laut.de-Kritik

Jubiläumsausgabe zwischen Krautrock und Psycho-Pop.

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Heute feiern wir mal ausnahmsweise nicht den Geburtstag von "Emergency Room", sondern beklatschen die Jubiläumsausgabe der Band Clinic aus Liverpool. Zehn Jahre gibt es sie nun schon und mit "Funf" präsentieren uns die Kunst-Punker eine besondere Spezial-Ausgabe ihrer bisher unveröffentlichten Lieder. Zwölf B-Seiten sind hier in unterschiedlichen Varianten zu hören.

Gleich zu Beginn gibts die erste Rarität zu hören: "The Majestic" (B-Seite der ersten Single "Return Of Evil Bill") kommt im Bolero-Tanzschritt und typischer Surfin‘ Melodika-Manier daher. Majestätisch und instrumental leitet dieser Opener den wirren Popzirkus ein, bevor "Nicht" unerwartet zum klinischen Jugendheim-Pogotanz bittet.

Der Albumtitel selbst verrät nicht nur die Anzahl der bisher produzierten Longplayer, sondern auch das Faible der Band für die deutsche Sprache, abgesehen von einem kleinen Umlaut-Schönheitsfehler. Dazu kommt ihre Leidenschaft zum Krautrock, Sound-Ansätze von Can liegen dem Quartett schon von Beginn an in den Fingern. Seit 1997 gibt es die Klinik aus dem Nordwesten Englands, die mit ihrem Debütalbum "Internal Wrangler" 2000 für ein narkotisierendes Aufsehen sorgten.

Die klinischen Chirurgen um Oberarzt Ade Blackburn vermischen bereits seit fünf Alben Rockgeschichte mit kraftvollem Garagen-Punk und psychedelischem Folk-Pop. Neben schnellen Tanzschritten, Ekstase, Melancholie und Manie gibt es auch besinnliche Minuten auf dieser B-Seiten-Compilation. "Christmas" sorgt sogar im Sommer für weihnachtliche Gefühle. Gerade diese Rarität spricht für die gesamte Zusammenstellung. Die feierliche Stimmung mit Rentier-Schlittenfahrt-Rhythmus berührt einen sogar bei 25 Grad im Schatten.

Charakteristisch sind nach wie vor die sporadischen, spooky Melodika-Einsätze und natürlich Ade Blackburns hohe Vibrations-Stimme. Sehr kurz sind die einzelnen, bislang unveröffentlichten Songs geraten. Kaum einer wagt die magische Drei-Minuten-Grenze zu überschreiten. Der rudimentäre Trommelschlag von Carl in "The Dream Of Bartholomew" klingt wie einst der von Mo Tucker: Authentisch, frisch aus dem Proberaum entnommen und mit Stimmen aus dem Unterbewusstsein.

Insgesamt rocken diese zwei Seiten hier mehr als so manche Singleauskopplung. Die Gitarrenläufe in "Magic Boots" überkreischen nochmal den Falsettgesang und am Ende entspannen wir uns vom Raritäten-Terror mit "Golden Rectangle" und damit läuft die fünfte Produktion der Liverpudlians nach zu kurzer Zeit leider aus.

Trackliste

  1. 1. The Majestic
  2. 2. Nicht
  3. 3. Christmas
  4. 4. The Castle
  5. 5. You CanZt Hurt You Anymore
  6. 6. Dissolution; The Dream of Bartholomew
  7. 7. Magic Boots
  8. 8. The Scythe
  9. 9. Lee Shan
  10. 10. J.O/Love is Just A Tool
  11. 11. Circle I
  12. 12. Golden Rectangle

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