laut.de-Kritik

Pompös müffelnde Plastik-Emotionen und Refraingeilheit.

Review von

Magnetisch? Wohl eher überladen mit Pathos und Gefälligkeit - beziehungsweise Belanglosigkeit. Eskobar greifen auf "Magnetic" von Anfang an ganz tief in den Schmalztegel. Der Opener "Untrap Yourself" legt die Messlatte bereits anständig niedrig: ein bisschen Klavierintro, Stadionsehnsucht und Oh-Oh-Chöre im Hintergrund, e voila! Beim Refrain muss naturgemäß der Himmel aufgehen, der Regen aus den Wolken und die Endorphine ins Biosystem schießen. Und zwar mit so viel Pathos wie nur irgendwie möglich - es wird einem von all der Zurschaustellung von Plastik-Emotion bereits kurz nach dem ersten Refrain schwindlig.

Das ist alles furchtbar harmlos, anschmiegend und konzipiert. Der zweite Track "Grab Me" macht das leider alles nicht besser. Im Gegenteil. Das ganze Album ist eine nicht enden wollende Pop-Schmonzette, eine Aneinanderreihung von Klischees und Plattitüden. "Magnetic" will ganz viel und erreicht ganz wenig - außer einen holprigen Tanz an der Oberfläche.

Und dann schon wieder diese unsäglichen "Oh-Oh-Ohs" bei "Grab Me": "You reach out, take my hand / Lift me up, take me high" - das ist Lyrik, wie sie Creed auf ihrem Höhepunkt nicht besser hingekriegt hätten. Und weiter: "Take me out of the storm, give me shelter". Schutz vor dem zahnlosen Magnetismus dieser Platte gibt uns wiederum keiner.

Nächste Station: "Starlight", Klaviermelancholie und Durchschnaufen vor dem nächsten theatralischen Ausbruch. Delay-Gitarren kommen dazu, das macht man bei Stadion-Indie-Pop so. "Look at the stars", singen Eskobar. Wir schauen nach oben, aber wir sehen nichts. Einen Epochalrefrain kann die Band sich hier verkneifen. Somit plätschert das Stück ereignislos dahin und geht in "Escape" über - da gibt's wieder massig Refraingeilheit und Falsetto. Die Sterne im Stadion leuchten wieder hell, oder zumindest die Mobiltelefone.

"Rocket Ship" kommt anschließend im Off-Beat daher, auch Bläser dürfen mitspielen. Das Raumschiff steuert ziellos durch die vier Minuten und bleibt in erster Linie atmosphärisches Klimbim. Es kommt gleich wieder dicker: "Minute After Minute" ist angeblich wieder großes Gefühl. Dann geht es zwar wieder einen Schritt zurück mit "To The Rescue", aber vor dem nächsten Klischee-Großflächen-Indie-Pop-Ausbruch kann uns auch dieses Stück nicht retten: das kommt mit "You're My Choice" gnadenlos.

Das sind auch die schlimmsten Momente auf "Magnetic": Explosivballaden und Stadionliebe. Hier liegt das Problem: der Longplayer besteht aus wenig anderem. Beim Intro von "We Had A Good Run" klingt es, als hätte sich die Band von Spielkonsolen-Sounds der 1980er inspirieren lassen. Gleich danach bricht alles wieder in den müffelnden pompösen Einheitsbrei aus. "We had a good run, we had a lot of fun": Mal ehrlich, bitte, wann? Auf diesem Album nämlich keine Sekunde. Großes Nope.

Trackliste

  1. 1. Untrap Yourself
  2. 2. Grab Me
  3. 3. Starlight
  4. 4. Escape
  5. 5. Rocketship
  6. 6. Minute After Minute
  7. 7. To The Rescue
  8. 8. You're My Choice
  9. 9. Our Song
  10. 10. Magnetic
  11. 11. We Had A Good Run

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