laut.de-Kritik

Silbernes Herz und goldenes Kehlchen.

Review von

Nur sprichwörtlich mit Pauken und Trompeten mischt die Newcomerin Caroline Keating den Indie-Neo-Folk-Markt auf. Auf ihrem Debut "Silver Heart" widmet sich die Kanadierin vielmehr dem, was sie am besten beherrscht: Klavier und Stimme. Nur ab und an leisten ihr zarte Drums, Hörner, Streicher und Kontrabass Beistand.

Im Titeltrack "Silver Heart" beschränkt sich die 25-Jährige erst einmal auf ihr Grundkapital und kommt ohne die Begleitung weiterer Musiker aus. Das ändert sich im folgenden "Ghosts". Eine fröhliche Klavier-Melodie, ihre fragil-säuselnde Stimme. Einen Grund, warum Mann wie Frau sich nicht sofort in Caroline und ihren berührenden Ausruf "Sssstop. Come back now" verlieben sollte? Es gibt schlicht keinen.

Der Zugang zu den melodiös gekleideten Songs offenbart sich auffallend schnell. Es stehen ja auch gerade die melodiegebenden Dinge wie Piano und Stimme im Vordergrund. Selten gesellt sich noch ein Horn dazu, dem dann aber nur genauso viel Platz gegeben wird, den der Kontext verträgt ("They Say"). Eine überlegte Instrumentalisierung - auch deshalb verkommt das Album nie zum Einheitsbrei: In "The Pier" tauscht die Kanadierin ihr Piano schlicht gegen ein ehrwürdiges Wurlitzer, eine raue Blues-Gitarre pflügt sich durchs Stück.

Die mädchenhaft-tapsige Stimme der Kanadierin, untermalt durch einfaches Staccato am Piano: Fertig sind zwei simple wie berührende Tracks, namentlich "Lusty Dusty" und "Billy Joel". "Used to cry along to New York State Of Mind" heißt es im letzteren. In Fröhlichkeit getunkte Melancholie, die ganz und gar ohne die abgegriffenen Depri-Klavierakkorde (oder gar kitschige Klischee-Streicher-Wände) daherkommt.

Nach dem kurzen Akkordeon-Ausflug "Gatsby" setzt schon der balladenhafte Beginn von "Montreal" ein. "Time apart has always done us well" - ein Album-Ende, das nach knappen 40 Minuten und zehn Songs richtig schmerzt. Das fühlt sich dann ungefähr so an, als befinde man sich mitten in der Trauung mit Jugendliebe Kate Bush, während diese einem schon die Scheidungspapiere entgegenstreckt. Einzig die Stimme Keatings hat weniger Tragweite als das Organ Bushs, serviert die Songs zuweilen mundgerechter und bei Weitem nicht so bedeutungsschwanger.

Dann doch lieber den Vergleich zu Regina Spektor (wegen des Klavierspiels) und zu Joanna Newsom (wegen den Grundzügen des Songwritings) ziehen. Diese zwei im Hinterkopf, vermischt mit einer Prise unbeschwertem Neo-Hippietum des Sufjan Stevens und dem engagierten Bestreben, etwas Eigenes zu schaffen: Das macht die Kanadierin auf ihrem Debutalbum aus.

Trackliste

  1. 1. Silver Heart
  2. 2. Ghosts
  3. 3. They Say
  4. 4. The Pier
  5. 5. Lusty Dusty
  6. 6. Billy Joel
  7. 7. So Long, Solange
  8. 8. One
  9. 9. Gatsby
  10. 10. Montreal

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