laut.de-Kritik

Auf dem staubtrockenen Highway der verlorenen Träume.

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Sie sind einfach nicht totzukriegen. Satte 20 Jahre ist es nun her, seit die Dänen mit "Call Of The Wild" ein Countrypunk-Album auf die Menschheit losgelassen haben. Erst im Spiegel der Zeit sieht man die wahre Größe dieses - damals völlig unbeachtet gebliebenen - Debüts.

Im Laufe der Jahre erlebte die Band so einige Höhen und Tiefen, an denen sie - Gott sei es gedankt - nicht zerbrochen sind. Stilistisch tuckerten sie über melodischen Rock bis hin zum Dampfhammer und wieder zurück. Nach dem lässigen "Soft Dogs" scheint sich Dänemarks erfolgreicher Musik-Export selbstsicher im Hier und Jetzt einzupendeln.

Der Zwang, den eigenen kreativen Output am Härtegrad der Songs zu messen, ist entspannter Kompositionskunst gewichen. Der locker dahingeworfene Opener "Lawrence Of Suburbia" streicht dank seiner dunklen Atmosphäre Lorbeeren ein. Wie ein furztrockener Blues schlurfen zweisaitiger Bass und Gitarren im Verbund und schlagen hörbar eine Brücke zum "No Fuel Left For The Pilgrims"-Album aus den Achtzigern.

Von angezogener Handbremse kann angesichts deftig abgehender Tracks wie dem sinnigen "Camping In Scandinavia" kaum die Rede sein. Jesper Binzer spielt die Stärken seines Organs einmal mehr gekonnt aus. Wie eine fiese Version von Bon Scott faucht, kreischt und knurrt sich der Frontmann hier durch die Unwägbarkeiten des Zeltens im Norden. Stilistisch ehren sie wieder die Großen der Vergangenheit. Die Ramones, ein bisschen MC5 sowie ein AC/DC machen den Cocktail von D-A-D aus.

Zwischendurch darf es dann auch wieder etwas gemütlicher zugehen. "Little Addict" klingt im reduzierten Ambiente melancholisch. Im Pop verhaftete Gesangslinien und Melodien ranken sich um eine Geschichte, die geradewegs die hanebüchene Story eines Pete D. erzählen könnte.

Das Wechselspiel zwischen flotten Nummern und laid back-Attitüde macht das große Plus der Dänen aus. Hinter den einfühlsameren Stücken verbirgt sich jedoch keine schmalzige Gefühlsduselei. Die Welt von D-A-D sieht eher nach staubtrockenem Highway der verlorenen Träume aus denn wie ein Plüschsofa, auf dem der tragische Held seinem verflossenen Silikonwunder hinterher hechelt.

Trackliste

  1. 1. Lawrence Of Suburbia
  2. 2. A Good Day (To Give It Up)
  3. 3. Scare Yourself
  4. 4. No Hero
  5. 5. Hey Now
  6. 6. Camping In Scandinavia
  7. 7. Unexplained
  8. 8. Little Addict
  9. 9. Dirty Fairytale
  10. 10. Allright
  11. 11. Last Chance To Change
  12. 12. You Filled My Head

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