laut.de-Kritik

Exzessive instrumentale Onanie

Review von

Der neueste Akt im Traumtheater nennt sich "Scenes From A Memory", ein Konzeptalbum, dass den Faden von "Metropolis Part1" wieder aufnimmt. Die Story dreht sich um einen gewissen Nicholas, der von verwirrenden Träumen über ein anderes Leben heimgesucht wird. Es stellt sich heraus, dass er die Reinkarnation eines Mädchens Namens Victoria ist, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hat und nach einiger Verwirrung ermordet wurde. So viel zur Story.

Nach dem Intro "Regression" und ein paar "Konfuzius-sagt"-Bemerkungen geht es dann mit "Overture 1928" los. Gleich nach den ersten Takten hör ich, daß sich im Vergleich zu "Falling Into Infinity" nichts entscheidendes geändert hat. Hatten Songs wie "The Mirror" vom Awake-Album und "Metropolis" sowie das grandiose "Pull Me Under" von "Images And Words" noch richtig Pfeffer, wird die Marschrichtung auf "Scenes From A Memory" recht schnell deutlich. Hymnenhafte Gesangspassagen betten sich in vertrackte Breaks und superkomplizierte Rhythmuspassagen. Aber diesmal haben Dream Theater den Bogen überspannt.

Auch nach einem Dutzend Umläufen im CD-Player kann ich dem nichts mehr abgewinnen. Ja, ganz toll, Mike Portnoy zeigt wieder allen, daß er der tollste ist (was ich gar nicht bestreite) und auch Petrucci und Myung üben sich hervorragend in der instrumentalen Onanie. Das Entscheidende ist aber, daß die Lieder dadurch regelrecht zerhackstückelt werden. Ich weiß nicht, was die Guten sich dabei gedacht haben, ein Album auf die Menschheit los zu lassen, das spieltechnisch mal wieder keine Schwächen erkennen läßt, das aber gleichzeitig so arrangiert ist, daß bald jede Lust auf weiteres Zuhören flöten geht.

Auf bis zu 13 Minuten werden die Stücke ausgedehnt und ich habe den Eindruck, daß dies nicht geschieht, weil man eine bestimmte Stimmung aufbauen will, die nun mal so lange braucht, um sich zu entfalten, sondern einzig und alleine, um noch 15 tolle Breaks und 120 noch tollere Rhythmussalti einzubauen.

Was war ich von "Images And Words" und "Awake" begeistert. Jetzt herrscht nur noch Enttäuschung auf ganzer Linie. Schafften Dream Theater es früher hervorragend, ihre spielerische Brillianz mit tollen Songs in Einklang zu bringen, so ist das vorliegende Werk ein Ausdruck übersteigerter musikalischer Selbstverliebtheit.

Das negative Gesamtbild dieser Platte wird noch dadurch abgerundet, daß immer offensichtlicher wird, daß Sänger James LaBrie dem Sound von Dream Theater keine einzige originelle Note mehr hinzufügen kann. Sein Repertoir ist ausgeschöpft und "Scenes From A Memory" belegt dies deutlicher denn je. Die Gesangspassagen werden immer eintöniger und austauschbarer, einfach gruselig.

Dachte ich bei "Falling Into Infinity" noch an einen einmaligen Ausrutscher, so muß ich jetzt feststellen, daß die Jungs diesen Weg wohl weitergehen werden und das ist mehr als schade.

"Scenes From A Memory", eine Platte die einfach nur ärgert.

Trackliste

  1. 1. Regression
  2. 2. Overture 1928
  3. 3. Strange Deja Vu
  4. 4. Through My Words
  5. 5. Fatal Tragedy
  6. 6. Beyond This Life
  7. 7. Through Her Eyes
  8. 8. Home [<a href="http://guildo.hamburg.pop.de/servlet/EwDataBaseServlet?DataBaseType=mysql&DataBase=eastwest&Command=select&Table=MediaSource&Key=1604&Field=source&Mime=audio%2Fx-pn-realaudio" class=stark>RealAudio-Hörprobe</a>]
  9. 9. The Dance Of Eternity
  10. 10. One Last Time
  11. 11. The Spirit Carries On
  12. 12. Finally Free

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39 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Das ist mit Abstand die schlechteste Kritik, die ich je gelesen habe!
    Der Autor bezieht sich fast ausschließlich auf Werteurteile.
    Aus meiner Perspektive ist "Scenes from a Memory" ein wahres Meisterwerk und das beste Album, sogar noch vor "Images and Words", das DT je geschrieben hat!
    Eigentlich ist es eine Zusammenfassung aller Dream Theater Alben, und das hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht geändert. Softe, Melodische und Harte Riffs, krasse Tempo und Taktwechsel, Super Gesangspassagen und geniale Soli machen das Album zu dem, was es ist, wie oben schon erwähnt, ein Meisterwerk.

    Dieses Album hat auf jeden Fall 5/5 Sternen verdient!!!

  • Vor 16 Jahren

    Hmm, kann ich eigentlich nur zustimmen, auch wenn ich es nicht direkt vor "Images And Words" einreihen würde!
    Aber ansonsten absolut deiner Meinung, das Album ist Dream Theater auf super-Niveau!

  • Vor 16 Jahren

    tjo keine frage ein meisterwerk ohnegleichen, aber wieso wird das jetzt wieder ausgegraben?

  • Vor 12 Jahren

    Ich habe die Kritik mit viel Aufmerksamkeit gelesen und habe mir daraufhin alle DT Alben gekauft und mir jede Scheibe mindestens zweimal hintereinander angehört und ich MUSS in aller Deutlichkeit sagen, dass "Scenes from a Memory" mit ABSTAND das beste Album von DT ist und eines der besten Konzeptalben überhaupt ist. Die Kritik, dass einiges am Album spielerisch überzogen ist, kann ich nur zu einem kleinen Teil zustimmen. Die Songs sing super arrangiert und alles passt irgendwie super zusammen. Ich höre das Album so gerne, dass ich jedem empfehlen muss, dieses Album unbedingt zu hören. Ach ja, ganz wichtig!! Mindestens zweimal hören, bevor man die Scheibe einmal versteht!!!

  • Vor 8 Jahren

    mutig, dass laut.de als referenz diese rezi all die vielen jahre stehen liess... grossen unterhaltungswert hat sie ja allemal :-)

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.