laut.de-Kritik

NYCs Slowcore-Helden begrüßen die neue Kompaktheit.

Review von

Man darf Calla zweifellos eine gewisse Erhabenheit bescheinigen. Die New Yorker schwebten bisher stets eher über den Dingen. Ihr atmosphärischer Slowcore entfaltete sich nachweislich am besten bei - Achtung, Klischee - Ruhe, Rotwein und gedämpftem Licht. Nur dann legten Aurelio Valles intime Flüstereien eine Welt offen, in der Sex auch ohne primäre Geschlechtsmerkmale funktioniert. In der Kopf und Gehörgang die einzigen erogenen Zonen stellen. Verführung durch samtene Dunkelheit.

Langspieler Nummer vier konserviert die Maxime der Introspektive - und klingt doch ganz anders. Möglicherweise, weil unvorhergesehene Komplikationen im Studio Frustrationen verursachten; vielleicht, weil die Band endlich eine größere Zielgruppe erreichen wollte, ist "Collisions" bei aller Eleganz ihr schnellster, lautester und zugänglichster Abkömmling. So beschränkt sich Valles Organ nicht länger auf den Souffleusenjob im nächtlichen Stimmungstheater - es reizt bisweilen mit vordergründiger Deutlichkeit.

Gleiches gilt für die Instrumentalabteilung: Das extrem rockige "It Dawned On Me" tauscht Minimalismus und schwelende Ambientflächen gegen drückende Gitarren und geradeaus gespielte Rhythmen ein. Perfekt arrangiert und äußerst kurzweilig, dürfte die Vorabsingle ihre Wirkung kaum verfehlen. Abgedunkelte Hypnotik und Winterdepression bietet das Dreigespann aber nach wie vor. Etwa in "Pulvarized", das die Keyboard-Karte voll ausspielt und elegische Murder Music in den Äthernebel zeichnet.

Im weiteren Verlauf setzt es etwas vorhersehbaren 90er-Alternative ("Testify") oder repetitiv-zerschrammte Gitarren auf dem unaufhaltsamen Weg zur Klimax ("Swagger"). Statt unter die Haut fahren diese und andere Songs allenfalls in Bauch und Beine. Damit verlassen Calla zumindest ein Stück weit die sehnsüchtige Post-Rock-Erotik der subtileren Vorgänger und erobern, gewollt oder nicht, neue Zuhörer. Ein knappes "gut" verdient das Album mit Sicherheit, ich für meinen Teil werde das Kribbeln allerdings vermissen.

Trackliste

  1. 1. It Dawned On Me
  2. 2. Initiate
  3. 3. This Better Go As Planned
  4. 4. Play Dead
  5. 5. Pulvarized
  6. 6. So Far, So What
  7. 7. Stumble
  8. 8. Imbusteros
  9. 9. Testify
  10. 10. Swagger
  11. 11. Overshadowed

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