laut.de-Kritik

Wüstenwave? Stoner-Disko? Der Rock-Spaß des Sommers!

Review von

Hier kommt der überragende Rock-Spaß des Sommers. Danger, Danger! High Voltage! CD einlegen, Luftgitarre auf Sackhöhe hängen, mit nacktem Oberkörper auf's Bett springen und die (Luft-) Mähne schütteln. Egal, wie albern das aussieht. Mit 32.

Electric Six entlocken dem Hörer überdrehtes Kichern ebenso wie ein aufrichtig-rockistisches "YEAH!". Sänger Dick Valentine brunftet in traditionellen "Desire - Higher - Fire"-Reimen von Nacktbildern (deiner Mutter), Tanzkommandeuren und Nuklearkriegen. Nicht weniger als Sex and Drugs and Rock'n'Roll. Dabei sind die Lyrics eher assoziative Aneinanderreihungen wüster Rock-Klischees. A propos wüst: Wüstenwave oder Stoner-Disko wären treffende Bezeichnungen für den Electric Six-Sound. Schwere Metal-Gitarren prallen wuchtig auf 80er-Synthies, 70er-Disko-Beats und funky Basslines.

Koitiert wird all das mit überdimensionalen Posen und kolossalen PR-Strategien, etwa den genüsslichen Dementis des Gerüchts, die Zweitstimme auf der ersten Single-Auskopplung "Danger! High Voltage" stelle ein hoch gepitchter Jack White. In der zweiten Single, "Gay Bar", phantasiert Valentine vom Beginn eines Atomkriegs in einer Schwulenbar. Das ist politisch nun nicht ganz korrekt und in Zeiten von Krieg und Terror definitiv zu hart für die einschlägigen Videoabspielstationen - die entsprechenden Passagen wurden 'überpiept'. "War" is the new "Fuck" und jede Aufmerksamkeit recht. Verwirrende Band-Umbesetzungs-Orgien und Schlammschlachten zwischen zwei UK-Top5-Hits inklusive.

Darüber könnte man fast die Musik vergessen. Doch Electric Six als zwar guten, aber eben reinen Witz abzutun, würde den supercatchy Melodien und dem songschreiberischen Talent Valentines ebenso wenig gerecht wie seinem variablen, zwischen Falsett und tiefem Porno-Dröhnen changierenden Gesang. Zu allem Überfluss zeigt er mit dem letzten Song noch all den Retro-Bands der Stunde, welche Zutaten ein prototypischer 80er-Klon zu enthalten hat. "You can't ignore my techno". Einen ganzen Sommer lang.

Trackliste

  1. 1. Dance Commander
  2. 2. Electric Demons In Love
  3. 3. Naked Pictures Of Your Mother
  4. 4. Danger! High Voltage
  5. 5. She's White
  6. 6. I Invented The Night
  7. 7. Improper Dancing
  8. 8. Gay Bar
  9. 9. Nuclear War
  10. 10. Getting Into The Jam
  11. 11. Vengeance & Fashion
  12. 12. I'm The Bomb
  13. 13. Synthesizer

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23 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Man kann dem Rezensenten nur zustimmen:
    Ein solche aussergewöhnliches Album kommt nicht alle Tage raus!

    Als hätte diese unsägliche Nu-Metal-Zeit, 5 Jahre, geprägt grösstenteils von Beliebigkeit, die wahren Rocker dieser Welt dazu gebracht, endlich wieder Farbe zu bekennen!

    Zusätzlich zu dieser abgefahrenen Mischung aus Rock, Disco und Funk noch zwei der besten Musik-Videos der letzten Zeit: "High Voltage" und "Gay Bar"!

    Well done! :)

    PS.:
    Ich glaube, da gab es schon einen Thread, aber den habe ich nicht mehr gefunden.

  • Vor 20 Jahren

    es gab glaub ich keinen thread zu electric 6

    High Voltage eines der besten Videos?

    du meinst doch nicht das Video, wo ne alte Frau mit Lämpchen an ihren dingern und n Typ mit ner lampe an seinem ding auf nem bullen rumreiten...fand ich arg geschmacklos...

  • Vor 20 Jahren

    Einfach nur durchgeknallt. Sehr interessanter und lustiger Genremix. Und mit Songtiteln wie "Naked Pictures Of Your Mother" kann ja nix schiefgehen. oder?