24. Februar 2014

"Wir hatten keine Bullshit-Bremse"

Interview geführt von

Das Kölner Studio 672 platzte im Januar aus allen Nähten und man hätte wohl doppelt so viele Tickets verkaufen können. Zurecht, denn mit "Schau In Den Lauf Hase" nahmen die Singer/Songwriter Francesco Wilking und Moritz Krämer mit Felix Weigt (Bass, Keys) und Max Schröder (Drums) eine wunderbare Band-Platte auf.

Die Höchste Eisenbahn sei anstrengend, beklagen sie sich bei Tapete Records im Pressetext: 'Sie braucht länger als man ausgemacht hat und sie kommt immer zu spät.'

So auch bei unserem Interview im Kellerclub des Stadtgartens, was wir allerdings sehr gut verkraften. Schließlich erleben wir in der Wartezeit einen Soundcheck, der eher wie eine ausgelassene Bandprobe anmutet, sowie ein spontanes Kurzinterview mit Supportact Desiree Klaeukens bei Kaffee und Bier.

Einige Minuten später versucht uns Felix schon über die Abwesenheit Moritz Krämers hinwegzutrösten. "Ich glaub, der kommt nicht mehr, ehrlich gesagt. Der macht Nasendusche." Kurze Zeit später stößt der erkältete Sänger doch noch dazu.

In wechselnder Besetzung gibt uns Die Höchste Eisenbahn ein amüsantes Interview über ihr Debütalbum "Schau In Den Lauf Hase", Zukunftspläne und den diebischen Spaß am musikalischen Bullshit.

Moritz und Francesco, ihr habt euch im Tele-Studio kennengelernt.

Moritz: Genau, ich hab da meine Album "Wir Können Nix Dafür" aufgenommen, mit Patrick und Stefan von Tele. Und da haben wir uns öfter gesehen.

Francesco: Ich hab ihn ein bisschen gecoacht.

Moritz: Das Album hat eigentlich Francesco geschrieben. Ich hab das nur eingesungen.

Aha.

Francesco: Nee, stimmt nicht.

Danke, hab ich schon verstanden.

Francesco: Man weiß ja nie! (lacht)

Moritz: Mein Booker, Mario Cetti von Kumpels & Friends, hat ein Festival in Dresden. Er hat mich gefragt, ob ich da noch mal spielen will und meinte, dass er Francesco auch fragen wolle. Dann kam er irgendwann auf die Idee, dass er uns nur eine Gage zahlen muss, wenn wir einfach gleichzeitig auf derselben Bühne zusammenspielen. Das haben wir dann gemacht. Und uns danach gedacht, wir könnten ja noch mal irgendwann spielen.

Ging es danach je wieder bergab, oder ist man von da an stetig zusammengewachsen? Habt ihr mal daran gezweifelt, dass das gut ist?

Moritz: Ob das gut ist oder nicht, war gar nicht das Thema. Wir haben halt zusammen Musik gemacht. Dann dachten wir irgendwann, wir könnten das ja häufiger machen, wussten aber nicht genau, ob nur zu zweit oder mit Anderen zusammen. Zuerst wollten wir zu zweit auf Tour gehen - und in jeder Stadt kommt noch 'ne dritte Person dazu. Aber das ist viel zu aufwändig, das funktioniert nicht.

Francesco: Wir haben das ja mal in Halle mit Gisbert [zu Knyphausen, d.Red.] gemacht, da war dann auch schon Max dabei.

Moritz: Das war aber nur noch ein halbherziger Versuch der Idee. Eigentlich war da schon klar, dass das nicht funktioniert.

Francesco: Und dann gabs noch das Konzert mit Judith [Holofernes]. Da haben wir auch jeweils schon angefangen zu schreiben, jeder eine Strophe. "Der Himmel Ist Blau" mit Gisbert und "Vergangenheit" mit Judith. So kam dann Eins zum Andern. Felix kam noch dazu und dann dachten wir, wir könnten ja mal eine EP aufnehmen, auf Tour gehen und so.

Gestritten habt ihr euch dabei nie?

Moritz: Wir streiten uns ständig. Das läuft alles so parallel, dass man sich streitet und liebt.

Felix: Wir streiten uns auch manchmal nur aus Langeweile. Das hat dann gar nichts mit Hass zu tun.

Francesco: Das ist auch kein Streit. Ihr müsst alle mal zu mir nach Hause kommen.

Ich hab euch damals in Köln noch auf der Tour zur EP gesehen. Aber da wirkte es noch mehr so, als spielten Moritz und Francesco jeweils ihre Solosongs und ließen sich dabei begleiten. Gabs die Songs "Schau In Den Lauf Hase"-Songs denn damals schon?

Moritz: Nee, die meisten haben wir danach zusammenentwickelt. Entweder hat Francesco was angeschleppt oder ich. Manchmal auch nur so Minidinger. Man hört das eigentlich auch auf der Platte: Wenn wir beide singen, sind das meistens Bandstücke, die wir zu viert geschrieben haben.

Ansonsten singt immer derjenige, der den Text geschrieben hat? Das war bei Kid Kopphausen [Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen] ja beispielsweise anders.

Felix [damals auch Kid Kopphausen-Bassist]: Das stimmt gar nicht unbedingt.

Gisbert hat uns damals erklärt, er würde das gerne geheim halten. Angesprochen auf "Das Leichteste Der Welt" klang er dann aber so, als stamme der Text von Nils.

Felix: Fun Fact - es gibt ein Stück, das Gisbert komplett singt, bei dem der Text aber quasi komplett von Nils stammt. Aber ich sag dir nicht, welches. (lacht)

"Das Leichteste Der Welt"?

Felix: Nein. Aber ich sag nicht noch öfter nein. Bei Kid Kopphausen war es tatsächlich ein bisschen anders.

Bei euch wirkt es manchmal, als gäbe es am Schluss noch einen Featurepart von Moritz auf einem Francesco-Lied und umgekehrt. Bei "Egal Wohin" zum Beispiel.

Felix: Obwohl das eigentlich auch so ein Zusammen-Stück ist. Nur wechseln sich da eben nicht die Strophen ab, sondern die Hälfte des Songs singt dann Moritz.

Francesco: Eigentlich ist es ja auch egal, wer was schreibt. Man hängt viel zusammen rum und unterhält sich - über die Lieder, wo es hingehen könnte, auch über die Musik. Es findet ein musikalischer Austausch statt, bei dem bestimmte Sachen rauskommen.

Dann gibt es aber auch Momente, in denen man sich alleine im Studio einschließt und mal eine Strophe macht oder ein Keyboard einspielt. Darauf folgt aber wieder der Dialog. Der Andere sagt vielleicht: Find ich ganz cool, passt aber nicht. Und dann macht man eben was Anderes. Es gab auch sehr viel Text, der nicht auf der Platte gelandet ist. Aber andersrum gabs nicht viel Musik, die es nicht geschafft hat.

Felix: Na ja.

Francesco: Alles was wir aufgenommen haben, ist eigentlich drauf, oder?

Felix: Stimmt. Aber wir haben davor schon viel Pfusch gemacht.

Viele nehmen die Eisenbahn immer noch als Duo Krämer/Wilking war, womit man euch nicht mehr gerecht wird. Max und Felix, schreibt ihr denn auch bei den Texten mit?

Felix: Nein.

Max: Es gab auch nie den Funken einer Idee, dass wir da mitreden wollen.

Francesco: Bei den Texten nicht, aber bei der Musik schon. Das ist eine Band. Heute sind wir zum Beispiel als Singer/Songwriter angekündigt. Das passt irgendwie nicht so richtig.

Manche bezeichnen euch auch als Supergroup.

Francesco: Ja, dieser Begriff ging uns ehrlich gesagt ein bisschen auf den Nerven. (lacht).

Euer Album emanzipiert sich recht deutlich von der EP. Zumindest dafür, dass nur ein Jahr dazwischen liegt.

Felix: Die Stücke sind schon alle durch einen gewissen Prozess gegangen.

Ein bewusstes Konzept: 'Wir holen jetzt mal die alten Synthies raus'? Oder ist das einfach passiert?

Felix: Eigentlich null.

Max: Das ist einfach passiert. Ich weiß es noch, wir haben Musik gemacht und dann war dieses Yamaha DX7-Ding auf einmal da. Das war dann eben immer angeschlossen.

Felix: Es hatten aber schon alle irgendwie Bock, so was zu machen. Es war nie ein Thema, dass das soundmäßig so Singer/Songwriter-mäßig klingen soll. Eigentlich hatten alle Bock, ein bisschen auf die Kacke zu hauen.

Francesco: Man kann auch sagen: Die "Unzufrieden"-EP besteht einerseits aus "Vergangenheit" und "Der Himmel Ist Blau". Die sind ein bisschen schrummelig, ein bisschen Backbeat und Bass. Dann gibts aber auch "Jan Ist Unzufrieden" und "Die Nacht Übertreibt", die eigentlich schon eher in Richtung des Albums gehen. Da haben wir bereits ein bisschen mit unserem Sound angefangen. Den Weg sind wir dann weiter gegangen.

Felix: Stimmt. Wenn wir "Die Nacht Übertreibt" oder "Jan Ist Unzufrieden" spielen, fühlt sich das für mich nie oldschool oder anders an. Bei "Himmel" und "Vergangenheit" …

Francesco: Ja ja, die alten Lieder. Kein Bock mehr. (lacht)

Felix: Aber die wurden schon ein bisschen so wahrgenommen: Och, guck mal, die Singer/Songwriter, jetzt singen alle zusammen.

"Wo kriegen wir das scheiß Geld her, um die Platte zu machen?"

Hattet ihr für das Album eigentlich einen Produzenten im Studio dabei?

Felix: Wir haben eigentlich alles selber aufgenommen. Teilweise hatten wir Kilian dabei, der uns jetzt auch live mischt. Der hat sich dann um die Technik gekümmert. Aber nicht als Produzent. Vielleicht ist das im Nachhinein auch wichtig fürs Klangbild: Dass da niemand als Bullshit-Bremse dabei war. Wir haben es anschließend noch Peter Schmidt zum Mischen gegeben, der da noch etwas Kontur reinbrachte.

Francesco: Das ist schon so eine Do-It-Yourself-Platte. Das reicht bis zum Cover.

Felix: Es ist echt interessant. Ich höre manchmal von Kollegen, dass mittlerweile selbst bei Indie-Labels total viel reingeredet wird. Wir haben das aber echt bis zum Schluss alleine gemacht. Na ja, die Leute hatten halt keine Wahl, bei unserer Renitenz.

Ihr habt am Ende nur noch das Master abgegeben?

Francesco: Eigentlich schon, ja.

"Schau In Den Lauf Hase" ist euer erstes Album - und ich hab mich schon bei dem Gedanken ertappt: Wie lange wird das jetzt noch gehen? Das liegt vielleicht an dieser Supergroup-Wahrnehmung. Aber jetzt klingt es ja viel mehr danach, dass ihr euch als Band fühlt.

Francesco: Glaube ich auch. Wir fühlen uns als ganz normale Band. Und wenn wir tatsächlich eine Supergroup wären, also sagen wir mal: Nena, Xavier Naidoo …

Felix: … Rea Garvey und die Typen von BossHoss. (lacht)

Francesco: … machen eine Band. Dann könnte man sich schon denken, dass das nicht lange dauern wird. Weil das eben eine Supergroup ist, und die alle viel zu sehr mit ihren Solokarrieren beschäftigt sind.

So 100 Prozent ernst hat den Begriff Supergroup bei euch keiner gemeint, glaube ich. Seid ihr wirklich so genervt?

Felix: Nein, das ist ja auch irgendwie schmeichelhaft. Das ist ähnlich aufgeladen wie der Begriff Hamburger Schule. Wenn junge Bands der zugerechnet werden, finden sie das einerseits cool, fühlen sich aber andererseits über-intellektualisiert in eine Schublade gesteckt. Ich finde es eigentlich eher witzig, weil keiner von uns besonders super-mäßig ist.

Francesco: Das ist eben der fahle Geschmack des Erfolgs: Du hörst einmal Supergroup und findest es geil. Und beim zweiten Mal denkst du schon: Boah, ey. (lacht)

Felix: Wir verstehen uns jedenfalls als Band und machen das, so lang uns das eben Spaß macht. Wir haben nicht vor, das zeitlich zu begrenzen. Auf der anderen Seite haben wir auch keine Karriereplanung wie: Ey, wir müssen jetzt sofort nachlegen, weil die Leude heiß sind! Jeder von uns macht ja noch was Anderes, ob das jetzt Musik ist oder nicht. Und das ist auch gesund für eine Band.

Bei der Höchsten Eisenbahn war das nie ein Thema: Wie viele Leute kommen? Wie viel verdienen wir da? Scheiße, wir müssen einen Gig machen, damit wir Kohle kriegen. Wenn es um Geld ging, dann immer darum: Wo kriegen wir das scheiß Geld her, um unsere Platte machen zu können? Es war nie eine Thema, damit irgendwie durchzustarten.

Ging es deswegen auch so lange? Im Pressetext steht, dass ihr anstrengend und immer spät dran seid.

Francesco: Ach da muss man sich halt immer eine Geschichte ausdenken. (lacht)

Felix: Du musst dir auch überlegen, wer diese Texte schreibt. Nämlich die Leute, die mit einem arbeiten müssen.

Ging es tatsächlich länger als gedacht?

Francesco: Für uns war alles ganz normal. Die Leute, die uns immer anrufen und fragen, wann die Platte fertig ist, für die ist das vielleicht so. Aber ich finds dann auch schon wieder witzig, wenn jemand von denen einen Text darüber schreibt.

Felix: Auf der anderen Seite sagst du ja, dass sich der Sound in nur einem Jahr derartig verändert hat. Von daher wars vielleicht genau richtig so.

Francesco: Das 'später als erwartet' kommt daher, dass wir eigentlich schon eine Platte aufnehmen wollten, als wir die EP aufnahmen.

Felix: Es tut so einer Sache ja auch gut, wenn alle Leute zwischendurch andere Sachen zu tun haben. Dadurch kam vielleicht diese Lockerheit. Die Kid Kopphausen-Produktionsphase war zum Beispiel viel straighter. Der Zeitraum von der ersten Probe über das Schreiben bis zum Aufnehmen war viel kürzer. Dadurch waren es dann aber auch mehr Nils und Gisbert.

Bei der Eisenbahn nimmt man das jetzt anders war, weil das mehr zusammenwirkt. Aber ich möchte das jetzt nicht so klar vergleichen, denn das wird ja alles aufgeschrieben. Jeder Arbeitsweise hat eben ihre Qualität. Eine bestimmte Qualität der Eisenbahn ist wahrscheinlich dieser ewige Prozess und dieses Dreimal-Durchkauen.

Es klingt, als hättet ihr Spaß.

Max: Ja, haben wir auch. Genau so empfinde ich das. Die Lieder sind ja auch deswegen so bunt, weil wir in einem Raum waren, ohne dieses ständige Gefühl, mit einem Projekt da und da hinkommen zu müssen. Sondern wir haben dabei gelacht, über jede beknackte Idee. Manch eine haben wir so sehr auf die Spitze getrieben, dass sie irgendwann wieder weg musste. Aber wenn sie gut war, haben wir sie irgendwo hingebracht, wo sie Spaß macht. So wars für mich.

Felix: Es war gerade dieser diebische Spaß daran, irgendwelchen Bullshit zu machen. Es gibt ganz viele solcher Momente auf der Platte, auch musikalisch. Ich hab das teilweise irgendwelchen Kollegen vorgespielt, die fanden es sogar fast dreist.

Ihr hattet schon das Gefühl, manche Leute mit der Platte vor den Kopf zu stoßen?

Felix: Ja, aber das ist eigentlich ganz geil.

Gerade der Anfang, mit "Egal Wohin" …

Felix: Ja, klar! Wobei mir dazu ein Freund was Relativierendes gesagt hat, er meinte: Wenn man die Platte mit "Egal Wohin" anfängt und dann zu Ende hört, wirkt sie viel progressiver, als wenn man anfangs direkt zum zweiten Lied skippt. Denn "Egal Wohin" ist einfach so 'ne Blaupause mit Maximum Bullshit. Das ist quasi die Ursuppe des Eisenbahn-Albums, weil da alles mal auftaucht. Das wird dann im Rest des Albums so durchgeführt.

Albumcover und Albumtitel beziehen sich auf je einen Song: Der "Pullover" als Foto und "Schau In Den Lauf Hase" als Schriftzug. Es scheint fast so, als hätte man sich nicht entscheiden können.

Francesco: Das ist cool.

Würdest du das gerne so stehen lassen?

Francesco: Also das stimmt nicht. Aber ich finds super. (lacht) Es war nicht so, dass wir uns nicht entscheiden konnten. Aber das ist doch eine schöne Interpretation. Das einzig Wichtige ist sowieso immer, was die Leute darin sehen. Und nicht, was man sich ausdenkt. Ich finds schön, einen Pulli auf dem Cover zu haben, und nicht einen Hasen.

Felix: Wenn da ein Hase wär und die Platte würde "Pullover" heißen, wär das auch geil.

Francesco: Ja. Aber wenn ein Pulli drauf wär und die Platte würde "Pullover" heißen, wär das nicht so cool.

Wirds den jemals als Merch geben?

Felix: Wir arbeiten dran. Im Moment gibts immerhin ein T-Shirt mit dem Pullover drauf.

"Musik machen ist cooler als Bücher schreiben."

Den Song "Raus Aufs Land" kannte man schon länger von Konzerten und YouTube-Mitschnitten. Warum habt ihr das Arrangement für die Album-Version derart umgeschmissen?

Moritz: Ich glaub, da hab ich einfach lang genug rumgejammert, dass mir das rockballadige nicht gefällt.

Max: Du hattest vorgeschlagen, mal andere Sachen auszuprobieren.

Francesco: Wir haben das sogar in mehreren Versionen aufgenommen.

Moritz: Stimmt, auch als Rockballade, wenn man das so nennen kann. Eben so, wie wir es live gespielt haben.

Felix: Das ist keine Rockballade.

Francesco: Sagen wir mal: Regina Spektor-Version.

Wie spielt ihr es denn live?

Moritz: Jetzt ist es eine Regina Spektor-Version.

Francesco: Nee. Davor wars Regina Spektor. Jetzt ist es Fleetwood Mac.

Moritz: Davor wars ein bisschen Grönemeyer.

Francesco: Grönemeyer?!

Felix: Viele Stücke funktionieren live ganz gut, dann nimmt man sie auf und findets irgendwie fad.

Moritz: Außerdem konnte ich den Anfang nicht tight einspielen.

Für mich war es vor allem der Effekt des Umgewöhnens: Du hast es anders kennengelernt, aber es kann auch in dieser Version schön sein.

Felix: Das ist immer das traurige Phänomen. Wenn man Sachen schon kennt, ist es eigentlich unerträglich, sie neu zu hören. Man fühlt sich verraten. Textänderungen sind ja noch schlimmer.

Moritz: Ist dir aufgefallen, dass da eine Textänderung drin ist?

Ich hab die alte Version nie wieder angehört, damit ich mich mit der neuen anfreunden kann.

Moritz: Da ist nämlich ein Wort anders.

Francesco: Ach, Bernd Begemann.

Moritz: Statt "ausgegraben" singe ich "ausgehoben". Da kam nämlich irgendwann Bernd an und meinte: Voll super, aber du kannst doch die Grube nicht ausgraben.

Francesco: Das ist technisch falsch.

Moritz: Weil man Gruben nicht ausgräbt, sondern aushebt. Dann dachte ich …

Francesco: Füchse sind gar keine Rudeltiere!

Moritz: … dann singe ich das anders.

Francesco: Aber der Rhyme is' fett.

Moritz: Und die Alliteration ist trotzdem noch drin: ausgehoben haben.

Francesco: Bernd Begemann ist halt auch so ein Typ, der sagt: super Platte, Jungs. Aber da sind ein paar Fehler drauf.

Moritz: Aber ihm ist nicht aufgefallen, dass man keinen Zement in Gruben reingießen kann? Das ist eigentlich Beton. Zement ist ja das Pulver, das muss man erst noch anmischen, damit es zu Beton wird.

Francesco: Die Leute, die das wissen, hören unsere Platte gar nicht.

Soso, du verkaufst die Leute also für dumm? Das schreiben wir gerne so auf.

Francesco: Nein, das ist Spezialwissen.

Habt ihr eigentlich alle schon Zukunftspläne? Wisst ihr, wie es mit euch nach dieser Tour weitergeht?

Felix: Das füllt sich eigentlich ganz gut, über den Sommer. Ein paar Festivals. Die Tendenz geht eher dahin, dass es nicht bei dieser Tour bleibt. Wir spielen jetzt erst mal fröhlich vor uns hin.

Francesco, gibts schon Pläne, wie es mit Tele weitergeht? Das muss ich natürlich fragen.

Francesco: Nein. Keine Zeit, Pläne zu schmieden. (lacht)

Aber Kontakt habt ihr schon?

Francesco: Ja, wir sehen uns oft. Witzigerweise spielen drei Leute von Tele zusammen in einer Band. Und zwar bei New Found Land. Eine schwedische Sängerin, die sind sozusagen ihre Band. Die touren auch, waren jetzt sogar in Japan. Mit Patrick, dem Tele-Keyboarder, mache ich Filmmusik. Wir haben ja das gemeinsame Studio, in dem auch die Eisenbahn-Platte entstanden ist. Wir sehen uns schon oft.

Sind weitere Soloplatten geplant?

Moritz: Also bei mir noch nicht. Ich sammle wie immer Sachen zuhause. Aber wir haben keine Eisenbahn-Planung und auch sonst nichts Konkretes. Irgendwann will ich jedenfalls was aufnehmen.

Francesco, wie läufts mit dem Buch?

Francesco: (lacht) Was für'n Buch?! Ich glaub, ich hab das tatsächlich ab und zu mal raustrompetet, um mich selber damit unter Druck zu setzen.

Ein bisschen wie Olli Schulz, der macht das auch gerne.

Francesco: Aber Olli hat doch einen Roman geschrieben. Dieses Pferde-Ding.

Felix: Nee, nee. Das ist nie rausgekommen.

Francesco: "Horseworld".

Max: Das gibts schon seit Jahren.

Felix: Das ist aber so'n Schnack, oder?

Francesco: Echt? Ich dachte immer, das gibts wirklich.

Max: Er hat tatsächlich geschrieben. Aber draußen ist es nicht. Ich weiß nicht, vielleicht kommt das ja bald raus.

Francesco: Dieses Buch, in dem er als Stagehand arbeitet. Und ganz am Schluss fällt er in einen Brunnen, in eine Welt, die nur aus Pferden besteht.

Felix: Das gibt es nicht. Das ist nur ein Schnack von Olli.

Max: Also er hat jedenfalls irgendwas geschrieben. Aber ich weiß nicht, wann das fertig wird.

Francesco: (zurück zur Frage) Ich hab ganz viel und hab auch jemanden, mit dem ich das machen möchte, und der mir jeden Monat ne Mail schreibt: Wie siehts aus? Aber ich komm nicht dazu. Musik machen ist irgendwie cooler als Bücher schreiben.

Felix: Musik geht auch schneller und ist nicht so einsam.

Und Moritz, wie läufts mit deinen Filmen?

Moritz: Ich bin ja immer noch an der Filmhochschule, aber nicht die ganze Zeit. Ich will natürlich irgendwann damit fertig sein. Wir haben so 'ne Doku in Israel gedreht, die jetzt gerade fertig wird. Und einen langen Spielfilm im Schwarzwald, an dem wir gerade ganz lange geschnitten haben. Der spielt in Schönenberg, dem kleinen Dorf, in dem ich aufgewachsen bin.

Anschließend löst sich das Gespräch langsam auf. Denn schon kurze Zeit später geht die Band auf die Bühne, um das Kölner Publikum mit einem überaus spielfreudigen Liveset zu entzücken. Mit der Höchsten Eisenbahn sprachen Michael Schröder und Simon Langemann.

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