laut.de-Kritik

Ungewohnt abwechslungs- und kontrastreiche Instrumentals.

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In der "Hi-Hat Club"-Reihe stellt das Kölner Label Melting Pot Music vor allem seine Boombap-affinen Beatbauer vor, die dabei bisher auf vokale Gastbeiträge verzichteten. Kein Wunder, bei MPM bevorzugt man eben "Sachen, die so interessant sind, dass sie auch ohne Rap funktionieren", so Labelchef Oliver "Olski" von Felbert. Für die nunmehr sechste Ausgabe der gefeierten Instrumental-Serie schusterte der Kölner Produzent DJ Adlib ein Album mit dem charmanten Titel "Haus & Garten", auf dem der Tradition zum Trotz erstmals auch gerappt wird.

Doch trotz der Tatsache, dass mit Black Spade & The Primeridian, Planet Asia, Frank Nitt sowie Declaime gleich fünf MCs in Erscheinung treten, liegt Adlibs Hauptaugenmerk "Hi-Hat Club"-gemäß auf der Musik. Für sein "Haus & Garten"-Projekt hat er sich ein großflächiges Grundstück gegönnt, auf dem er sowohl für wohlgepflegte, klare Strukturen als auch für völlig verworrenes Klanggestrüpp Platz hat.

Trotz seinem spürbarem Faible für Boombap-Trademarks räumt DJ Adlib in seinem Klangspektrum viel Raum für elektronische Spielereien und moderne Elemente ein. So koexistieren auf seinem Debüt Vinyl-typisch knisternde Instrumentals ("For Shore"), futuristisch angehauchte Beats ("Alex Harvey") sowie zahlreiche Mischformen aus beidem. Allein beim rhythmischen Fundament greift der Produzent meist auf vertraute Breakbeat-Sounds zurück.

Gerade die Überlagerung von altbewährten Retroklängen und extravaganten Melodien verleiht den Tracks so viel Spannung. Dank Adlibs erfreulicher Offenheit für moderne Synthesizer und ähnliches warten die Arrangements immer wieder mit klanglichen Überraschungsmomenten auf. Nur selten ziehen sich einzelne Loops auf Songlänge hin, stattdessen erlebt man für Hip-Hop-Verhältnisse ungewohnt abwechslungs- und kontrastreiche Instrumentals.

Herausragende Höhepunkte findet man dank des kontinuierlich hohen Niveaus und der variierenden Grundstimmung nur wenige, den ein oder anderen Ohrwurm jedoch sehr wohl. So geht beispielsweise das Planet Asia-Feature "Streets" dank prägnanter Melodie sofort ins Ohr. Auch das kurze und knackige "U & I" gerät mit Gesangs-Sample sehr eingängig und groovt mit weit in den Vordergrund gerücktem Drumset. Beim druckvollen "Lorwdamercy" pumpen dagegen Dubstep-geschwängerte Basslines aus den Boxen.

Frank Nitt drängt sich bei "Bang It Out" von allen Gastmusikern am weitesten in den Mittelpunkt des Geschehens und huldigt seiner Heimatstadt Detroit mit einer abgedrehten Hookline. Eher entspannter geht es gegen Ende bei "Uschi" zu, bei dem mit Hubert Daviz und Adi Dick zwei weitere Produzenten Hand angelegt haben. Der würdige Rausschmeißer "Been Around The World" mit Westcoast-MC Declaime bringt dann ein letztes Mal Rap-Skills und musikalische Vielschichtigkeit unter einen Hut.

Wer beim Hip-Hop gerne mal auf Sprechgesang verzichtet und stattdessen detailverliebte Beats über sich ergehen lässt, dem bietet die "Hi-Hat Club"-Reihe auch in sechster Auflage hohe Qualität und Innovation. Die neu eingeführten MC-Beiträge ändern daran nichts, sondern sorgen viel mehr für erfrischende Abwechslung und Power. Mit seiner runden und ideenreichen Produktion "Haus & Garten" setzt DJ Adlib die Messlatte für seine Nachfolger hoch an.

Trackliste

  1. 1. Enter
  2. 2. 1,2 Yo!
  3. 3. For Shore
  4. 4. Wine
  5. 5. Burds
  6. 6. Electric Cars
  7. 7. Alex Harvey
  8. 8. Lordamercy
  9. 9. U & I
  10. 10. Streets
  11. 11. Ice Cold
  12. 12. Bang It Out
  13. 13. Uschi
  14. 14. Been Around The World

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2 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Hmmm interessant. ich finde Haus Und Garten den bisher schwächsten Teil der Serie, so spannende Instrumentals wie Heavy Horns auf The Jazz Files (mMn der stärkste Teil) hat DJ Adlib nicht zu bieten. Und die MC´s finde ich unpassend, da die Hi-Hat Club reihe nunmal für Instrumental Hip Hop steht. 3/5

  • Vor 12 Jahren

    muss ich mobeat zustimmen, ist bis jetzt auf jeden fall der schlechteste teil der serie. wenn man das mit hulk hodn und twit one vergleicht, die ein wahnsinnsbrett zum ersten teil rausgehauen haben.. naja. trotzdem ne gute sache das ding, adlib stellt ja auch in anderen sachen wie der 'beat power' platte von twit one immer mal wieder gute tracks.