laut.de-Kritik
Die frühere Ash-Sängerin demonstriert Eigenständigkeit.
Review von Mathias MöllerAb wann sind Solokarrieren eigentlich solche? Charlotte Hatherley, ehemals Gitarristin bei Nordirlands heißestem Rockexport Ash, bringt bereits ihr zweites Album heraus, das erste nach ihrem Ausstieg aus der Mutterband. Und auf "The Deep Blue" demonstriert sie gelassen Eigenständigkeit.
Der kurze Instrumental-Opener kreiert eine entspannte Atmosphäre, so dass der Hörer fast unmerklich in das luftig-lockere "Be Thankful" hereinrutscht. Die lebensbejahende Beziehungsabrechnung "I Want You To Know" rockt sich so laidback ins Ohr wie die Frühlingssonne durch eine dünne Wolkendecke. Ganz klar, Lotte ruht in sich selbst. "Again" und "Wounded Sky" plätschern ruhig und beruhigend vor sich hin.
Dezent leiernd beginnt das zuckersüße "Behave", definitiv ein Höhepunkt der Platte. Im folgenden "Love's Young Dream" bemerkt man ganz subtil, dass die Zeit mit Ash-Songwriter Tim Wheeler doch prägend gewesen sein muss. Doch wo das Trio neuerdings wieder straighten Poprock bevorzugt, baut Hatherley wohltuende Widerhaken ein. Eine tiefe Backgroundstimme oder eine Rotzkanne im Hintergrund sorgen für Wiedererkennungswert.
"Roll Over (Let It Go)" droht gerade in nichtssagender Beliebigkeit zu versinken, da erfolgt der Wechsel vom seichten Einschlafstück zum Poprockperlchen. Wundervoll, diese Wandlungsfähigkeit! Auch "Very Young" mit seinen treibenden Drums langweilt n keiner Stelle.
Als es gegen Ende dann doch ein wenig zu poppig im negativen Sinne zu werden droht, bringt das leicht verschoben klingende "Siberia" Abwechslung. Ein gelungener Abschluss für eines dieser berüchtigten zweiten Alben.
