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Titel bei http://www.amazon.de kaufen Di Grine Kuzine – Berlin Wedding €24,99 €3,00 €27,99

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3 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Der aus Bukarest stammende und 1899 in die USA emigrierte Musiker und Bandleader Abe Schwartz schrieb in den 20er Jahren das Lied "Di Grine Kuzine". Es war ein Teil der damals sehr populären jiddischen Musik New Yorks mit so schillernden Namen wie dem legendären Klarinettisten Naftule Brandwein oder dem aus einem Musical von Sholom Secunda stammenden Song "Bei Mir Bist Du Shoen", Mitte der 30er durch die Andrews Sisters weltweit bekannt geworden.

    Ab etwa 1970 gab es eine erste und ab etwa Mitte der Achtziger eine zweite von New York ausgehende Klezmer-Welle. Als Teil dieser zweiten Welle (bekanntester Vertreter "The Klezmatics") formierten sich auch in Europa und in Deutschland eine ganze Reihe solcher Bands. Unter anderem in Berlin ab Anfang/Mitte der Neunziger eben "Di Grine Kuzine" mit der Sängerin und Akkordeonistin bulgarischer Herkunft Alexandra Dimitroff sowie Karel Komnatoff (Trompete), Max Hacker (Klarinette, Saxophon), Steve R. Lukanky (Tuba) und Snorre Schwarz (Schlagzeug).

    Sie sind im Laufe der letzten Jahre durch viele Auftritte und Tourneen mittlerweile eine in der einschlägigen Szene ziemlich populäre Live-Band, haben aber auch schon drei CDs veröffentlicht, die allerdings (vermutlich) keine sensationell hohen Verkaufszahlen erzielt haben dürften. Mit "Berlin Wedding", offizieller V.Ö.-Termin 24.2, erschienen auf Skycab (->Babylon Circus, Trans-Global Underground) könnte sich das aber möglicherweise ein wenig ändern. Immerhin haben sie das Kunststück fertiggebracht, dem "Rolling Stone" in der Januar-Ausgabe eine Kurzreview mit sage und schreibe 4,5/5 "Sternen" zu entlocken. Das ist doch mal einen verbalen Faschings-Tusch wert.

    Der Titel des Albums macht das Konzept schon klar: Die traditionellen osteuropäischen Wurzeln mit einem spezifischen Metropolenklang zu verbinden und dabei immer noch einen authentischen Wiedererkennungswert zu behalten.

    Musikalisch bedeutet das - neben der für Bands dieser Art typischen Stilvielfalt aus Klezmer, Balkan-Jazz und Zigeuner-Romanzen - zum einen eine gewisse Berliner Schnoddrigkeit in einem Teil der Texte und zum anderen die Integration von urbanen Soundelementen wie HipHop, Tango oder Latin-Grooves. Und so hört man dann einen Titel wie "Berlin" mit Passagen wie

    Bayern, Türken und Chinesen
    sieht man in der U-Bahn lesen.
    Ick fahr jetzt lieber Bike.
    Ick streik.

    Aber auch - besonders in "Onkel aus Amerika" - eine Art "Folk-Rap", bei der die Tuba als Bassinstrument stark in den Vordergrund gemischt (und wahrscheinlich auch digital aufbereitet) wird und nicht "pumpend" sondern in langen, trance-artigen Linien geblasen und der Text mit leicht elektronisch verfremdeter Stimme eingesprochen wird.

    Dennoch finde ich, dass die eher traditionellen "Romanzen", besonders das ukrainische "Dnepr Scirocco" und die bulgarischen Titel "Stepil Dobri" und "Dragi" die musikalischen Glanzlichter des Albums stellen. Das wirklich hinreißend schöne "Stepil Dobri" wird von Special Guest Georgi "Joro" Gogow auf der Geige begleitet. Genau: Der, der auch auf dem bekannten CITY-Megahit "Am Fenster" die Saiten streicht. Mit "Wedding Kucek" bestreitet er darüber hinaus ein weiteres schönes Instrumentalstück.

    Die CD enthält neben 15 Titeln das Video zu "Berlin". (Dieses ist auch auf der Homepage abrufbar).

    Einen gewissen Schwachpunkt bilden sprachliche Plattitüden wie März war weiß. Mai wird grün. Es hängt immer ab vom Wetter. (Lass die Augen zu).

    Morgen, Samstag (25.2) ist jedenfalls Record-Release Party in der Berliner Kulturbrauerei. Danach gibt es eine Deutschland/Niederlande/Schweiz/Österreich-Tour. Die Gelegenheit für den Einstieg in die wunderbare Welt der urbanen Osteuropa-Musik.

    http://www.kuzine.de

  • Vor 18 Jahren

    Schön, dass diese wunderbare Band endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Gestern war ein Ausschnit aus dem "Berlin"-Video kurz auf Deutsche-Welle-TV zu sehen, in "Popxport", das - nebenbei gesagt - ansonsten eine ziemlich blöde Sendung ist. Sie wurden da als "Klezmer-Ska"-Band angekündigt, was wieder so ein komisches Etikett ist. Sicher zitieren und verarbeiten sie unter anderem auch Ska-Elemente, aber eben nur als ein (und nicht mal wesentlichstes) Element unter vielen. Und es gibt sicher auch Bands, die genau das sind: Klezmer-Ska. Aber Kuzine ist Kuzine. Und nicht alles, was Blasinstrumente einsetzt und heftig off-beatig ist, ist zwangsläufig Ska. Die bekannten Klezmer-Titel aus der "goldenen Ära" (Anfang des 20. Jh.) sind auch bereits alle sehr offbeat-lastig.

    Na jedenfalls, ich freu mich schon auf heute abend. Hab sie bereits so vier-, fünfmal gesehen. Live gehören sie definitiv zu den Bands, die "das Publikum abkochen" wollen (und auch können).