laut.de-Kritik

Folkpop mit einem Hauch Esoterik.

Review von

Der Opener "Greatest Thoughts" lässt zuerst an eine Synthese aus Rickie Lee Jones und Kate Bush denken. Fügt man außerdem als Referenzen Joni Mitchell, Joan Baez und Yann Tiersen mit dessen geschmeidigen Harmonien an, nähert man sich dieser Musikerin Laura Groves an. Unter dem Künstlernamen Blue Roses präsentiert die Singer/Songwriterin himmlisch tönenden Kammerfolk mit einem Hauch Esoterik.

Mit einer eindringlichen Gesangsstimme, deren Klangfarbe zwischen der einer Joanna Newsoms und Anais Mitchell changiert, führt sie entzückend in ihr gleichnamiges Debüt ein. Auf klassisch anmutendes Pianospiel legt sich der großartige und immer wieder gedoppelte Gesang. Es spricht für die Reife der jungen Engländerin, dass sie meist das traditionelle Strophe/Refrain-Schema umgeht und sowohl poppige Eingängigkeit als auch lamentierende Momente vermeidet.

Vielmehr schlängeln sich die komplexen Melodien angenehm durch zauberhafte Arrangements aus Klavier, Akustikgitarre und Streichern. Dramaturgisch aufgewertet werden die Songs durch ihren facettenreichen Gesang, gekonnte vokale Phrasierungen und vor allem durch pointiert gesetzte Backgroundgesänge.

Das wunderbare "Cover Your Tracks" mit perlender Akustischer und famosen, sich ins Sakrale steigerndem Chor-Arrangement gefällt ebenso wie das flottere "I Am Leaving", das die Gitarre mit in Hall gesetztem Synthiespiel kontrastiert. Dass sie sich als versierte Gesangs-Arrangeurin ausweist, untermauert Laura eindrucksvoll mit "Doubtful Comforts", das dem langsamen Walzerrhythmus des Glockenspiels folgt.

Die Intensität der Songs resultiert nicht zuletzt aus dem weitgehenden Verzicht auf Schlagwerk. In "I Am Leaving" gibt die Rassel den Takt vor, in "Does Anyone Love Me Now?" sind rhythmisierende Handclaps zu hören. Mit dem großartigen "Rebecca" kommen dann doch Schlagzeug und E-Gitarre zum Einsatz, was dem Song einen borstigen Indie-Appeal verleiht, den ich mit häufiger gewünscht hätte. Das abschließende "Imaginary Fights" basiert ebenso wie "I Wish" auf flüssigem Klavierspiel, , das an Philip Glass erinnert.

Mit dem ersten Longplayer offenbart sich Blue Roses als ein ungemein feinsinniges kompositorisches und lyrisches Talent, dessen Musik eine unverstellte natürliche Aura umgibt. Schöngeistige Herzensmusik fernab von klanglichen Irritationen.

Trackliste

  1. 1. Greatest Thoughts
  2. 2. Cover Your Tracks
  3. 3. I Am Leaving
  4. 4. Can't Sleep
  5. 5. I Wish I...
  6. 6. Coast
  7. 7. Does Anyone Love Me Now?
  8. 8. Doubtful Comforts
  9. 9. Rebecca
  10. 10. Imaginary Fights

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