der sie diesen Brückenschlag bewerkstelligen, kommen Exercise One sogar ihren Idolen The Chemical Brothers nahe.

In der Folge schlägt das Pendel mit "Trapdoor" kurz in Richtung Tech- und Minimalhouse aus, dem die Electro-Breaks von "The Drunken Tinman" auf dem Fuße folgen. Nach dem bisweilen euphorischen Beginn trübt sich die Stimmung nun allmählich ein.

Dunkles Clubfeeling ist angesagt, die erst durch die Singleauskopplung "No News Today" wieder in freundlichere Bahnen gelenkt wird. Die Vocals des Tracks stammen von Argenis Brito, dessen Stimme außerdem auf "Don't Slip" zu hören ist.

Mit "In Cars We Rust" und sicherlich auch der ein oder anderen noch nicht veröffentlichten Produktion sind Marco Freivogel und Ingo Gansera derzeit auf Club-Tour unterwegs. Das gelungene Debüt ist ein guter Grund sich einmal von den viel gelobten Livequalitäten des Duos zu überzeugen.

Trackliste

  1. 1. Circeo
  2. 2. 1994
  3. 3. It Is Happening Again
  4. 4. Trapdoor
  5. 5. Drunken Tinman
  6. 6. Good Kid
  7. 7. No News Today
  8. 8. Sleeper
  9. 9. What You Say
  10. 10. Don't Slip
  11. 11. Just Not!

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