laut.de-Kritik

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"We'll drive until the gas is gone." Die Eröffnungszeile der Scheibe zeugt nicht von der großen Reiseerfahrung, die Dan Mangan eigentlich haben sollte. Mehrere Jahre war er unterwegs, spielte an jedem noch so kleinen Lagerfeuer in Amerika, Europa und Australien. Aus den Road-Erfahrungen bastelte er dieses Album, mit dem er schon in der kanadischen Heimat 2009 erste Achtungs-Erfolge erzielte.

Zurecht, denn das Album ist eine Sammlung durch die Bank toller, aber unterschiedlicher Indie-Perlen. Die Lagerfeuer-Wandergitarre wird manchmal ganz in der gemusterten Umhängetasche gelassen, stattdessen gibts straighte Folk Rocker, zittrige Pianoballaden oder pompösen Streicherpop. Die Vielseitigkeit ist die Stärke von "Nice, Nice, Very Nice".

Bevor dem Opener "Road Regrets" das Gas ausgeht, schmeckt er unwiderstehlich nach Highway und 90 Meilen pro Stunde Richtung Horizont. "The Indie Queens Are Waiting" ist eine wunderbare Liebeserklärung an die Sorte Frauen in hippen Coffeeshops, die Plattenladen-Dates haben.

Und wenn beim fast sechsminütigen "Fair Verona" am Ende noch ein Orchester einsteigt, ist sowieso schon jeder dem 27-Jährigen aus Vancouver verfallen. Hier zeigt er auf, was ein groß angelegter Spannungsbogen alles kann. Kein übliches Vers/Chorus/Vers-Schema schreibt Dan Mangan vor, wie man einen Song aufbaut.

Die Gitarrennummer "Tina's Glorious Comeback" erzählt vom aussichtlosen Musikerleben, dann bittet gar eine Posaune zum Duett bei "Et Les Mots Croisés". Der Bluegrass-Stampfer "Some People" bleibt auf halber Strecke abrupt stehen, um dann noch mal richtig Anlauf zunehmen.

Gegen Ende macht dann die ganze Bandbreite von Mangans kratziger Stimme den Abgesang aufs Älterwerden in "Basket" noch zu einem weiteren Highlight: "If I can make it to the street, I’'l steal a car, or a bike, or whatever there is to steal". Ein letztes Mal noch ausbrechen können, so lang der Körper noch willig ist. Klingt gut. Etwas mehr Power steht Dan Mangans Stimme sowieso exzellent zu Gesicht, Momente wie in "Road Regrets" und eben "Basket" dürften gerne öfter vorkommen.

Die Zugänglichkeit und die Geschichten schreien eigentlich nach Auftritten in hippen US-Serien. Diese Formate haben ja schon so manchen Indie-Act einem breiteren Publikum vorgestellt. Bis dahin warte ich noch auf die Indie Queens, die diese Scheibe nicht mögen. Es werden nicht viele sein.

Trackliste

  1. 1. Road Regrets
  2. 2. Robots
  3. 3. The Indie Queens Are Waiting
  4. 4. Sold
  5. 5. Fair Verona
  6. 6. You Silly Git
  7. 7. Tina's Glorious Comeback
  8. 8. Et Les Mots Croisés
  9. 9. Some People
  10. 10. Pine For Cedars
  11. 11. Basket
  12. 12. Set The Sails

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