laut.de-Kritik

Zwischen antikem Bombast und neuzeitlicher Schärfe.

Review von

Was haben Bands wie Volbeat, HIM und Deep Purple gemeinsam? Auf den ersten Blick sicherlich nicht viel, auch wenn sich alle drei Combos unter dem Großbegriff "Gitarrenmusik" einordnen lassen. Doch wer auch nur einen Funken Klang-Sachverstand besitzt, der wird bezeugen, dass zwischen dem wilden Country-Metal-Punk-Treiben von Volbeat, dem schmachtenden Airplay-Gothik-Rock der Herren Ville Valo und Co. und den progressiven Vintage-Schwaden von Deep Purple musikalische Welten liegen.

Dass sich die drei unterschiedlichen Kollektive aber durchaus auch in den Armen liegen können, beweist ein Blick in die hiesigen Album-Charts. Dort teilt sich das englisch-dänisch-finnische Trio nämlich momentan die ersten drei Plätze. In Front liegt der britische Hardrock-Fünfer um Rampenlicht-Aushängeschild Ian Gillan, und das ist schon eine Überraschung. Zwar belagerten Deep Purple in den vergangenen 40 Jahren bereits sechsmal den deutschen Albumcharts-Thron, doch nach dem eher rückläufigen öffentlichen Interesse an jüngeren Werken wie "Abandon" oder "Rapture Of The Deep" dürften wohl nur noch die wenigsten DieHard-Jünger der Band an einen siebten Gipfelsturm der Engländer geglaubt haben.

Doch was die fünf Veteranen anno 2013 präsentieren, sollte vielen Jungspund-Branchenkollegen die Schamesröte in die Gesichter schießen lassen. Mit atmosphärischen Kopfnickern ("Weirdistan", "Above And Beyond"), rockenden Geradeausfahrten ("Hell To Pay")und doomigen Grusel-Verneigungen ("Vincent Price") präsentieren Deep Purple allerhand Eckpfeiler, die sich vor Perlen der "Perfect Strangers"-Phase nicht zu verstecken brauchen.

Dank Bob Ezrins (Kiss, Pink Floyd) Gespür für erwärmende Geballtheit pendelt der Albumsound gekonnt zwischen antikem Bombast und neuzeitlicher Schärfe hin und her. Differenziert und detailverliebt verkeilen sich Don Airys Hammond-Infernos immer wieder mit Steve Morses tiefen Retro-Riffs, während Ian Gillan an vorderster Front reichlich langlebige Harmonien aus dem Ärmel schüttelt ("Out Of Hand", "All The Time In The World").

Oberflächliche Ego-Ausflüge sucht der Hörer auf "Now What ?!" vergebens. Deep Purple präsentieren sich als eingespieltes Big Boys-Kollektiv. In der Gemeinschaft liegt die wahre Stärke. Es ist schon beeindruckend, was entstehen kann, wenn sich fünf Ausnahme-Einzelkönner ohne Wenn und Aber vom ersten bis zum letzten Moment in den Dienst der Mannschaft stellen.

Trackliste

  1. 1. A Simple Song
  2. 2. Weirdistan
  3. 3. Out Of Hand
  4. 4. Hell To Pay
  5. 5. Body Line
  6. 6. Above And Beyond
  7. 7. Blood From A Stone
  8. 8. Uncommon Man
  9. 9. Après Vous
  10. 10. All The Time In The World
  11. 11. Vincent Price

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11 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Sehr starkes Album. Hatte ich ihnen nicht mehr zugetraut.

  • Vor 10 Jahren

    Für mich verdient dieses Album nicht weniger als fünf Sterne: was für eine grandiose Scheibe, die der Haufen Halbverwaister da rausgehauen hat!

    Reiht sich nahtlos neben In Rock, Fireball, Machine Head, Burn, Perfect Strangers und Purpendicular in die Perlen meiner facettenreichen Lieblingsband ein...

  • Vor 9 Jahren

    ich wollte mir dieses werk von d.p. eigentlich nicht mehr aufstülpen – liebe ich doch produktionen wie in rock, machine head, fireball. letzlich leibte ich mir die live in verona dvd ein und war fasziniert was die band noch für eine musikalische kraft ausstrahlt. so erstand ich mir doch noch die now what ??– und bin fasziniert!
    die perfekte routine einer exkuisiten rentnercombo. klar hat sich das stimmvolumen gillans reduziert – aber ian besitzt immer noch mächtige gesangsleistung. glover und paice mit grundsoliden rhythmen -don airey und steve morse sind endlich in band! morse der die kreativiät blackmores mit seiner ausgefeilten technik wettmacht.
    eine motivierte band, ein album ohne füllmaterial – das abschiedswerk von d.p.? ….dann nur ein riesiges dankeschön