laut.de-Kritik

Atmosphärisch dichte Songs aus dem Abgrund.

Review von

Der Abgrund ist bedrohlich und düster. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Schritt nach dem anderen zu machen. Für alles andere ist es zu finster in den Klanglandschaften, in die uns die kalifornische Sängerin und Songschreiberin Chelsea Wolfe auf "Abyss" führt.

Der Titel passt, von Anfang an. "Carrion Flowers": Knarzende Drones, bedrohliche Geräusche, irgendwo zwischen Industrial und Doom, reißen uns mitten in den Höllenschlund, bedrohliche Soundlabyrinthe entstehen, irgendwann setzt ein industrieller Stakkato-Rhythmus ein. Knappe fünf Minuten, in denen wir in dystopischer Dunkelheit stolpern.

"Iron Moon", die erste Single, verdichtet alles noch einmal ums X-fache, ehe die Dynamik irgendwann runtergeht und nur ein Klavier Wolfes Stimme begleitet. Songhaftigkeit wechselt mit sonischem Donnern, mit absoluter Schwere. "My heart is a tomb/ My heart is an empty room", singt sie. Dabei schafft Wolfe bei aller zementschwerer Stimmung immer wieder bemerkenswerte Eingängigkeit, beispielsweise bei "Maw". Beim Folgetrack "Grey Days" legt sich ein Cello über den treibenden Rhythmus, die flächigen E-Gitarren sorgen ein Stück weiter hinten für die atmosphärischen Bögen.

Ebenso stark gerät "After The Fall", das ebenfalls reduzierter daher kommt, nur zweimal treiben sägende, zerrende Gitarren alles nach oben. Einen Song später, "Crazy Love" braucht es überhaupt nur eine Gitarre, die sich in einer klaustrophobischen Geräuschkulisse verliert. "Simple death feels infinite compared to the end of it all / dark, dark world / dangerous religion", heißt es da, und weiter: "Sometimes I don't know if I'll find the answer / or if I've ever asked the question."

Eher in die Industrial-Richtung der ersten beiden Stücke geht "Color Of Blood", eine verzerrte, präsente Klangfläche legt sich unter Wolfes Gesang. Nach zweieinhalb Minuten unterlegt ein aggressiver Achtelbeat das Stück.

Ganz am Ende steht der Titelsong der Platte. Die Stimmung bleibt sinister. "We were born into chaos / when I move it pulls me closer / when I swim it drags me under / when I dream it steals my wonder then sets me free from my slumber", singt Chelsea Wolf ganz am Ende. Dazu begleitet sie ein beklemmendes, fremd klingendes Klavier, ein knarziger Bass, ein leiser Rhythmus, ehe dissonante Streicherbögen den Epilog des Albums übernehmen.

Mit "Abyss" präsentiert Chelsea Wolfe ein intensives, atmosphärisch immens dichtes Album voller surrealer Sphärik, Düsternis, emotionalen Weggabelungen und Schwere.

Trackliste

  1. 1. Carrion Flowers
  2. 2. Iron Moon
  3. 3. Dragged Out
  4. 4. Maw
  5. 5. Grey Days
  6. 6. After The Fall
  7. 7. Crazy Love
  8. 8. Simple Death
  9. 9. Survive
  10. 10. Color Of Blood
  11. 11. The Abyss

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15 Kommentare mit 9 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    "Pain is Beauty" war schon ein Meisterwerk, aber es ist ihr tatsächlich gelungen dieses noch mal zu toppen.

  • Vor 6 Jahren

    Pitchfork verbigt ne solide aber keine überragende 7.2. Ich habs mir angehört. Versteh den deutschen Hype um dieses Album nicht so recht. Ne solide 3 oder schwache 4 wär imho auch okay gewesen

  • Vor 6 Jahren

    erst durch "his spun" (5/5) zu frau wolfe gefunden, finde ich dieses album fast noch ne nummer stärker.

    Simple Death und Survive sind meine persönlichen highlights eines tiefschwarzen, wunderbar zum aktuellen wetter passenden albums.

    • Vor 6 Jahren

      Bei mir sind's "Dragged out" und After the fall", die es damals (am schnellsten) aus dem Albenkontext raus und in meine Alltime-Favourites-Playlist hinein geschafft haben.

      Gerade "After the fall" erwies sich dabei als kunterbunte (na, eigentlich tiefschwarze) Samplekiste für ein Mixtape, während sich "Dragged out" innerhalb wiederum perfekt mit Cult of Lunas "Owlwood" zu einem wahren Stimmungskotzbrocken vermählen ließ...

    • Vor 6 Jahren

      *desselben Mixtapes