laut.de-Kritik

Artpop-Raumfahrt zwischen Chaos und Sternenglanz.

Review von

Django Django waren immer schon eine Wundertüte. Entstanden durch einen Genre-Clash zwischen Electronica-Producer David Maclean und Indie-Sänger Vincent Neff im Jahr 2008, zelebriert das britische Artpop-Quartett auf jedem seiner vier Alben einen eklektischen Stilmix. So ausufernd wie auf ihrem fünften Werk "Off Planet" klang die Band allerdings noch nie.

Ausgehend von einer ufologisch inspirierten Lockdown-Tüftelei des ehemaligen DJs Maclean unternehmen Django Django eine kühne, beatlastige Reise in die Weiten des Sounduniversums. In vier Teilen – jeder ein eigener Planet und schon als EP erschienen – dekonstruiert die Band die eigene Identität als Host vieler internationaler Gaststars. Nah am Format der "Various Artists"-Kompilation umrundet das Django-Raumschiff ganze einundzwanzig Tracks und trifft dabei auf alles zwischen schwarzen Löchern und Sternstunden.

Beim Start holpert es gewaltig. Befreit von Opener-Qualitäten dreht sich "Wishbone" träge klimpernd um ein Versöhnungsmantra ("Let's give it one more chance / We're both not innocent"). Euphorisches, und doch stockendes Gegenprogramm liefert Rebecca Lucy Taylor alias Self Esteem mit der grellen 90s-Dancepop-Nummer "Complete Me (feat. Self Esteem)".

Alles kommt in den Mix. Als exotisches Instrumentalstück flirrt und klirrt und schwebt "Osaka" zwischen Erhabenheit und Gefahr. Im ständigen Auf und Ab stürmt "Hands High (feat. Refound)" durch einen Rap-Vortrag mit delirantem Gute-Laune-Refrain ("I dance in a circle (...) Life never ever ever felt so good"), der selbst die überdrehte Bricolage der Gorillaz herausfordert.

Nur Chaos auf dem ersten Planeten? Von wegen. Mit "Lunar Vibrations (feat. Isabelle Woodhouse)" besinnt sich die hyperaktive Band auf die wichtigsten Elemente, die einen Song regelrecht zum Fliegen bringen. Auf einem feingeschichteten Electronica-Plateau im Caribou-Stil bündeln die Briten und Isabelle Woodhouse ihre Stimmen auf dem Weg zu höchsten Höhen ("The higher and the higher we go").

Dauerhaft hält "Off Planet" nicht ein solches Niveau. Auch auf dem zweiten und dritten EP-Planeten geht es drunter und drüber. Den Weg vom Experiment zum starken Track finden weder die japanisch gerappte Disclosure-Spielart "Don't Touch That Dial (feat. Yuuko Sings)" noch der Afro-Rave "Galaxy Mood (feat. Toya Delazy)" und leider auch nicht die stellenweise herrliche und doch irrlichternde Soul-House-Single "No Time (feat. Jack Peñate)".

Wie stimmig das Indie-Quartett verschiedenste Einflüsse neu ausrichtet, zeigen wiederum Stücke wie die druckvolle Hot Chip-Volte "Golden Cross", die Air-Reminiszenz "The Oh Zone" und die geschmeidige Jacksons-Revue "A New Way Through".

Richtig in Fahrt kommen Django Django erst im letzten Viertel. Beats und Melodien greifen feurig ineinander – die dekonstruierte Band wird wiedergeboren. Angetrieben von kleinsten Partikeln groovt "Fluxus" zu einem rauschhaften Britpop-Hit und "Slipstream" rast mit hypnotischer Wucht über den Dancefloor, als wären "Drive" und "Speed" ein zusammenhängender Film.

"Gazelle" liefert schließlich ein perfektes Finale. Mit Texturen zwischen Talking Heads, Beck und Lynyrd Skynyrd ergänzt die Band den elektronischen Kosmos durch eine Prise Rock und nähert sich damit wieder ihrer Erfolgsformel. Selbst für Astronauten bleibt Heimkommen das Schönste.

Trackliste

  1. 1. Wishbone
  2. 2. Complete Me (feat. Self Esteem)
  3. 3. Osaka
  4. 4. Hands High (feat. Refound)
  5. 5. Lunar Vibrations (feat. Isabelle Woodhouse)
  6. 6. Don't Touch That Dial (feat. Yuuko Sings)
  7. 7. Back 2 Back (feat. Patience)
  8. 8. Squid Inc.
  9. 9. Come Down
  10. 10. Golden Cross
  11. 11. No Time (feat. Jack Peñate)
  12. 12. A New Way Through
  13. 13. Galaxy Mood (feat. Toya Delazy)
  14. 14. The Oh Zone
  15. 15. Dead Machine (feat. Stealing Sheep)
  16. 16. Dumdrum
  17. 17. Fluxus
  18. 18. Slipstream
  19. 19. Who You Know (feat. Bernardo)
  20. 20. Black Cadillac
  21. 21. Gazelle

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