laut.de-Kritik

Im Plattenregal bitte zwischen Ramones und Best Coast einordnen.

Review von

Neulich hat Kristin Gundred anlässlich des zweiten Albums ihrer Dum Dum Girls Interviews im Berliner Ramones-Museum gegeben. Dass Gundred den Pop-Punk-Hymnus der Ramones verehrt, konnte man schon dem ersten Album "I Will Be" anhören, das 2010 bei Sub Pop erschienen war. Und auch auf "Only In Dreams" gibt sich Gundred, die sich "Dee Dee" rufen lässt, wenig Mühe, ihr Fantum zu verbergen.

Nur ist es mittlerweile weniger der juvenil-krachige Drei-Akkord-Schmiss der Ramones als vielmehr deren freilich ironischer Look als tough-sinistre Rocker-Gang in Leder, der von der All-Girl-Band mit schwarzem Lidschatten, zerrupfter Strumpfhose und rotem Kussmund adaptiert wird. Überhaupt fällt noch viel stärker als auf dem Debüt auf, dass Songschreiberin Gundred einen Hang zu besonders ästhetischen, popkulturellen Bezügen hat.

Die Harmonie-Heimeligkeiten von Love-Songs wie "Bedroom Eyes" und "In My Head" sind dem Polaroid-Pop von Girl Groups aus den 60er-Jahren entlehnt: The Shangri-Las, The Ronettes oder sonstigen weiblichen Schachfiguren eines Phil Spector. Die sehnsüchtige Vibration, die Gundred über den immer noch recht flotten, kalifornisierten Retro-Pop legt, erinnert wiederum an Chrissie Hynde von den Pretenders oder in gemäßigterem Tempo an die Träumereien von Mazzy Star.

Für das süffige C86-Reverb im Hintergrund, das im Fall von "Coming Down" zur eigenen Shoegaze-Meditation ausgerollt wird, sorgte erneut Blondie-Produzent Richard Gottehrer, dieses Mal im Verbund mit Sune Rose Wagner, der den polierten Hitchcock-Twee seiner Band Raveonettes erfolgreich exportiert hat.

Wollte man den Dum Dum Girls Böses, man könnte das Album durchaus als etwas glattes Vintage-Produkt abqualifizieren. Dabei muss man Kristin Gundred aber auch zugestehen, dass ihr Songwriting im Vergleich zum Vorgänger reifer geworden ist. Auf "Only In Dreams" setzt sie sich mit dem Tod ihrer Mutter und der räumlichen Trennung von ihrem Mann Brandon Welchez – Sänger bei den Crocodiles – durch Tourverpflichtungen auseinander.

Hinter der milchigen Schutzfolie ist durchaus eine Schmerzlickeit zu finden, die man nachempfinden kann. Sie wolle Pop-Songs schreiben und gleichzeitig in einer Rock'n'Roll-Band spielen, hinterließ Gundred im Interview als eine Art Stellenbeschreibung. Das gelingt dann doch recht vorzüglich. Im Plattenregal die Dum Dum Girls bitte zwischen den Ramones und Best Coast einordnen.

Trackliste

  1. 1. Always Looking
  2. 2. Bedroom Eyes
  3. 3. Just a Creep
  4. 4. In My Head
  5. 5. Heartbeat
  6. 6. Caught in One
  7. 7. Coming Down
  8. 8. Wasted Away
  9. 9. Teardrops on My Pillow
  10. 10. Hold Your Hand

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