2. März 2004

"Der Whiskey lief zur Höchstform auf"

Interview geführt von

Wenn man schon knapp mit der Zeit ist und man sich dann auf die Pünktlichkeit anderer verlassen muss, geht's eh immer schief. War ja klar, dass sich auch Basser Micko von Debase erst mal verspäten würde.

Hi Eddy, tut mir leid, dass ich jetzt erst anrufe, aber der Kerl vom Interview vor dir hat einfach nicht aufgehört zu labern.

Bitte? Er hat nicht aufgehört zu labern? Kann es sein, dass er den Sinn und Zweck eines Interview nicht so ganz kapiert hat?

Weiß auch nicht so ganz, aber er war einfach so begeistern von unserem Album, dass er sich gar nicht mehr eingekriegt hat und mir das unbedingt in allen Einzelheiten darlegen musste.

Ist ja auch ganz anständig geworden. Erzähl mir doch mal was über euch, immerhin ist "Unleashed" ja schon eure dritte Scheibe, aber bisher hatte ich von euch noch nicht allzu viel gehört.

Ok, wir haben 1996 angefangen, zusammen Musik zu machen. Das waren damals die beiden Gitarristen und ich, und wir haben dann angefangen, Songs zu schreiben und uns nach einem Sänger und einem Drummer umzuschauen. Mit unseren ersten beiden Labels hatten wir nicht allzu viel Glück. Wir haben 1999 unsere erste CD rausgebracht und sind danach mit Alice Cooper in Deutschland auf Tour gegangen. Nach der Tour sind wir dann wieder ins Studio gegangen und haben die nächste Platte aufgenommen, aber bevor wie sie veröffentliche konnten, ging das Label pleite. Das zweite, ein dänisches Label namens Kick Music, gab uns nach der Veröffentlichung von "Damnation" keinerlei Unterstützung, als wir das Angebot hatten, mit Judas Priest 2001 auf Tour zu gehen, weshalb wir das komplett selbst finanziert haben. Dann kam auch noch das Angebot, mit Annihilator und Seven Witches auf Tour zu gehen, und wir sahen wieder keinen Pfennig. Deswegen war klar, dass wir da ganz schnell wieder weg müssen. Das hat zum Glück geklappt, und wir sind letztendlich bei Sanctuary gelandet.

War das nicht finanziell gesehen ganz schön riskant auf eine ausgedehnte Tour mit Judas Priest zu gehen? Die lassen sich doch bestimmt ganz gut bezahlen.

Das stimmt schon, aber wir hatten einen guten Sponsor, der uns finanziell unterstützt hat. Andernfalls hätten wir das natürlich nie finanzieren können. Man zahlt ja allein schon dafür, mit einer größeren Band auf Tour gehen zu dürfen, und während der Tour musst du ja auch von was leben. Das hätten wir nie selbst bezahlen können.

Worin würdest du die Hauptunterschiede zwischen dem aktuellen Album und den beiden anderen Scheiben bezeichnen?

Ich denke, dass wir auf Unleashed endlich tun und lassen konnten, was wir wollten. Wir haben das Album in unserem eigenen Studio aufgenommen und hatten von vorne bis hinten alles selbst in der Hand. Wir hatten es einfach satt, wegen irgendwas immer Abstriche machen zu müssen, weshalb wir uns selbst um alles gekümmert haben. Bei den ersten beiden Scheiben wüssten wir auch noch nicht so genau, wo wir eigentlich hin wollten, das entwickelt sich ja erst.

Es ist wirklich schwer, euren Sound in irgendeine Schublade zu stecken. Wie würdest du das denn benennen, was ihr da macht?

Wooha, keine Ahnung. Wir machen einfach, worauf wir Bock haben, und da unsere Einflüsse verdammt breit gefächert sind, kommt eben so was bei raus. Das geht von Elvis bis hin zu Machine Head. Es bin aber nicht nur ich, der mit Ideen ankommt, sondern alle in der Band haben ihren Input ins Songwriting. Wir schreiben unsere Songs alle im Proberaum und arbeiten sie dort gemeinsam aus. Es ist nicht so, dass einer mit einem komplett fertigen Song ankommt, ihn den anderen zeigt und diese ihn dann nachspielen. Die Ideen werden von allen gemeinsam ausgearbeitet. Bei den Lyrics ist Michael der Verantwortliche, nur der Text zum Titeltrack ist von mir. Einige sind eher fiktional, andere sind schon eher im realen Bereich angesiedelt, er legt sich da keine Grenzen auf.

Das sieht man ja schon auf eurer Homepage. Jeder von euch hat eine ganz unterschiedliche Top 5 Liste.

Ja, und das ist doch toll. Ich bin immer schon ganz gespannt, was die anderen aus meinen Songs basteln, wenn ich mit ein paar Ideen ankomme. Jeder bringt seine Einflüsse mit ein, und so entsteht dann etwas ganz Unerwartetes. Ich kann unseren Stil wirklich nicht beschreiben, da wir uns nicht auf irgendwas limitieren, sondern einfach alles in eine Topf werfen und sehen, was dabei rauskommt. Außerdem ist das doch eh dein Job, du bist doch der Journalist, hahaha.

Das Einzige, was ich da machen kann, ist, Vergleiche mit anderen Bands anstellen. Ein Begriff, um euren Sound zu definieren, fällt mir auch nicht ein. Auf eurer Homepage habt ihr aber die Beschreibung: Doom, Heavy und Thrash Metal. Siehst du eure Musik also als ein Mischung daraus an?

Nur bedingt. Das Zeug hab ich mehr oder minder nur aus Spaß auf unsere Page gestellt. Da einige Journalisten diese Begriffe immer wieder verwendet haben, um uns zu beschreiben, hab ich einfach mal aufgeschrieben, was diese einzelnen Stile eigentlich ausmacht. Ich denke, unserer Musik deckt davon alles und nichts ab.

Jeder von euch hat in einer Liste sein verrücktestes Banderlebnis aufgeschrieben, und bei dir steht da was von der berühmten Jack Daniels Show in der Tex Bar. Was war das denn?

Das ist so etwas wie ein Insider-Running-Gag. Wir hatten an dem Abend ein Interview mit einem Dänen für einen kleinen dänischen TV-Kanal. Die Sendung wurde von Jack Daniels gesponsort, und wir hatten eigentlich ständig einen Whiskey in der Hand. Etwas später an diesem Abend hatten wir aber auch noch ein Konzert, und das wurde dann ganz schön abgefahren, denn der Jacky lief dann zur Höchstform auf, im Gegensatz zu uns.

Eurer Drummer hat da eine Geschichte stehen, die schon beinahe unglaublich klingt ...

Ja, ich weiß, aber sie stimmt. Der Drummer einer anderen Band hatte kurz vor dem Gig einen schweren Unfall, und sein Arm war so schwer verbrannt und verletzt, dass ihn der Arzt nicht mehr retten konnte, und er amputiert werden musste. Anstatt das sofort machen zu lassen, hat der Kerl den Arzt aber gebeten, noch bis nach der Show damit zu warten. Er hat dann sein Set unter Schmerzmitteln gespielt und sich danach den Arm amputieren lassen. Wie strange ist das denn?

Dazu fällt mir nicht viel ein. Euer Gitarrist Siggi schreibt, sein seltsamstes Erlebnis sei ein Fight mit eurem alten Drummer im Tourbus gewesen. Euer Sänger berichtet sogar von einem Riot vor einem Gig in Stockholm. Anscheinend legt man sich mit euch besser nicht an, oder wie sieht das aus?

Öh, wahrscheinlich besser nicht, hahaha. Nein, solche Zeiten haben wir eigentlich hinter uns, aber man kann Stress ja nicht immer vermeiden. Unser alter Drummer war schon immer ein Unruheherd, das war auch mit ein Grund, warum er die Band letztendlich verlassen musste. Es lag aber auch daran, dass er das Interesse an der Band verloren hatte. Es gibt also keinen in der Band, der ihm eine Träne hinterher weint.

Das Interview führte Michael Edele

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