laut.de-Kritik

Drehen an der Surrealismus-Schraube.

Review von

Im Ambient-Bereich hat sich Matthew Cooper aka Eluvium mit den unfassbar schönen Klang-Landschaften von "Copia" ein monolithisches Denkmal gesetzt. "Similes" konnte da nicht ganz mithalten. Die Hinzunahme von Gesang wollte nicht dieselbe Stimmung aufkommen lassen, wie ehedem. Mit "Nightmare Ending" kehrt Cooper jedoch wieder zum instrumentalen Ansatz zurück, auch wenn Ira Kaplan (Yo La Tengo) beim abschließenden "Happiness" am Mikrofon steht.

Die Story hinter dem Album beschreibt eine lange Oddyssee der hier versammelten Kompositionen. Eigentlich sollten sie auf dem Copia-Nachfolger landen. Cooper stand jedoch sein eigener Perfektionismus im Wege, so dass er irgendwann alle Versuche sein ließ, die unvollendeten Fragmente weiter auszuführen.

Stattdessen machte er sich an die Arbeit zu "Similes". Erst als er den perfektionistischen Ansatz etwas auflockerte, konnte er das Unterfangen wieder angehen und die begonnenen Ideen weiter ausarbeiten. Sein eigener Albtraum hat, wie es der Titel so schön beschreibt, ein Ende gefunden.

"Don't Get Any Closer" baut sich im typischen Eluvium-Stil auf und mündet nach einigen Minuten in sakralen Kirchenorgeltönen. Dazwischen schwirren Effekte hin und her, alles scheint im Fluss. Am Ende spürt man den Übergang zu "Warm" gar nicht, wenn die ersten Streicher-Klänge den träumerischen Faden weiter spinnen.

Zu dieser alles durchdringenden süßen Melancholie passt das Cover-Artwork von Coopers Frau Jeannie Lynn Paske so gut, dass es nicht verwundert, dass die beiden wie ein künstlerischer siamesischer Zwilling daher kommen. Was Cooper auf der musikalischen Ebene ausdrücken möchte, setzt seine Herzensdame mit Zeichnungen um, die aus einer ganz eigenen Dimension zu stammen scheinen.

In düstere Gefilde driftet das Interlude "By The Rails" ab. Das beinhaltet im Hintergrund tatsächlich rhythmisierende Geräusche, die wie das Rattern eines Zuges anmuten, nur im Tempo gedrosselt und verfremdet.

Mit dem Einsatz von Hörnern und dem Einbau von Field-Recordings dreht Cooper weiter und weiter an der Surrealismus-Schraube. Er Schichtet Klang-Kollagen über Drone-Sounds, und diese wiederum über Töne, die mehr das Kopfkino reizen, als dass sie Melodien transportieren.

Weiter wabern und transzendieren Noten und Akkorde. Cooper erlaubt sich dann einen Spaß mit dem Hörer, wenn er mittels abruptem Ende diese unwirkliche Symphonie wie mit einem Fallbeil abbricht.

"Nightmare Ending" mutet nicht wie eine Copia-Fortsetzung an. Cooper gestattet sich durchaus verstörende Momente, die er zwischen minimalistisch-verträumte Piano-Variationen und neblig verhangene Sound-Kaskaden platziert. Dabei bilden sperrige Sounds und Wohlklang eine feste, nicht zu trennende Einheit.

Der Einstieg in die zweite Disc exerziert genau dies perfekt vor. Vor enormes Hintergrund-Rauschen, das für sich genommen einer beängstigenden Kakophonie gleich kommt, wirft Matthew seine Piano-Klänge, die dem Ganzen das Bedrohliche nehmen.

Zum Ende hin steigert sich das Album noch weiter. Ätherisches ("Covered In Writing") mündet in Piano-Skizzen ("Entendre"), ehe "Happiness" den finalen und wundervollen Schlusspunkt setzt. Der Kehraus beschließt ein Album, das die Eluvium-Vergangenheit mit der Gegenwart vermählt. Alles klingt rund, gut und versöhnlich. Der Albtraum ist zuende. Aber aufwachen möchte man dennoch fast nicht.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Don't Get Any Closer
  2. 2. Warm
  3. 3. By The Rails
  4. 4. Unknown Valentine
  5. 5. Caroling
  6. 6. Sleeper
  7. 7. Envenom Mettle

CD 2

  1. 1. Chime
  2. 2. Rain Gently
  3. 3. Impromptu (For The Procession)
  4. 4. Covered In Writing
  5. 5. Entendre
  6. 6. Strange Arrivals
  7. 7. Happiness

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