laut.de-Kritik

Der Hype um Down wird langsam unheimlich.

Review von

Zwei Dinge gehen mir jetzt schon im Zusammenhang mit der neuen und den noch kommenden Down-Veröffentlichungen auf den Sack. Zum einen, dass sich viele Magazine ob der Tatsache beinahe überschlagen, dass die Band auf die geniale Idee kam, anstelle eines Albums nach und nach vier EPs zu veröffentlichen. Zum anderen, dass die sechs Songs auf "Down IV Part I - The Purple EP" über den grünen Klee gelobt werden, einfach weil sie von Down stammen.

Das Quintett aus dem sumpfigen Süden der USA hat bislang zwar weiß Gott keinen Schrott abgeliefert, aber den Kniefall, den man überall vor der EP ausführt, hat das Ding auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich verdient. Aber man kennt das ja bei so genannten Supergroups und man muss den Herren zumindest attestieren, dass sie vollkommen unverkrampft und auf ihre ganz eigene Art und Weise an die neuen Songs heran gehen.

Das macht sich vor allem im sehr erdigen, rohen und ausgesprochen starken Sound des Albums bemerkbar, der zumindest schwer nach einer Live-Aufnahme klingt. Eine analoge Form des Aufnehmens passt ja schließlich auch zum Sound, den Keenan und Windstein nach wie vor spielen. Am Sludge, der seine maßgeblichen Elemente aus Black Sabbath mit jeder Menge Blues-Einschlag zieht, hat sich nach wie vor nichts geändert. Man ist einfach wieder einen Schritt zurück gegangen und zeigt sich nun eine Spur kratziger, uneingängiger, ruppiger.

Im Falle von Anselmo aber auch eine Spur limitierter. Dass der Mann shouten, brüllen und singen kann, ist allgemein bekannt, aber auf dem lila Tonträger zeigt er davon nur einen stark begrenzten Bereich. So hat man immer wieder das Gefühl, dass der Opener "Levitation" nicht unbedingt in seiner Wohlfühl-Tonlage geschrieben ist. Zwar passen die Vocals durchaus zur Musik, aber man vermisst eben die charakteristische Stimme des ehemaligen Pantera-Fronters.

Den besten Song der Scheibe betitelten sie mit "Witchtripper" recht passend, denn die Nummer setzt sich genauso beharrlich im Gehörgang fest wie der besungene Tripper in der Nudel. Das trifft dann aber leider nicht auf alle sechs Songs zu, hat man es in der halben Stunde zwar mit gutklassigem, aber kaum herausragendem Material zu tun. "The Curse Is A Lie" hinterlässt beim Rezensenten beispielsweise kaum Erinnerungswert.

Wenn die nächsten EPs ebenfalls mit so wenigen, echten Glanzlichtern auskommen, wäre die Überlegung, einfach mal weniger und dafür treffsicheres Material zu veröffentlichen, vielleicht auch im Hause Down angebracht. Genial ist die Idee mit den vier EPs jedenfalls erstmal für das Konto der Band.

Trackliste

  1. 1. Levitation
  2. 2. Witchtripper
  3. 3. Open Coffins
  4. 4. The Curse
  5. 5. This Work Is Timeless
  6. 6. Misfortune Teller

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16 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    @Sancho (« @soulburn (« Oh Sancho... Du kennst Phil Anselmos Neben-(schon zu Pantera-Zeiten) und jetzt wohl Hauptbeschäftigung nicht? Kennst nicht eines der größten Sludge-/Stoner-/Southern-Rock-Alben, "NOLA", aufgenommen bereits 1995 u.a. mit Mitgliedern von Pantera und Corrosion of Conformity? BILDUNGSLÜCKE!!!
    Aber da du ja auch Kyuss nicht kanntest, wundert es mich nicht ganz so sehr. Ein bisschen jedoch schon noch, Pantera hast du doch garantiert im Schrank... Bisher kannte ich keinen Pantera-Kenner/Liebhaber, der nicht auch Down kennt... »):

    Nur weil ich zwei Alben von Pantera mag heisst das nicht, dass ich mich für alles was die Mitglieder so machen interessieren muss. Allerdings hab ich was recherchiert und werd mir diese Truppe wohl mal anhören. »):

    Sagt ja auch niemand. Nur sind in der Regel die "Nebenprojekte" der Sänger bekannter Bands eines Genres oftmals auch besonders im Fokus der Hörer/Fans.
    In den Freundes- und Bandkreisen, in denen ich aufwuchs, war die Regel "Wer Pantera hört, hört aller Wahrscheinlichkeit nach auch Down" so sehr zutreffend wie eine halbe Generation später auf Corey Taylor und Slipknot/Stone Sour.
    Zumal Down mit der Erstbesetzung aus Mitgliedern von Corrosion of Conformity, Crowbar, Eyehategod und einem zu der Zeit ziemlich angepissten Metal-Fronter als sowas wie eine "Supergroup des Hardcore" galt - und zur Überraschung vieler mit einem unglaublich groovendem, aber homogen klingendem Bastard aus Stoner-, Sludge-, und Southern-Rock aufwartete. Irgendwie so gar nichts, was man im Sound der Hauptbands der Beteiligten bis dahin prägnant erkennen konnte - aber trotzdem unglaublich mitreissend. Und das mit Songs, die man über 5 Jahre vor VÖ hinweg mal hier, mal da zusammen geschrieben hatte, wenn es die Aktivitäten der Hauptbands zuließen, oder man mal ein Festival zusammen spielte und Abends gemeinsam im Bus abhing.
    "Stone The Crow" ist definitiv einer meiner 25 liebsten Rocksongs aller Zeiten. Schon mindestens in 3 Lebensphasen totgenudelt - kommt immer wieder zurück, in Songwriting und Arrangement quasi zeitlos für sein Genre (und dann das Zwei-Gitarren-Solo...). Will nur sagen: Wenn du reinhörst, Sancho, dann in "Nola". Am besten mit Zeit, Muse und direkt einmal am Stück. Und danach: "Bury me in smoke", repeat.

  • Vor 11 Jahren

    ich fass es nicht, dass die ep hier so schlecht wegkommt. hab sie noch nicht gehört und bin gespannt, ob ich danach zustimmen kann..

    @sancho: ja, hör es dir ma an.. aber ganz slooooow ;-)

    das mit nola sehe ich genau so. das niveau werden sie auch nieee wieder erreichen..
    und die zweite platte hatte dann ihre momente.. was heisst momente.. die ist schon weltklasse, nur halt nicht intergalaktisch - wie nola.

    also, aufm 2. album gibt s meiner meinung nach eher vereinzelte perlen: Stained Glass Cross, where I m going (zu keinem anderen song kann man besser auf einer veranda sitzen und sich cowboymäßig n sonnenuntergang anschaun)

    uuund... der oberknaller ist natürlich: new orleans is a dying whore!! nicht nur wegen dem song, sondern ausnahmsweise in erster linie mal wegen dem songtitel, verdammt.
    mir fällt jetzt spontan keine band ein, die es geschafft hat, mit einem songtitel so dermaßen zu landen, also zu sagen: das ist DOWN. scheisse nochmal.

    nun.. *räuper* und das letzte album kommt dann wieder nah an nola ran. also.. interstellare qualität - um einiges mehr als weltklasse (immerhin..).

  • Vor 11 Jahren

    wow, ich bin ganz schön begeistert von der ep. besonders die teils sperrigen - zumindest für down verhältnisse - songstrukturen haben's mir angetan. mal sehen, wie viel hängen bleibt.