laut.de-Kritik

Einer der besten Musik-Exporte aus der zentralsten US-City.

Review von

Zwischen dem feurigen Electric Bluesrock einer Ana Popovic und dem engagierten Orgel-Soul einer Izo Fitzroy bewegt sich schon seit einem Vierteljahrhundert die heute 40-jährige Danielle Nicole Schnebelen. Aufgewachsen in einem Musikerhaushalt, wohnte sie als Kind regelmäßig Jam-Sessions im Blues-Milieu Missouris bei.

Ihre dritte Solo-LP "The Love You Bleed" kündet von jemandem, der immer vor allem von Musik umgeben war. Die Ko-Producerin und Komponistin ihrer Scheibe bewegt sich schlafwandlerisch sicher durch geschmackvoll arrangierte Songs, in denen irgendwie alles stimmt: Interessante Soli, wechselnde Stimmlagen, Sound, Melodien, Dramaturgie, außerdem Inbrunst, Coolness und die Balance aus beiden. Wie auch Samantha Fish stammt Frau Schnebelen aus Kansas City. So verkörpert sie, neben Melissa Etheridge, die ihre Kindheit im Umland der Metropole verbrachte, sowie neben Janelle Monáe und Tech N9ne einen der wenigen nennenswerten Musik-Exporte der Stadt.

Nach ihrer (langen) Zeit mit der Geschwister-Band Trampled Under Foot setzt Danielle deren scharfkantig-schnittigen American Roots-Stil fort, der zu gleichen Teilen nach Südstaaten-Highways und urbanen Rockschuppen klingt. Im Gegensatz zur Tedeschi Trucks Band meidet Danielle Nicole elegische Auswüchse, Pathos, konzepthaften Überbau. Statt dessen verkettet sie viele straighte, smarte, kompakte Stücke mit vollem Orgel-Sound und Sehnsüchten zu einem konsistenten Flow von Premium-Tracks. Sehnsüchte sind ein stimmiges Grundgefühl für eine Scheibe übers Herzblut, das bei Liebe tropft - "The Love You Bleed".

Wo bei Laura Cox die Arbeit an den Saiten fesselt und bei Elles Bailey in erster Linie die Stimme berührt, bringt Bassistin Danielle beide Kompetenzen sehr gut unter einen Hut. Entsprechend begehrt war das Vorgänger-Album und zählte erstaunliche 10 Millionen Streams auf Spotify, sonst nicht gerade dem in-Medium für bluesige Werke.

Die neuen Songs unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Färbung der Vocals voneinander: rau, beißend, rauchig in "Love On My Brain", prinzessinnenhaft in "Right By Your Side", gospelhaft, afroamerikanisch zwischen Kopf- und Bruststimme changierend in "Make Love". Mal Country-heiser in "How Did We Get To Goodbye", mal an Janis Joplin geschult in "Fireproof" oder düster und maskulin in "Head Down Low", zeigt sich die Sängerin variabel. Alle ihre Facetten fügen sich zu einem ausgewogenen Ganzen.

Etliche Tracks betonen Bass und Verstärker, wie jenes "Head Down Low" oder das Highlight "Walk On By", das sich mit Nachdruck ins Ohr bohrt. Andere schlagen mehr die Richtung einer Akustik-Sektion ein, so zum Beispiel das luftige "Young Love On The Hill", das zarte Unplugged "A Lover Is Forever" und die längere, groovige Ballade "Who He Thinks You Are" mit Lagerfeuer-Flair. Letztere hat das Potenzial, alle im Konzert intuitiv ihre Feuerzeuge oder Smartphone-Leuchten schwenken zu lassen. Thematisch kreisen sämtliche Tunes um die Liebe und nichts als die Liebe, ihre Tücken und Hindernisse. Insgesamt eine starke Platte ohne Überraschungen, aber von hoher Intensität, kompositorischer Qualität und voller Feeling für gutes Timing.

Trackliste

  1. 1. Love On My Brain
  2. 2. Make Love
  3. 3. Right By Your Side
  4. 4. How Did We Get To Goodbye
  5. 5. Head Down Low
  6. 6. Fireproof
  7. 7. A Lover Is Forever
  8. 8. Say You'll Stay
  9. 9. Fool's Gold
  10. 10. Walk On By
  11. 11. Who He Thinks You Are
  12. 12. Young Love On The Hill

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