Porträt

laut.de-Biographie

Car Seat Headrest

Merkwürdige Bandnamen gibt es wie Wunder - immer wieder. Will Toledo (Jahrgang 1992 aus Leesburg, Virginia) entscheidet sich 2010 für den rätselhaften Namen, der sich auf die Kopfstütze eines Autos bezieht. Das Warum liefert Toledo zum Glück (neben einem wahnsinnigen Dutzend LoFi-Popalben zwischen 2010 und 2016) gleich mit: Für die Gesangsaufnahmen seines schlicht "1" betitelten Debüts zieht sich der US-Amerikaner mit 17 in die Privatsphäre des Rücksitzes des Familienautos zurück.

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Dort singt Toledo die brüchigen Vocals zu rostiger Gitarre ein. Als Car Seat Headrest fühlt er sich dem Schlafzimmer und einem Do-it-yourself-Ethos verpflichtet, auch wenn nachfolgende Alben sukzessive immer weniger LoFi klingen. Apropos Nachfolgealben: Allein in 2010 veröffentlicht die Band, die live um Ethan Ives (Gitarre), Andrew Katz (Drums) und Seth Dalby (Bass) erweitert wird, vier Platten als Downloads. 2013 zieht der Singer-Songwriter nach Seattle um.

Toledo spielt sämtliche Instrumente seiner zwischen Emo-Melodiösität und Indierock changierenden Werke selbst ein und lässt sich darin auch durch einen Plattenvertrag mit dem renommierten Matador Records (Queens Of The Stone Age, Savages) nicht beirren. Auch die dort erscheinenden CDs "Teens Of Style" und "Teens Of Denial" landen mit nur einem halben Jahr Abstand voneinander in den Verkaufsregalen. Erst letzteres Release führt erstmals einen externen Produzenten in die Indiewelt von Car Seat Headrest ein.

Das Album wird binnen kurzer Zeit allerorts gefeiert. Allmusic attestiert "Teens Of Denial" eine "wahrhaftige und frühe Weisheit" und Toledo eine rau tönende Brillanz, die profund und profan zugleich sei. Für Pitchfork bleiben die DIY-Sensibilitäten ungeachtet des bislang größten Produktionsbudgets ohrenscheinlich. Car Seat Headrest verneige sich vor Pavement, den Cars, Jonathan Richman und Wire.

Inhaltlich taucht Toledo regelmäßig einerseits tief ein in einen ironisierten Kosmos aus Existenzangst, Identitätsfragen und Weltanschauung, anderseits beschäftigt ihn mitunter genauso die Frage, wo denn wohl das nächste Bier getrunken wird. Kurz: Wer mit Songtiteln wie "(Joe Gets Kicked Out Of School For Using) Drugs With Friends (But Says This Isn't A Problem)" seine Freude hat, findet auch im musikalischen Äquivalent sein Glück.

Ab 2016 stockt das Fließband. Re-Issues diverser früher Alben, eine komplette Neuinterpretation ("Twin Fantasy") zahlreiche Touren, eine aufwändige TIDAL-Doku mit dem schönen Titel "I Haven't Done Shit This Year", tausende Posts auf den sozialen Medien, sogar ein Live-Album: Aber kein echtes neues Album. Damit nicht genug, Car Seat Headrest sind ab 2016 eine echte Band. Neben Toledo bilden Ethan Ives, Andrew Katz und Seth Daly das neue Gefüge. Aber statt in dieser Formation ins Studio zu gehen, falustieren sich Toledo und Katz im Left-Field-Elektroprojekt 1 Trait Danger. Toledo erschafft sich dabei ein Alter Ego, Trait, und tritt nunmehr ausschließlich mit Gasmaske auf.

Der Maestro sagt dazu: "One, I still get nervous being on stage with everybody looking at me. If everyone is looking at the mask instead, then it feels like we're all looking at the same thing, and that is more honest to me. Two, music should be about enjoying yourself, especially live music, and I think of this costume as a way to remind myself and everyone else to have some fun with it."

Sid Wilson verklagt ihn deshalb nicht, so erscheint 2020 "Making A Door Less OpenMaking A Door Less Open" und Vieles hat sich verändert. Dass die neue Aufstellung kein Lippenbekenntnis ist, zeigen nicht nur die wesentlich knapperen Songtitel. "Making A Door Less Open" ist hörbar eine mehr als gelungene Bandplatte geworden und bewegt den Emo der Band deutlich Richtung spätere Ceremony, ohne den Bandsound komplett abzustreifen. Elektronik spielt eine gewichtige Rolle, 1 Trait Dangers Aufnahme des Albums ist sogar Teil des Mix.

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Car Seat Headrest - Twin Fantasy: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2018 Twin Fantasy

Kritik von Kerstin Kratochwill

Schrammelige Sounds aus dem Autoradio-Kassettendeck. (0 Kommentare)

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