10. Februar 2015

"Du solltest dir deine Freunde besser aussuchen"

Interview geführt von

Im Februar 2015 veröffentlichen Danko Jones ihr neues Album "Fire Music", auf dem erstmals der neue Drummer Rich Knox zu hören ist.

Danko Jones gehen ihren Weg, und das nun schon seit fast zwanzig Jahren. Kaum eine Band zieht in punkto Basics einen derart dicken roten Faden hinter sich her, wie die Mannen um den charismatischen Frontmann mit der hyperaktiven Zunge. Das Bluesrock-Trio aus Toronto kennt nur eine Richtung: Geradeaus. Im Februar 2015 präsentieren die Kanadier ihr neuntes Studioalbum "Fire Music".

Abermals dürfen sich die Fans der Band auf ein Feuerwerk aus Hardrock und Blues freuen. Verändert hat sich also nichts. Oder doch? Bei den Rockern sitzt ja schon wieder ein neuer Drummer hinter den Kesseln. Rich Knox heißt der Mann; müsste mittlerweile der siebte Schlagzeuger sein, der sich seit der Bandgründung im Jahr 1996 um einen Langzeit-Job im Background der beiden Gründer Danko Jones und John Calabrese bemüht. Oder haben wir einen vergessen? Wir gehen lieber auf Nummer sicher und fragen bei dem Führungs-Duo nach.

Mein erster Eindruck von "Fire Music": Wo Danko Jones draufsteht, ist auch Danko Jones drin. Ein Freund von mir durfte auch mal kurz reinhören. Der fand's allerdings nicht so prickelnd. Seine Worte: "Die spielen seit "Born A Lion" nur noch ihren Stiefel runter". Was sagt ihr dazu?

Danko Jones: Du solltest dir deine Freunde besser aussuchen (lacht). Nein, im Ernst: Er hat meiner Meinung völlig Unrecht; denn ich finde, dass wir besagten Stiefel schon viel länger runterspielen. Und das meine ich total ernst. Wir haben noch nie groß rum experimentiert. Wir sind keine Band, die sich immer wieder neu erfinden muss, weil am Jahresende der Anzug irgendwo zwickt. Wir machen Hard Rock. Mal schneller, mal langsamer, mal lauter und mal leiser. Das machen wir schon immer. Und ich denke, dass das auch so bleiben wird. Unser neues Album wird sicherlich niemanden überraschen. Es wird aber auch niemanden enttäuschen; zumindest keine Leute, die auf unsere Trademarks stehen.

Hatte Atom Willard (Ex-Drummer) keine Lust mehr auf eure Trademarks?

Danko Jones: Ich glaube, dass die Trennung von Atom weniger mit unserer Musik zu tun hatte. Atom hat sich musikalisch bei uns wohlgefühlt. Er ist aber auch ein Typ, der Probleme damit hat, sich festzulegen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, er hat seit 2000 in sieben verschiedenen Bands gespielt. Auch als er bei uns war, hatte er nebenbei noch andere Projekte am Laufen. Das war irgendwann einfach zu viel. Wir wollen jemanden im Boot haben, der hundertprozentig bei der Sache ist. Das war bei Atom irgendwann einfach nicht mehr der Fall.

Atoms Ersatz Rich Knox ist bereits der siebte Danko Jones-Drummer seit 1996. Oder habe ich einen vergessen?

Danko Jones (lacht): Nein, ich zähle auch sieben.

John Calabrese: Moment ... Ja, stimmt. Rich ist der siebte (lacht).

Ihr habt demnach ein Drummer-Problem. Woran liegt das?

John Calabrese: Gute Frage. Wahrscheinlich liegt es an uns beiden (lacht).

Danko Jones: Ja, gut möglich. John und Ich, wir sind schon ein ziemlich eingeschworenes Team. Man muss schon viel investieren, wenn man bei uns dazugehören will.

"Es fühlte sich irgendwie an wie Wacken auf See"

Investiert Rich genug?

Danko Jones: Bisher schon (lacht). Er ist fokussiert und eine Bereicherung in jederlei Hinsicht. Er spielt einen extrem energiegeladenen Style. Das zeichnet ihn am Schlagzeug aus. Er ist aber auch ein toller Typ Mensch.

John Calabrese: Er ist definitiv jemand, mit dem ich mir vorstellen kann, noch sehr, sehr lange zu arbeiten. Er bringt einfach alles mit, was es braucht, um uns als Band und als Gemeinschaft weiter nach vorne zu bringen. Er wohnt in derselben Stadt wie wir, er hat Ideen, die uns weiterhelfen, er ist ein Kerl, mit dem man auch abseits des Proberaums gerne abhängt und er ist einer, der nie müde wird. Das passt diesmal einfach alles. Das hört man auch auf dem neuen Album. Da ist jetzt eine Band am Start, in der alle am selben Strang ziehen.

Danko Jones: Ich denke, dass wir mit "Fire Music" ein Album an den Start bringen, das einen gewissen Greatest Hits-Vibe innehat. Dieses Gefühl verdanken wir auch Rich, der sich wirklich mit viel Herzblut und Leidenschaft mit eingebracht hat. Auch live geht die Post ab. Ich meine, wir haben jetzt noch nicht soooo viele Konzerte mit ihm gespielt, aber überall da, wo wir zugange waren, kamen nach der Show die Leute auf uns zu und meinten, wir würden klingen, als tingelten wir in dieser Konstellation schon seit Jahren um den Erdball.

Mittlerweile macht ihr auch die Ozeane dieses Planeten unsicher. Wie war's vor ein paar Wochen auf dem "Motörboat"?"

Danko Jones: Das war großartig und hat jede Menge Spaß gemacht. Wir haben vorher noch nie auf einem Schiff gespielt. Und dann auch noch zusammen mit vielen Bands, die wir lieben und verehren und tausenden wildgewordenen Metalheads: Das war schon ziemlich krass.

John Calabrese: Es fühlte sich irgendwie an wie Wacken auf See, verstehst du? Da war eine verschworene Community am Start. Jeder, der da war, hatte Lust auf das volle Programm. Es gab keine Show, kein Event und keine Aktivität auf dem Schiff, die nicht gänzlich von den Leuten aufgesogen wurde. Jeder war voll bei der Sache und hat vier Tage lang alles aus sich rausgeholt. Anstrengend, aber geil (lacht).

Habt ihr noch mehr neue Songs angetestet, außer "Gonna Be A Fight Tonight"?

Danko Jones: Wir haben außerdem noch "Watch You Slide" vom neuen Album gespielt.

Wie haben die Fans auf die neuen Songs reagiert?

Danko Jones: Sie sind ausgeflippt (lacht).

John Calabrese: Das coole war, dass wir nicht das Gefühl hatten, neue Songs zu spielen. Es fühlte sich eher so an, dass die beiden Nummern schon ewig Teil unserer Setlist sind. Bei "Gonna Be A Fight Tonight" wusste jeder bereits nach dem ersten Chorus Bescheid. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so viele hochgereckte Fäuste gesehen habe.

"Ich bin ein ziemlich langweiliger Typ, wenn ich keine Gitarre in der Hand halte"

Seid ihr nächstes Jahr wieder dabei?

Danko Jones: Es wäre uns eine Ehre. Ich meine, welcher Rockmusiker würde nicht gerne zusammen mit Motörhead auf einem Boot spielen. Das ist eine Sache, die man später noch seinen Enkeln erzählen kann.

Ich hätte ja gedacht, dass ihr sechs Wochen später gleich noch mal in See stecht. Stichwort: Kiss-Kruise.

Danko Jones: Oh, das wäre natürlich auch ne feine Sache gewesen. Vielleicht klappt's ja nächstes Jahr.

Studios, Tourneen, Schiffsreisen: Ihr zwei seid seit nunmehr fast zwanzig Jahren nahezu durchgehend auf Achse. Es soll ja ähnlich rastlose Musiker geben, die während der kurzen musikfreien Zeit im Jahr in eine Art Depression fallen, weil sie keine Ahnung mehr davon haben, wie das normale Leben vonstatten geht. Wie sieht's da bei euch aus?

Danko Jones: Also ich bin gerne daheim. Ich weiß auch noch, wie man Wäsche wäscht, einkaufen geht und wie man eine Badewanne mit Wasser füllt (lacht). JC?

John Calabrese: Oh, da habe ich auch keine Probleme mit. Gibt es wirklich Musiker, die nach einer Tour zuhause nicht mehr klarkommen?

Danko Jones: Ich denke eher, dass sich viele dieser Typen einfach nur ein bisschen interessanter machen wollen. Wenn man vier oder sechs Wochen am Stück in einer engen Bus-Koje schlafen und dreimal am Tag die Tür eines Dixie-Klos hinter sich schließen muss, dann ist man normalerweise heilfroh, wenn man wieder in den eigenen vier Wänden ist. Ich liebe einfach beide Welten. Ich fühle mich großartig, wenn ich auf Tour bin, neue Länder, Städte und Menschen kennenlerne und abends auf der Bühne die Sau rauslassen kann. Ich liebe es aber auch, wenn ich zuhause hinter mir die Tür zumachen und einfach nur in den Tag hineinleben kann.

Der dreht sich aber meist nur um Musik, oder?

Danko Jones: Fast, ja. Ich schreibe gerne für Musikmagazine, mache Podcasts und treibe mich in Plattenläden rum. Ich gehe aber, wie gesagt, auch gerne einkaufen oder leg mich in die Wanne. Ich brauche eine gewisse Balance wenn ich nicht auf Tour bin. Der Danko Jones zuhause hat auf jeden Fall nur sehr wenig mit dem Danko Jones auf der Bühne gemeinsam. Ich denke, ich bin ein ziemlich langweiliger Typ, wenn ich keine Gitarre in der Hand halte (lacht).

John Calabrese: Naja… (lacht)

In zwei Jahren feiert ihr euer zwanzigjähriges Bühnenjubiläum. Ab wann wird der "langweilige" Danko Jones den "energiegeladenen" den Rang ablaufen?

Danko Jones: Das wird noch dauern, keine Bange. So lange wir gerade stehen können und keine Hörgeräte brauchen, werden wir weiter Vollgas geben. So ne heiße Wanne ist zwar ne tolle Sache, aber abends auf der Bühne stehen und den Rock'n'Roll zu predigen gibt mir schon noch ein bisschen mehr.

Das werden eure Fans gerne hören.

Danko Jones: Das will ich doch hoffen.

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Danko Jones

Gitarre, Bass und Schlagzeug: So reduziert könnte man die Kanadier von Danko Jones um den gleichnamigen Sänger und Gitarristen beschreiben und wäre …

3 Kommentare mit 7 Antworten