laut.de-Kritik

Die Schweizer bewahren trotz großer Abwechslung ihre Identität.

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"Für das nächste Album wird es nicht mehr reichen, sich auf lässige Routine zu verlassen, wenn man den Königstitel in dieser Musikrichtung erfolgreich verteidigen möchte", prophezeite Kollege Kubanke in seiner Kritik zu "Origins" und sollte Recht behalten. Bis jetzt. Auf "Ategnatos" gehen Eluveitie endlich wieder Risiken und Abenteuer ein.

Etwas überraschend kommt das durchaus. In den letzten Jahren versanken Eluveitie zunehmend in der Irrelevanz. Schon "Origins" war durchwachsen. Dann kostete ein Streit drei wichtige Mitglieder, die wenig später mit "This Is The Sound" den jüngsten Output ihrer Ex-Band deutlich deklassierten. Die Akustik-Sause "Evocation II – Pantheon" geriet zum befürchteten Routine-Produkt – ein bemühter Versuch, die Band im Gespräch zu halten.

Einen guten Zweck hatte "Evocation II – Pantheon" neben Fan-Pleasing aber doch: Die neue Sängerin Fabienne Erni erwies sich als würdige Nachfolgerin für Anna Murphy. Auf "Ategnatos" bestätigt sie diesen Eindruck. Zwar rückt Chrigel Glanzmann mit seinen Growls in den Vordergrund, Erni bekommt aber genug Gelegenheiten, zu zeigen, dass sie nicht nur die Folk-Fee spielen kann, sondern auch Metal-Bretter bezwingt ("Black Water Dawn"). Den Closer "Eclipse" bewältigt sie A capella zu Naturgeräuschen. Verschiedene Stücke verziert sie außerdem mit Harfe und Mandoline (z.B. "The Slumber").

Neben Erni und Glanzmann steht noch ein Dritter am Mikrofon: Randy Blythe. In "Worship" darf er sowohl als Sprecher als auch als Shouter ran und grunzt zu Sackpfeifen-Melodien. Nach Lamb Of God klingt der Track trotz seiner Beteiligung kein bisschen. Die auffälligsten Momente des Stück erinnern dafür an Dimmu Borgir. Zum ersten Mal haben Eluveitie mit einem echten Streichquartett aufgenommen – "Worship" ist einer der Tracks, bei dem das am besten zur Geltung kommt. Auch "Ambiramus", wo die Streicher am Ende zart mit der Harfe harmonieren, zählt in dieser Hinsicht zu den Highlights.

Obwohl teils extreme stilistische Brüche zwischen den Songs auftreten, halten Eluveitie den dramaturgischen Fluss am Laufen. Auf das optimistische, Pfeifen-getriebene "Ambiramus" folgt etwa "Mine Is The Fury" – ein wüstes, an Arch Enemy erinnerndes Melodic Death Metal-Brett. Dabei helfen Spoken-Word-Einschübe und Akustik-Intermezzi ("The Silvern Glow", "Trinoxtion"), aber auch, dass die Band überall Folk-Instrumente als roten Faden verwendet. Mal, wie bei "Mine Is The Fury" zwar nur hintergründig, aber nie unpassend.

So bleibt trotz großer Abwechslung eine klare Identität. Weder Tech-Death-Riffs ("Threefold Death") noch Core-Breakdowns ("Rebirth") noch Black Metal-Stiche und Amon Amarth-Hymnik ("A Cry In The Wilderness") können der etwas anhaben. Nur bei "The Raven Hill" dudeln die Dudelsäcke und die Mantra-artig wiederholten Lyrics ein wenig zu sehr – was vielleicht auch daran liegt, dass sie die Melodie von In Extremos "Ai Vis Lo Lop" geborgt haben.

Unter Schnitt steht: Eluveitie erheben wieder Anspruch auf den Thron ihrer Nischengesellschaft. "Ategnatos" bietet sowohl Melo-Death- als auch Mittelalter-Metal-Fans reichlich Stoff zum Feiern – wohlgemerkt ohne jemals in die bei Sackpfeifen-Bands so beliebte Feier- und Bierseligkeit abzurutschen. Die Schweizer bleiben ihrer Ernsthaftigkeit treu, vermeiden erfolgreich Kitsch, schließen zwischen der melancholischen Grundstimmung positive Untertöne dennoch nicht aus. Das gelingt nicht vielen Bands.

Trackliste

  1. 1. Ategnatos
  2. 2. Ancus
  3. 3. Deathwalker
  4. 4. Black Water Dawn
  5. 5. A Cry In The Wilderness
  6. 6. The Raven Hill
  7. 7. The Silvern Glow
  8. 8. Ambiramus
  9. 9. Mine Is The Fury
  10. 10. The Slumber
  11. 11. Worship
  12. 12. Trinoxtion
  13. 13. Threefold Death
  14. 14. Breathe
  15. 15. Rebirth
  16. 16. Eclipse

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